Eigentlich hatten sich die acht Frauen und drei Männer ihre Zeit nach einer langen Arbeitslosigkeit anders vorgestellt. Nach einer beruflichen Pause, meist aus familiären oder gesundheitlichen Gründen, hatten sie mit der Qualifizierungsmaßnahme "Aktivierung und Orientierung in Altenpflege/Betreuung/Hauswirtschaft" wieder einen ersten Schritt ins Arbeitsleben gewagt. Mit dem Ausbruch von Corona und der dadurch notwendigen Unterbrechung des Praxiseinsatzes in Altenheimen war die Sorge groß, dass diese neue Chance auf der Kippe stand.
Doch das Team um Projektleiterin Claudia Bock und Projektkoordinatorin Dorothee Spieß sind bekannt für ihren Ideenreichtum und ihren Einsatz für Menschen, die eine neue Chance verdienen. Unterstützt werden sie seit Januar von Jobcoach Nadine Spangenberg. So entwickelten die drei viele Ideen, um den Kurs auch in Zeiten von Corona im Homeoffice am Laufen zu halten.
"Glücklicherweise hatten unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer Anfang März die erste Etappe der Qualifizierung, den Vorbereitungskurs, schon erfolgreich abgeschlossen, bevor wir Mitte März zum ersten Mal in der seit 16 Jahren bestehenden Maßnahme die Qualifizierung ins Homeoffice verlegen mussten", berichtet Dorothee Spieß. Gemeinsam haben es alle geschafft, die Prüfungen sind erfolgreich verlaufen und die Erleichterung und Freude ist den elf Prüflingen deutlich anzumerken.
Annegret Feudtner-Romano vom Kooperationspartner "Neue Wege" ist sehr zufrieden über die schon im 16. Jahr bestehende erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Zukunftsaussichten für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind gut. "In Zusammenarbeit mit unserem Kostenträger Neue Wege Kreis Bergstraße gelingt es uns all die Jahre, sehr erfolgreich zu sein und stets über der erforderlichen Vermittlungsquote zu liegen", so die Projektleiterin Claudia Bock. Es mache Sinn, Menschen für die Versorgung von Seniorinnen und Senioren zu gewinnen und in gute Qualifizierung und Anleitung zu investieren. "Die Altenhilfe ist ein Bereich mit guten Zukunftsaussichten, in welchem der Bedarf an qualifizierten Kräften stetig steigt." Gerade Corona habe dies mehr als deutlich gezeigt.
Aufgabe und Zielsetzung unserer Maßnahme ist die Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt über die Qualifizierung hinaus", so Projektkoordinatorin Dorothee Spieß. "Der erfolgreiche Kursabschluss ist der erste Schritt. Danach sind Vertiefung in die Praxis und Vermittlung angesagt, wohnortnah, auch in Altenhilfeeinrichtungen anderer Träger." Auch bei diesem Kurs hat eine Teilnehmerin schon die Zusage für eine sozialversicherungspflichtige Festanstellung. Sie beginnt ihre Tätigkeit im Bensheimer Altenheim. Die Mutter von vier Kindern im Alter von sieben bis 16 Jahren ist froh, dass sie trotz familiärer Herausforderungen in Zeiten von Corona und trotz zu überwindendender Sprachbarrieren aufgrund ihrer italienischen Muttersprache den Kurs gemeistert hat. Auch dieser Kurs war multikulturell besetzt: Deutschland, Pakistan oder Syrien sind nur wenige Beispiele für Herkunftsländer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Voraussetzung für die Qualifizierung ist das Sprachniveau B1. Um die Theorie, aber auch den Praxisteil bestehen zu können, wird seit über einem Jahr zusätzlich ein fachspezifischer Deutsch- und Sprachunterricht angeboten. Sechs Frauen haben dieses Angebot der sprachlichen Förderung in diesem Kurs dankbar angenommen. "Der Zusatzunterricht ist nicht nur wichtig, um die Prüfung zu bestehen, sondern auch, um sich im neuen Job gut mit den Senioren und dem Team zu unterhalten und sie zu verstehen und die Dokumentation in Pflege und Betreuung bewältigen zu können", so die Projektkoordinatorin.
Wenn es in Richtung Bewerbung geht, ist Jobcoach Nadine Spangenberg besonders gefragt. Sie weiß, wo es hakt und kennt die Sorgen und Nöte der Frauen und Männer, die den Caritas-Qualifizierungskurs besuchen. Sie steht ihnen besonders in der Bewerbungsphase mit Rat und Tat zur Seite. Sie gibt Tipps zum Anschreiben und Lebenslauf und bereitet auf das Bewerbungsgespräch vor. "Die Altenhilfe ist ein großer Arbeitgeber, es warten zukunftssichere Stellen auf unsere Absolventinnen und Absolventen. "Gemeinsam packen wir die Suche nach der passenden Stelle an", so die 42-jährige Diplom-Sozialpädagogin. Beim früheren Arbeitgeber coachte sie speziell Menschen mit Migrationshintergrund und unterstützte diese bei der Bewerbung. Somit bringt sie viel Know-how für ihre neue Arbeitsstelle mit. Ganz individuell wird mit jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer nach der weiteren Perspektive geschaut. Da ist der 58-Jährige, der in der Praxisphase so viel positive Rückmeldungen von den Bewohnerinnen und Bewohnern erfahren hat, dass er nun gerne als Betreuer arbeiten möchte, da ist der Kollege, der zwar schon früher im Pflegebereich gearbeitet hatte, aber noch nicht qualifiziert war, oder die Teilnehmerin, die Familie und Beruf nun wieder unter einen Hut bekommen möchte. "Jeder Weg wird ein individueller sein, wir packen das gemeinsam an, Schritt für Schritt", so die Caritasmitarbeiterin.
Corona habe den Klassenverbund noch gestärkt. Der Kontakt unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde über WhatsApp gehalten, jede und jeder hat geholfen, wo es möglich war und insbesondere beim Besprechen der Hausaufgaben sei WhatsApp heiß gelaufen, erzählt ein Teilnehmer. Alle elf sind sich einige, dass der Kontakt auch über den Kurs hinweg bestehen bleibt.
Dankbar ist Dorothee Spieß, dass der Kurs im Caritas eigenen Hotel Karolinger Hof in Lorsch fortgesetzt werden konnte. "Hier konnten wir den Unterricht ab Juni mit dem nötigen Mindestabstand fortsetzen. Wir sind Claudia Bock und ihrem Team und allen dankbar, die uns das ermöglicht haben."
Nachdem nun zahlreiche Erfahrungen in Zeiten von Corona gesammelt wurden, hat ein neuer Qualifizierungskurs bereits begonnen. Weitere Interessenten können sich gerne melden.
Kontakt:
Qualifizierungsprojekt Altenpflege, Betreuung, Hauswirtschaft
Dorothee Spieß und Nadine Spangenberg, Telefon 06251 85425-152 /-0