Ein Unfall, eine Krankheit oder ein anderer Schicksalsschlag können dazu führen, dass Menschen, von heute auf morgen, nicht mehr in der Lage sind, ihre gesundheitlichen, behördlichen oder finanziellen Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Wenn das Leben aus dem Ruder läuft, dann helfen rechtliche Betreuer*innen wieder den richtigen Kurs zu finden, wenn für diesen Fall nicht vorgesorgt wurde.
Auch im Kreis Bergstraße gibt es Menschen, die Ehrenamtliche an ihrer Seite brauchen. Tanja Voith war lange in der Kinderarbeit engagiert, bevor sie und ihr Mann eine neue Herausforderung im Ehrenamt beim Betreuungsverein im Kreis Bergstraße fanden. Nach einer Schulung an vier Abenden war ihnen schnell klar, "das ist kein Kaffeeklatsch. Hier geht es um vielfältige Problemstellungen, Gespräche mit Ärzt*innen, Pflegekräften, Palliativteam, Heimleitungen, aber auch Eltern, sonstigen Angehörigen oder auch Behörden", berichtet die ehrenamtliche Betreuerin. "Und es geht um Geduld beim Ausfüllen unzähliger Formulare", was ihr aber, da sie selbst auf einer Behörde arbeite, zum Glück leichtfalle. Der "Papierkram" schreckte auch nicht ihren Mann, Hansjürgen Voith, vom Ehrenamt ab. Derzeit ist er mit seinem Betreuten auf der Suche nach einem Werkstattplatz. Es sei seine dritte Betreuung. Die Menschen, die er bisher begleitet habe, könnten unterschiedlicher nicht sein, eine Person war blind, die zweite schizophren und nun begleitet er einen Menschen mit Down-Syndrom. Bei aller Unterschiedlichkeit der Erkrankungen und den sich daraus ergebenden Handlungsfeldern sei eines immer wichtig: ein respektvolles Miteinander.
Klaus Schäffauer begann sein ehrenamtliches Engagement im Betreuungsverein mit seinem Renteneintritt. Fünf Betreuungen hat er seither ausgeführt. "Jede Betreuung ist anders, je nach den Begebenheiten." Individuell werde geschaut, was es an Hilfe und Unterstützung brauche und welche Anträge gestellt werden müssen. Gerne besucht er die Betreuten einmal im Monat, wenn es auch deren Wunsch ist, denn seit Januar 2023 stehen aufgrund der Gesetzesänderung das selbstbestimmte Leben der Betreuten, ihr Wille, ihre Wünsche und ihr Wohl noch stärker im Mittelpunkt als davor.
Manchmal müsse sich das Miteinander auch erst einspielen, berichten die Ehrenamtlichen. "Rund um die Uhr angerufen zu werden, kann anfangs passieren", berichtet Hans-Peter Kneip schmunzelnd. Als ehemaliger Heimleiter des Caritasheimes St. Elisabeth in Bensheim hat er sich im letzten Jahr dazu entschlossen, seine erste rechtliche Betreuung zu übernehmen. Durch seine Kontakte im Berufsleben habe er die Arbeit der ehrenamtlich Engagierten immer sehr zu schätzen gewusst. Auch wissend, dass besonders in der Anfangsphase ein hohes Engagement und viele zeitliche Kapazitäten erforderlich seien. Ihm mache es Spaß für andere das zu sein und so begleitet er schon seit Jahren ehrenamtlich den Vorsitz des Betreuungsvereins im Kreis Bergstraße als ein weiteres Ehrenamt. Der Verein wurde vor 28 Jahren gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hilfe und Unterstützung in allen Fragen rund um die rechtliche Betreuung, Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung anzubieten. Dieses Angebot können Betreute selbst, ehrenamtliche Betreuer*innen, Bevollmächtigte, sowie alle an dem Thema interessierte Mitbürger in Anspruch nehmen.
Als hauptamtliche Mitarbeiterin des Betreuungsvereins ist Maritta Eckert-Geiß Ansprechpartnerin für die ehrenamtlichen rechtlichen Betreuer*innen. Kommen die Ehrenamtlichen mal an ihre Grenzen, so finden sie bei wertvolle Hilfe und ein offenes Ohr für ihre Fragen. Die Caritasmitarbeiterin führt in die neue Aufgabe ein, leitet Interessierte fachlich in Einzelgesprächen an und ermöglicht einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch. Auch bietet sie Fachtage, Fortbildungen und Infoabende an, wie im Café Klostergarten in Bensheim zum Thema Eingliederungshilfe. Wann werden Fahrtkosten übernommen? Welche Hilfsmittel dürfen angeschafft werden? Wie sieht es mit den Kosten für die Haushaltsführung aus? Welche Behörde ist zuständig und wie läuft die Antragstellung ab? Nur einige vieler am Abend erörterten Fragen, auf die rechtliche Betreuer*innen im Alltag Antworten brauchen und vom Dozenten des Landeswohlfahrtsverbandes auch bekamen.
Eines ist Maritta Eckert-Geiß noch wichtig zu betonen: "Die Betreuten bleiben, trotz eingerichteter rechtlicher Betreuung, voll geschäftsfähig. Rechtliche Betreuung ist Rechtsfürsorge und Unterstützung und nicht Entrechtung!" Wer sich für diese wertvolle Aufgabe engagieren möchte, kann sich gerne mit Maritta Eckert-Geiß in Verbindung setzen: 06252-9901-28 oder bv@caritas-bergstrasse.de
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