Die 42 Plätze im Bistro D42 waren schnell ausgebucht und so gilt es bis 18:30 Uhr für ein volles Haus die 3-Gänge Menüs für Vegetarier und Fleischesser vorzubereiten. Trotz frühen Treffpunkts um 14:30 Uhr ist keine Zeit zu verlieren. Steffen Schmitt, Vorstandsmitglied von Köche ohne Grenzen, macht sich schnell mit der Küche und dem ihm zur Verfügung stehenden Personal vertraut und verteilt die zu erledigenden Aufgaben. Während er eifrig Paprika schnippelt und Auszubildende Esther Braun 7,5 Kilo Kartoffeln schält wird an der anderen Kochstation Feldsalat geputzt und gewaschen.
Während Steffen Schmitt für diese Veranstaltung der Chefkoch ist und zackig seine Arbeitsschritt erledigt, erzählt der Gründer von Köche ohne Grenzen Abate Abebe Sheferawe wie es zu dem Treffen im Bistro D42 überhaupt kam. Der gebürtige Äthiopier lebt seit 20 Jahren in Deutschland und arbeitet hauptberuflich als Projektleiter in einem Maschinenbauunternehmen. Als gelernter Koch finanzierte er sein Studium mit Kochen. Die Liebe für diesen Beruf hat er nie verloren. Vor neun Jahren gründete er den Verein Köche ohne Grenzen. Zum einen möchte er Schulkinder über gesunde, selbst zubereitete Nahrung informieren, zum anderen möchte er Personen, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe anderer angewiesen sind, "einen Blick über den Tellerrand ermöglichen", wie er sagt. Sheferawe ist sich sicher, dass er mit seinen ehrenamtlich durchgeführten Projekten bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern "eine Spur hinterlässt. Ich würde mich freuen, wenn sie sich später selbst ehrenamtlich engagieren."
Als er vom inklusiven Bistro D42 erfuhr, in dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam für das leibliche Wohl der Gäste sorgen, war seine Begeisterung für ein gemeinsames Event geweckt.
Rund 20 Menschen, die die Tagestätten in Darmstadt, Darmstadt-Eberstadt, Griesheim, Dieburg und Reinheim besuchen oder im Wohnheim Haus Elim leben, werden im Bistro beschäftigt. Seit das Bistro als drittes Gastronomieprojekt des Caritasverbandes nach dem Café Klostergarten in Bensheim und dem Hotel Karolinger Hof in Lorsch vor drei Jahren gegründet wurde, dient das Bistro als Treffpunkt im Viertel und bietet Arbeit für psychiatrieerfahrene Menschen und Menschen mit körperlichen Erkrankungen. Mittagstisch und Kaffeebetrieb wurden von Anfang an sehr gut angenommen, freut sich Betriebsleiterin Claudia Bock, die die drei Gastronomieprojekte mit 50 Mitarbeitenden stemmt. 30 von ihnen haben aufgrund ihres Handicaps mal mehr oder weniger gute Tage. So ist jeder Tag eine neue Herausforderung, weil kein Tag dem anderen gleicht. Weil dies auch von den Kolleginnen und Kollegen ohne Handicap einen besonderen empathischen und pädagogischen Umgang erfordert, werden diese in einer Schulung sehr differenziert auf diese Arbeit vorbereitet.
Rund 20 Personen werden von montags bis freitags im Bistro eingesetzt. Manche arbeiten drei, manche fünf Stunden die Woche, je nach Belastbarkeit. Auch eine Ausbildung ist möglich. Zurzeit werden im Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt des Caritasverbandes Darmstadt e. V. elf Menschen mit und ohne Behinderung ausgebildet. Esther Braun ist eine von den elf. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Köchin. Der Beruf habe sie schon immer interessiert. Doch erst beim Caritasverband Darmstadt stimmten für die ehemals extrem zurückhaltende junge Frau die Rahmenbedingungen. Während des Kartoffelschälens erzählt sie munter über alles, was sie bisher bei der Caritas während der Ausbildung gelernt hat.
Abate Abebe Sheferawe bestätigt dies darin, dass die Caritas ihren Auszubildenden einen sehr hohen Standard bietet und qualitativ hochwertig ausbildet, sei es zum Koch und zur Köchin oder zur Restaurant- oder Hotelfachkraft. Erscheint dies zunächst als zu hindernisreich, wird der Einstieg als Fachkraft in der Gastronomie empfohlen, so dass zunächst als Beikoch gearbeitet werden kann.
Steffen Schmitt zeigt und erklärt in der Bistroküche das ein oder andere, was den Lehrlingen bisher noch nicht bekannt ist. Als ausgebildeter Lehrer fällt ihm das Erklären leicht und den Dreien macht die Zusammenarbeit mit ihm viel Spaß. Am Abend ist alles für die herbstlichen Gänge für die Gäste vorbereitet. Tartar von der geräucherten Forelle, gebratenes Rinderfilet, Küchlein vom Hokkaido und viele weitere Köstlichkeiten sorgen für einen kulinarischen Abend.
Kurz vor Mitternacht ist dann alles vorbei und die Küche wieder aufgeräumt.
Es war das erste Event von Köche ohne Grenzen mit der Caritas aber bestimmt nicht das letzte, da sind sich alle einig.
Tischreservierungen im Bistro D42 unter der Nummer: 06151 961199 zu den Öffnungszeiten:Montag: 11:30 - 14:30 Uhr, Dienstag bis Freitag 11:30 - 17:30 Uhr