Seit sieben Jahren besucht Anna (Name geändert) das Projekt in Bensheim. Nach einem ein halbjährigen Klinikaufenthalt wegen einer Psychose hatte sie eine Strukturierung für ihren Tag gesucht. Am Anfang sei sie etwas unsicher gewesen, doch schnell fühlte sie durch die Arbeit im Projekt Bestätigung und Sicherheit. Nun kommt sie an allen drei Tagen, meistens arbeitet sie an der Patch-Maschine, um neuen Bewohnerinnen und Bewohnern des Heimes die Wäsche mit Namensetiketten zu versehen. Über die Zeit hat sie hier Freundinnen gefunden, mit denen sie auch ihre Freizeit verbringt.
Auch Klaus, der seit fünf Jahren zweimal die Woche regelmäßig das Projekt besucht kommt gerne hierher. "Ich mach mich gerne nützlich", sagt er, besonders das Kuvertieren und Patchen mache ihm Spaß. Nebenbei erzählt er seinen Kollegen von seinem alten Moped und seinen Träumen von einem NSU Quickly Moped.
Kontakt und Kommunikation gehören neben der stundenweisen Beschäftigung mit geringem Zuverdienst zu den Vorteilen dieses Angebotes. "Viele psychisch kranke Menschen sind häufig nicht oder noch nicht in der Lage, einer Tätigkeit in einer Werkstatt für Behinderte oder gar auf dem freien Arbeitsmarkt nachzugehen. Selbst der kontinuierliche Besuch einer Tagesstätte fällt schwer", berichtet Karin Poßmann. Die Diplom-Sozialpädagogin begleitet das Projekt montags von 13 bis 15 Uhr. Mittwochs und freitags betreut ihr Kollege Sven Gauert die Betroffenen bei Kuvertier- und Faltarbeiten für Pfarrgemeinden, Vereine und Betriebe. Auch Verpackungsarbeiten, Druckarbeiten, Heft- und Leimarbeiten, das Patchen von Namensschildern in Wäscheteile und leichte Montagearbeiten werden unter der Anleitung des Ergotherapeuten durchgeführt.
Ein treuer Auftraggeber der ersten Stunde ist die Gemeinde St. Nazarius in Lorsch, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit Weihnachtskarten bestellt. In Handarbeit wird jede einzelne Karte als wunderschönes Unikat erstellt!
Diese Arbeitsaufträge sichern die Finanzierung des Beschäftigungsprojektes und damit langfristig den Bestand dieser Maßnahme. Daher sind die Organisatoren auch über neue Aufträge, wie z.B. Druckarbeiten in schwarz-weiß oder einfache Montagearbeiten sehr dankbar.
Das Projekt kann ohne Anmeldung besucht werden. Manche kommen auf Anregung der Tagesklinik, andere vom Betreuten Wohnen, der Ambulanz der Vitos-Klinik oder vom Psychosozialen Hilfsverein. Im Durchschnitt besuchen das Projekt elf Personen. Zu Zeiten, wo es auf alle helfenden Hände ankommt, weil der Auftrag mit Zeitdruck verbunden ist, stehen bis zu 15 Personen zur Verfügung. Vom Alter her sind zurzeit sowohl 25jährige als auch 65jährige dabei.
Das zielgerichtete Arbeiten empfinden die Klientinnen und Klienten als motivierend. Die Betroffenen können Fähigkeiten einüben und festigen. Die Erfahrung, selbst Leistung zu erbringen mit denen man Geld verdienen kann, stärkt das oft angeknackste Selbstbewusstsein. Mancher Besucher und manche Besucherin hat durch das Projekt erfahren, dass die Belastungsfähigkeit wieder gestiegen ist und konnte nach einiger Zeit zum Besuch einer Werkstatt ermuntert werden. Schöne Erfolgsgeschichten, für die Menschen, die sich nach schweren Zeiten wieder gut stabilisiert haben.
Das Angebot in Gemeinschaft mit anderen tätig zu sein, tut den Menschen gut. Nach getaner Arbeit wird auch schon mal gemütlich Beisammengesessen und so manches Fest wird gemeinsam gefeiert.
Kontakt:
Betreutes Wohnen für psychisch Kranke
Sven Gauert und Karin Poßmann
Klostergasse 5a
64625 Bensheim
Tel.: 06251 85425-0/-134