Altenpflegeheim
„Es ist schon ungewöhnlich ruhig im Haus“, so Ulrike Schaider. Seit zwei Wochen muss die Heimleiterin immer wieder neue Schritte umsetzen, die das sonst sehr belebte Haus von Kontakten reduziert. Da im Altenheim die Menschen leben, die von dem Virus am stärksten bedroht sind, gilt hier besonders auf die Vorgabe zu achten: Abstand halten und soziale Kontakte reduzieren.
Begonnen wurde mit den Gruppen, die sonst im Haus für Kurzweile und Abwechslung sorgen. Als nächstes wurde die Besuchszeit im Haus Zug um Zug verringert. Lange habe der Krisenstab im Verband mit der Entscheidung gerungen, das Haus für die Angehörigen zu schließen. Doch letztendlich war der Durchlauf an Menschen im Haus zu groß, die Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner dadurch zu groß. Der Beschluss gilt zunächst bis zum 1. April, danach wird die Situation neu bewertet.
„Damit die Bewohnerinnen und Bewohner dennoch das Haus verlassen können, wurde die Parkanlage für andere Besucher gesperrt. Auch diese Maßnahme haben wir zum Schutz der uns anvertrauten Menschen gemacht“, so die Heimleiterin.
Die Angehörigen und die 70 Ehrenamtliche, die das Haus mit einer Vielzahl an Ideen und Veranstaltungen bereichern, hinterlassen eine Lücke, dennoch sei das Verständnis für die ergriffenen Maßnahmen bei allen da. Statt in persönlichen Gesprächen werde nun sehr viel auf telefonischem Weg geklärt.
Manche Bewohnerinnen und Bewohner machen derzeit ihre ersten Erfahrungen mit Skypen. Dieses Kommunikationsmittel wird neu im Haus angeboten. Am ersten Tag wurde das Angebot noch etwas zaghaft genutzt, doch das hat sich sehr schnell geändert und das Skypen macht vielen große Freude.
Tagespflege
Dienstag musste die Tagespflege schließen, um die neue Verordnung des Ministeriums zu erfüllen. „Die Versorgungslücke wird derzeit durch die Angehörigen selbst ausgefüllt, eine Notbetreuung wurde nicht angefragt“, so die Heimleiterin, die bei aller Sorge um die Gesundheit von Bewohner und Mitarbeitenden auch die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Maßnahmen beschäftigt. Am stärksten sei jedoch derzeit die Sorge wegen unzureichender Schutzmaterialien. Durch Produktionsstopp und Unterbrechung der Lieferkette fehle es an ausreichend Mundschutz und Kitteln, um in einem Ernstfall optimal geschützt zu sein. Jetzt hoffe sie darauf, dass von der Politik versprochene Lieferungen auch wirklich eingehalten werden.
Neben den vielen Sorgen und der Vielzahl an organisatorischen Maßnahmen sei es andererseits sehr berührend, wie sich die Bergsträßer Bevölkerung und viele Firmen mit Spenden dafür bedanken, dass der Pflegedienst und die weiteren nötigen Dienste vor Ort in dieser angespannten Zeit für die Menschen da sind, die ihre Hilfe dringend brauchen.
Schloß Falkenhof
In seiner zweiten stationären Einrichtung in Bensheim behandelt der Caritasverband in der Caritas-Klinik Schloß Falkenhof Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen. Auch dort musste der Klinikleiter Jochen Bickel die Ausgangs- und Besuchsregelungen anpassen. Nicht alle Patienten waren jedoch dazu bereit, in Zeiten der Krise die Reha Maßnahme fortzuführen, obwohl die Behandlungen nach wie vor in der Klinik auf hohem Niveau angeboten werden. Da der Virus auch die möglichen Neuaufnahmen erheblich einschränkt, erlebt der Verband auch hier durch erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Nun gilt es genau hinzuschauen, wie die Regierung soziale Einrichtungen und deren Mitarbeitende beim Schutzschirm berücksichtigt. „Die Caritas ist ein unverzichtbarer Bestandteil der gesundheitlichen und sozialen Daseinsfürsorge und ein ganz wichtiger Anker für viele, die schon außerhalb der Corona-Krise auf unsere Hilfe und Beratung angewiesen waren, und jetzt umso mehr Fragen haben und verunsichert sind. Es wäre wichtig, dass sich das in den aktuellen Beschlüssen wiederspiegelt“, so Caritasdirektor Ansgar Funcke. Bisher sind ausgerechnet die ambulante und stationäre Pflege vom Rettungsschirm ausgenommen.
