Im Kreis Bergstraße müssen sich Betroffene und Angehörige bei Suchtproblemen nicht allein gelassen fühlen. Die Mitarbeitenden der Caritas Beratungsstelle bieten Beratung, Behandlung und Betreutes Wohnen an und sind weit vernetzt.
Schnell, umfassend und individuell abgestimmt, so ist die Hilfe, die Betroffene in der Kalterer Straße 3 A bekommen, wenn sie zu viel Alkohol, Drogen, Medikamente oder Nikotin konsumieren oder wenn sogenannte Verhaltenssüchte ihr Leben erschweren. Matthias Häring leitet die Caritas Suchthilfe in Heppenheim. Die Aktionswoche Sucht in dieser Woche nimmt er zum Anlass, um auf die Beratungsstelle im Kreis Bergstraße aufmerksam zu machen und ruft dazu auf, in einem sehr frühen Stadium die Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.
Immer noch sterben Jahr für Jahr mehrere Zehntausend Menschen bundesweit an den Folgen des Rauchens und des Alkoholtrinkens, gerade wurden dazu im "Jahrbuch Sucht 2022" aktuelle Zahlen veröffentlicht. Dabei ist Alkoholsucht gut heilbar und auch gegen die Nikotinsucht gibt es eine ganz Reihe von Angeboten für die Raucherentwöhnung.
Dass die Hilfe oft sehr spät in Anspruch genommen werde, habe mehrere Gründe. Zum einen sei die Entwicklung zur Abhängigkeit gerade beim Alkohol schleichend und zum anderen zögerten viele Menschen aufgrund von Schuld- und Schamgefühlen, Hilfe frühzeitig in Anspruch zu nehmen, so der Diplom-Sozialpädagoge. Oftmals dauere es acht Jahre, bis die Betroffenen es sich selbst zugestehen, dass das Leben durch die Droge aus den Fugen geraten ist. In Zeiten der Coronapandemie habe sich dies etwas zum Positiven gewandelt. Daher sei es auch sehr wichtig gewesen, dass die Mitarbeitenden der Beratungsstelle durchgehend weiter für die Hilfesuchenden da waren.
463 Menschen haben im vergangenen Jahr die Hilfe der Beratungsstelle in Anspruch genommen. Während es bei Medikamenten zu zwei Drittel Frauen sind, die sich an die Beratungsstelle wenden, sind es bei Alkohol zu zwei Drittel Männer. Doch es sei ein Trend, dass sich die Trennung von Alkohol und anderem Konsum immer mehr vermische. "Im Durchschnitt braucht es drei bis vier Gespräche, um zu erkennen, wohin die Reise geht", so die Erfahrung des Beraters. Dass die Hilfe heutzutage so vielfältig sei, komme den Betroffenen sehr zugute. "Dank der Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, Suchtfachkliniken, Krankenhäusern, Hausärzt*innen und anderen Einrichtungen kann ein individuelles Hilfspaket geschnürt werden."
Caritas Beratungsstelle bietet Ambulante Rehabilitation an
Eine gute Alternative zur Klinik sei für abhängigkeitserkrankte Menschen, die noch nicht so tief in der Sucht drin sind, die Ambulante Rehabilitation, da sie in der Regel auch berufsbegleitend umsetzbar sei und die Betroffenen unter Alltagsbedingungen zur Abstinenz gelangen könnten. Die Caritas Beratungsstelle ist die Einzige, die das im Kreis Bergstraße anbietet. Unauffällig und alltagsnah sei das Hilfsangebot. "Die Betroffenen treffen sich einmal die Woche zum Gruppengespräch und erhalten durch ein Team aus Suchttherapeut*innen, einer Psychologin und einem Facharzt Unterstützung." Angeboten wird die ambulante Rehabilitation in Heppenheim, darüber hinaus wird durch Außenstellen in Bensheim, Lampertheim, Viernheim, Wald-Michelbach und Mörlenbach, eine wohnortnahe Versorgung sichergestellt.
Betreutes Einzelwohnen
Für die sogenannten "chronisch mehrfachgeschädigten Abhängigkeitskranken", die oftmals ein ganzes Bündel an Problemen mit sich tragen, braucht es andere Hilfsangebote. Im Rahmen der Eingliederungshilfe wird ihnen das "Betreute Einzelwohnen" angeboten, eine Unterstützung im häuslichen Milieu, um u. a. den Erhalt oder die Verbesserung des Gesundheitszustandes zu erreichen. "Meist sind es Menschen, die nicht zu einer dauerhaften Abstinenz fähig sind und deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben deutlich eingeschränkt ist", erklärt Matthias Häring.
Kurze Wege zum Hilfsangebot
Um Menschen besser zu erreichen, suchen die Berater*innen immer niedrigschwellige Wege, um den Betroffenen die Kontaktaufnahme zu erleichtern. Daher bestehen mit dem kommunalen Jobcenter Neue Wege Kreis Bergstraße und mit der Vitos Klinik Heppenheim gGmbH Kooperationsvereinbarungen, um durch persönlichen Kontakt die Inanspruchnahme der Suchtberatung zu erleichtern.
"Unser wichtigstes Anliegen ist es, Menschen mit beginnenden Suchtmittelproblemen so früh wie möglich mit unseren Hilfsangeboten zu erreichen. Daher beteiligen wir uns auch an der Aktionswoche Sucht mit Infoständen in Heppenheim am Donnerstag, den 19.05.2022 von 10 bis 13 Uhr in der Innenstadt und von 15 bis 18 Uhr am Bahnhofsvorplatz."