"Kein Tag war wie der andere", erzählt Monika Fahrenholz-Müller beim Rückblick auf ihre Caritasjahre. Auch auf den letzten Kilometern des Berufsweges hat sie kein Tempo rausgenommen und noch den Betreuungsverein für den Landkreis Darmstadt-Dieburg auf den Weg gebracht. "Ein Bonbon zum Abschied, darüber habe ich mich wirklich gefreut", sagt die 63-Jährige, die sich jahrzehntelang als Betreuerin für Menschen eingesetzt hat. Manche Personen begleitet sie seit über 30 Jahren. Diese langen Kontakte wird sie auch im neuen Lebensabschnitt halten, das sei ihr ein Herzensanliegen.
Die Liebe zur sozialen Arbeit kam als Rechtanwaltsgehilfin. Hinter jedem Fall steckte ein Mensch mit einem Schicksalsschlag. Um sich für diese Menschen mehr einzusetzen, studierte sie Sozialpädagogik in Darmstadt. Nach ersten Berufserfahrungen bei anderen Träger erfolgte der Einstieg bei der Caritas im Fachbereich der Allgemeinen Lebensberatung in Dieburg. Nach dem Wechsel zum Ambulanten Pflegedienst der Caritas in Dieburg-Münster konnte sie auch dort viele neue und lehrreiche Erfahrungen als Diplom-Sozialpädagogin machen. Schon nach vier Jahren kam das Angebot, wieder zur Allgemeinen Lebensberatung zurückzukehren, als Leitung. Diese Chance nutzte Monika Fahrenholz-Müller.
Das Caritashaus in der Weißturmstraße 29 sei so etwas wie ein zweites Zuhause geworden. Zum Glück sei sie gerne zur Arbeit gegangen. "Die vielen Jahre waren eine unglaubliche Reise, mit vielen Lebensgeschichten, Eindrücken, Erfahrungen, Grenzen und Möglichkeiten." Die positiven Entwicklungen nach schweren Lebensbrüchen hilfesuchender Menschen hätten beflügelt.
An der Leitungsfunktion habe sie fasziniert, Neues zu planen und aufzubauen. Ob Schuldnerberatung, die Übernahme der Ehe- Familien und Lebensberatung, der Internationale Frauentreff oder der Betreuungsverein für den Landkreis Darmstadt-Dieburg, der im letzten Jahr aufgebaut wurde, immer wurden die Hilfen auf die Bedarfe der Menschen abgestimmt. Es gab auch Bereiche, die aufgebaut und wieder eingestellt wurden, wie das Stromsparprojekt, das Engagment in der Hopizinitiative oder die sozialpädagogische Familienhilfe. So manche Auslagerung habe da auch geschmerzt.
Es sei wichtig, dass auch in Zeiten abnehmender Kirchensteurmittel an der Allgemeinen Lebensberatung als Grunddienst der Caritas festgehalten werde.
Die ALB sei für viele die erste Anlaufstelle, wenn es im Leben harkt, wenn Situationen fatal sind und eigene Lösungswege nicht mehr sichtbar sind. Da kommen Menschen mit finanziellen Problemen, Existenzängsten, Lebenskrisen und Konflikten. "Häufig sind es die Existenzängste, die die Menschen zu uns führt. Aber auch zu ganz speziellen Themen innerhalb der Familie kommen Anfragen, mal sind es Anliegen von Großeltern, die auch Besuchsregelungen mit den Enkelkindern haben möchten oder welches von den Geschwistern übernimmt die Versorgung/Koordination der Eltern bis zu Erbauseinandersetzungen."
Neben der Beratung sei auch die Weitervermittlung an interne und auch externe Fachdienste wichtig. Die vielen Anfragen zu Wohnproblematiken, "da können wir nicht wirklich helfen." Oft brauche es ein gutes Netzwerk. "Ich bin überzeugt, nur da, wo es ein Miteinander gibt, gelingt viel mehr und nur da ist gute Arbeit möglich." Monika Fahrenholz-Müller hat in ihren Berufsjahren ein gutes Netzwerk aufgebaut. Die Gästeliste aus Caritaskolleg*innen aber auch Kooperationspartner*innen, Mitarbeitenden des Landkreises, der Kommunen, der Pfarrgemeinden, katholische und evangelische Weggenoss*innen, Mitarbeitende vom Zentrum für seelische Gesundheit und viele mehr machte dies sichtbar.
Ihre wichtigsten Weggefährt*innen waren für Monika Fahrenholz-Müller das eigene Team, mit dem sie alles zusammen getragen und geschafft habe. Die elf Haupt- und drei ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Haus seien ein wenig wie eine zweite Familie gewesen, berichtet sie schmunzelnd.
Nun aber bleibe mehr Zeit für die eigentliche Familie. Die drei Kinder sind groß und haben sie zur dreifachen Oma gemacht. Ausreden für Sport gebe es jetzt auch keine mehr und das Wohnmobil stehe für Urlaube bereit. Zum Abschluss bringt sie ihre Caritasjahre in einem Satz auf den Punkt: "Es war ein lehrreiches, anstrengendes, schönes und absolut sinnvolles Arbeitsleben. Im Nachhinein ging es viel zu schnell",