Mehrgenerationenhaus und Gastronomie
Auch das Mehrgenerationenhaus des Caritasverbandes muss für die Bensheimer Bürgerinnen und Bürger derzeit geschlossen bleiben. Die Koordinatorin Cornelia Tigges-Schwering informierte alle Gruppen darüber, dass die Treffen derzeit nicht im Haus stattfinden können. Viele Gäste nahmen bis Freitag die Gelegenheit wahr, günstig und gut im Café Klostergarten zu essen. Nach der verordneten Schließung durch das Land hat das Gastronomie-Team mit dem stellvertretenden Betriebsleiter Frank Hofmann schnell nach neuen Lösungen gesucht und bietet durch den Karolinger Hof einen Lieferservice an. Die Speisekarte ist im Internet auf der Seite des Mehrgenerationenhauses veröffentlicht. Auszubildende des Gastronomieprojektes helfen aber auch bei der Bensheimer Tafel mit, die für die Unterstützung sehr dankbar ist, da viele Ehrenamtliche zum eigenen Schutz nicht mehr in der Ausgabe und beim Fahrdienst helfen können. Auch der Migrationsdienst wird von der Sozialarbeiterin geleitet. Leider mussten die Integrationskurse zunächst bis zu den Osterferien unterbrochen werden, die Migrationsberatung für Erwachsene findet telefonisch und per Mail weiterhin statt.
Allgemeine Lebensberatung
Die Mitarbeitenden der Allgemeinen Lebensberatung, in krisenfreien Zeiten auch in Bensheim mit einer Außensprechstunde vor Ort, stehen nun für alle Fragen und Probleme am Heppenheimer Standort am Telefon und Online zur Verfügung. Auch alle anderen Dienste im Heppenheimer Caritaszentrum sind weiterhin erreichbar. „Wir als Caritasverband lassen die Menschen in dieser schweren Zeit nicht allein, wir sind weiter für sie da, nur in anderer Form“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein.
GPZ
Im Gemeindepsychiatrischen Zentrum Bergstraße-Ried leitet Karin Poßmann den Bensheimer Standort. 12 Menschen nehmen das Intensiv Betreute Wohnen im Franziskushaus wahr, andere werden durch das Betreute Wohnen weiterhin gut versorgt, wobei auch hier die Telefonate jetzt im Vordergrund stehen. Mit Ruhe und Besonnenheit hilft auch hier das Caritasteam die Klientinnen und Klienten durch die Krise zu begleiten. Zwar musste das Beschäftigungsprojekt in Bensheim schließen und Freizeitangebote reduziert werden, dennoch hilft die überwiegende telefonische Beratung und Unterstützung, auch bei der medizinischen Versorgung, den psychisch kranken Menschen durch diese schwere Zeit.
Kontakte:
Caritasheim Bensheim: 06 25 1 – 10 80 0
Caritas-Klinik „Schloß Falkenhof“: 06 25 1 – 10 20
Migrationsberatung für Erwachsene (Mi: 9-12, 14-16 Uhr: 0 62 51 – 85 42 50)
Allgemeine Lebensberatung: 06 25 2 – 99 01 30
Hilfe für psychisch kranke Menschen: 0 62 51 – 85 42 50
Lieferdienst des Mehrgenerationenhauses: 0 62 51 – 17 52 00