Ein Sturz, eine Krebs Diagnose, eine Blutvergiftung, es gibt so viele verschiedene Gründe, warum Menschen von heute auf morgen ihr Leben nicht mehr so selbstständig wie bisher gestalten können. Gesundheitszustände können sich auch derart verschlechtern, dass die Angehörigen, die die Pflege bisher übernommen haben, Unterstützung brauchen, damit die Pflege zu Hause, in den vertrauten Wänden weiterhin möglich ist. Das sind die Momente, in denen das Telefon bei Letisha Junker klingelt und das Gegenüber sich die passgenaue Hilfe wünscht. Nicht immer ist alles machbar, manchmal gibt es sogar Zeiten, da können überhaupt keine neuen Klient*innen aufgenommen werden, denn es fehlt an Personal. Das bereitet allen Sorgen, denn die Not der Angehörigen ist bei jedem Telefonat zu spüren.
Die Leiterin des Pflegedienstes liebt ihre Arbeit und sprudelt die Vorteile des Pflegeberufes nur so heraus. "Es gibt so viele schöne Momente in dem Beruf durch die persönlichen Kontakte vor Ort. Die Dankbarkeit vieler Klient*innen ist oft sehr berührend." Sie selbst sei damals vom Krankenhaus in die ambulante Pflege gewechselt, weil sie den Wunsch hatte, Menschen längerfristig zu begleiten. Auch die Kombination sehr selbstständig zu arbeiten und dennoch Kolleg*innen bei Fragen um Rat bitten zu können, sei ein Vorteil der Arbeit in der ambulanten Pflege. Gerade mit Kindern empfindet sie die Arbeit in der ambulanten Pflege auch flexibler als im Dreischichtbetrieb im Krankenhaus. "Aber auch wir müssen intensiv an flexiblen Dienstplanmodellen arbeiten", so die Caritasmitarbeiterin. Das Personalmanagement sei an dem Thema fokussiert dran.
Letisha Junker verantwortet ein Team von 43 Mitarbeitenden, welches rund 350 Patient*innen betreut. "Es gibt viel zu organisieren und zu planen, aber vor allem muss ich flexibel auf tägliche Herausforderungen reagieren", berichtet sie. Im Frühdienst sind zum Beispiel zwölf Pflegetouren und zwei hauswirtschaftliche Touren unterwegs. Eine transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden und Klient*innen sei oft das A und O. "Bei uns beginnen die Nachmittagstouren bereits um 16 Uhr, für eine weitere Tour fehlen uns die personellen Kapazitäten. Daher findet sie es auch empörend, dass Krankenkassen die erhöhte Hausbesuchspauschale nach 20 Uhr ablehnen. Der Pflegedienst solle die Tourzeiten ändern, damit keine Versorgung nach 20 Uhr stattfinde, so laute die Begründung.
"Wenn gute Argumente bei den Kassen auf taube Ohren stoßen, dann ist das mehr als realitätsfremd", ärgert sich die Caritasmitarbeiterin. "Diese Bürokratie bindet so viele unnötige Kapazitäten."
Mit ihren 37 Jahren gehört die Chefin selbst mit zu den Jüngsten in ihrem Team. 16 Mitarbeitende werden in den nächsten acht Jahren in Rente gehen. Stand heute würde sie gerne zehn Fachkräfte und sechs examinierte Pflegehelfer*innen einstellen. "Es ist nicht mehr fünf vor, sondern fünf nach zwölf! Die Politik muss handeln sonst wird eine gute Versorgung in der Zukunft nicht mehr möglich sein." So mancher Pflegedienst habe seine Arbeit wegen finanzieller und personeller Probleme bereits eingestellt. Daher plädiere auch der Vorstand bei vielen Gelegenheiten und Gesprächen für ein höheres Bewusstsein der Thematik in der Politik. Die Lage sei mehr als zugespitzt im Pflegebereich. Es brauche eine bessere Zahlungsmoral der Kostenträger, die sofortige Berücksichtigung von Tarifsteigerungen sowie die Anpassung der Pflegesätze an die gestiegenen Kosten, sonst drohe vielen ambulanten Pflegediensten das Aus.
Bei aller Problematik, Letisha Junker bleibt dabei: "Es gibt keine schönere Aufgabe als Menschen bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität zur Seite zu stehen und mitbeizutragen, dass sie weiter zu Hause wohnen können. Wir pflegen nicht nur, wir bringen auch Fürsorge und Empathie zu den Menschen nach Hause."
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Ambulante Pflege in Bürstadt
für Bürstadt, Biblis, Groß-Rohrheim und Einhausen
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