Seit 2015 leitete Winfried Herr die Dienststelle in Fürth. Zahlreichen Menschen hat er in Belastungssituationen professionelle Hilfe und Begleitung durch schwierige Phasen angeboten. Die letzten Monate waren wegen Corona nochmals besonders herausfordernd.
Als Winfried Herr die Leitung der Dienststelle vor fünf Jahren übernommen hatte, gab es zwar keinen Virus, jedoch der zu organisierende Umzug der Hauptstelle von Heppenheim nach Fürth brachte auch viele Herausforderungen mit sich. Das Ziel, eine flächendeckende und regional ausgewogene Familienhilfe für alle Kinder, Jugendlichen und ihre Angehörigen in der Odenwaldregion des Kreises Bergstraße zu schaffen, wurde erreicht und die Mühen belohnt, bewertet Winfried Herr diesen Schritt rückblickend. Die gesellschaftlichen Veränderungen und die damit verbundenen familiären Veränderungen forderten neue Konzepte und Angebote im Bereich der Erziehungsberatung. Das multiprofessionelle Team aus Psychologen, Sozial- und Heilpädagogen, Sozialarbeitern sowie Teamassistentinnen waren in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Themen wie zum Beispiel Kinderschutz oder hochstrittige getrenntlebende Eltern erforderten eine vermehrte Vernetzung mit Schulen, Kindergärten, Jugendamt, Familiengericht und anderen Bereichen in der Jugendhilfe.
Beratungsspektrum stets erweitert
Erhebliche Pionierarbeit hatte Winfried Herr vor fünfzehn Jahren beim Aufbau des damals neuen Angebots "Beratung im Kindergarten" (BiK), durch welches die Erziehungsberatung ihr Beratungsspektrum erweiterte. "Nicht mehr nur in der Beratungsstelle selbst fanden Betroffene Hilfe, sondern direkt vor Ort, da wo sich Kinder und deren Familien aufhalten", berichtet Winfried Herr. Dieser Ansatz hat sich über die Jahre bewährt und so wurden 2019 in 39 Kindertagesstätten Sprechstunden für Eltern und Erzieherinnen angeboten und dadurch über 265 Eltern und Erzieherinnen beraten. Weiterhin wurde mit den anderen Beratungsstellen und dem Jugendamt in den letzten Jahren das Angebot "Beratung in Schule" (BiS) als eine Form der Sozialen Arbeit in Schulen entwickelt. Seit der Einführung eines neuen einheitlichen Konzeptes für Soziale Arbeit an den Schulen vom Kreis Bergstraße im vergangenen Jahr wird das Angebot der Beratungsstelle seitdem nur noch an den Gymnasien des Kreises angeboten.
Erziehungsberatung ist die am häufigsten in Anspruch genomme Leistung in der Jugendhilfe
"Durch die frühen Kontakte mit Kindern, Jugendlichen und ihren Angehörigen kann die Beratungsstelle präventiv wirken. Probleme können frühzeitig angegangen werden, bevor sie immer größer werden", berichtet der Caritasmitarbeiter, der selbst Vater zweier erwachsener Kinder ist. Die Unterstützung des Personals in den Kindertagesstätten und Schulen sei von großer Bedeutung, da in den letzten Jahren die pädagogische Betreuung durch die hohe Nutzung von Ganztagsbetreuung auch weitgehend außerhalb der Familien liege. "Es ist eine unserer wesentlichen Aufgaben, Erziehungspartnerschaften zwischen Schule und Familie sowie Kindergärten und Familien zu fördern", so der 65-jährige Sozialarbeiter, der zusätzlich als systemischer Familientherapeut und Supervisor ausgebildet ist. Auch die Arbeit mit Pflege- und Adoptivfamilien gehörte zu seinem Aufgabenfeld sowie das Angebot von Einzeltherapien für Kinder und Jugendliche als approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut.
Eike Wiesner übernimmt die Leitung
Nun übergibt er die Leitung an Eike Wiesner, der vor rund eineinhalb Jahren seine Tätigkeit in der Erziehungsberatung begonnen hat. Der Sozialpädagoge hat zuvor über 20 Jahre mit Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung gearbeitet. Seine Berufstätigkeit führte ihn nach Brasilien, Island und in die Schweiz. Nach seiner Weiterbildung zum systemischen Therapeuten arbeitet er seit vier Jahren freiberuflich und seit März 2019 in Teilzeit in der Erziehungsberatung. "In der Beratungstätigkeit fühle ich mich sehr wohl. Die Arbeit in der Beratungsstelle bietet eine Vielfalt an Begegnungen und Gesprächen mit sehr unterschiedlichen Themen", so Eike Wiesner, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Raum Heidelberg zu Hause ist.
Zurzeit ist die Arbeit des neuen Leiters sehr durch Corona geprägt. "Diese Zeit zeigt uns eindrücklich, wie wichtig es ist, über neue Zugangswege für Kinder und Jugendliche nachzudenken", so der 46-Jährige. "Die neuen Medien spielen bei der jungen Generation eine große Rolle. Mit zusätzlichen Angeboten wie Onlineberatung oder Chatroom könnten wir Kinder und Jugendliche erreichen, die zwar Hilfe brauchen aber keine Sprechstunde besuchen möchten. Besonders pubertierende Jugendliche wären dadurch einfacher anzusprechen."
Kontakt:
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
In den Pfarrwiesen 1, 64658 Fürth, Tel.: 06253 8061540