Caritasdirektor Winfried Hoffmann und die Mitarbeitenden der Klinik sorgten mit Reden, Reimen und Musik für eine schöne Abschiedsfeier.
Vor elf Jahren kam die gebürtige Schwäbin, die seit über 30 Jahren im Kreis Bergstraße beheimatet ist, als Ärztin zum Caritasverband Darmstadt und übernahm 2016 die medizinische Leiterin der Klinik Schloß Falkenhof, eine stationäre Spezialeinrichtung für alkohol-, tabletten- und drogenabhängige Männer. Das hatte gut zu ihrer bisherigen Laufbahn gepasst, da sie sich schon sehr früh auf die Suchtmedizin spezialisiert hatte.
Viele Herausforderungen hat Dr. Hebrank in ihrer medizinischen Leitungsfunktion gemeistert und viele Spuren hinterlassen. Zusammen mit dem Klinikleiter Jochen Bickel wurde zum einen so manche Modernisierung angepackt aber auch das therapeutische Konzept wurde neu geschrieben und "zum Glück schon vor Corona das Hygienekonzept mit zwei Hygienefachkräfte auf den neuesten Stand gebracht, was uns relativ gut durch die letzten zwei Jahre gebracht hat", so die Medizinerin im Rückblick auf ihre Caritasjahre.
Pandemie beeinträchtigte neues therapeutisches Konzept
Die Pandemie habe sie und die Mitarbeitenden insgesamt sehr gefordert. Zum einen musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um die Patienten zum Durchhalten zu bewegen, insbesondere zu Zeiten, als kein Ausgang und keine Heimfahrten möglich waren. Dabei war es gerade ihr medizinisches Konzept, welches ab 2016 den Ausgang deutlich ausgeweitet hatte, die Heimfahrtregelung war weniger streng als früher, Handys und Tablets wurden erlaubt und WLAN im Haus eingeführt.
Doppeldiagnosen haben stark zugenommen
Durch die Verkürzung der Behandlungsdauer und eine kränker gewordene Klientel sind die Anforderungen an das Team und die Leitung stets gestiegen. "Körperliche Krankheiten und psychische Störungen haben bei den Suchtpatienten sehr stark zugenommen. Diabetes und Übergewicht ist zum Beispiel ein großes Thema und mehr als ein Drittel der Patienten im Falkenhof leidet neben der Sucht an Depression, Burnout, Persönlichkeitsauffälligkeiten, ADHS oder Psychosen. Weitere 20 Prozent haben Entwicklungsstörungen. Daher lag mir auch die Zusammenarbeit mit den Einrichtungen für psychisch kranke Menschen sehr am Herzen, um die große Zahl der Patienten mit Doppeldiagnosen gut versorgen zu können." Eine von ihr initiierte Depressions- und Burnout Gruppe wird von den Patienten gut angenommen. Für eine eigene Psychose Gruppe sei das Konzept bereits geschrieben, die Umsetzung liegt nun in den Händen des Nachfolgers Sven Krone, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
Zuhören auf Augenhöhe
Im Falkenhof habe sie eine gute Zeit verbracht, besonders die Begegnungen mit den Patienten, der Austausch mit ihnen, war ihr immer ein Herzensanliegen. "Den Menschen genau zuzuhören, um zu verstehen, was bei ihnen los ist, Interesse an ihrer Lebensform zu zeigen, ist enorm wichtig, um einen guten Zugang zu ihnen zu bekommen, um sie zu erreichen, um das Eis sozusagen zu brechen." Nicht selten haben sich auch Jahre später immer wieder ehemalige Patienten bei ihr gemeldet und ihr gedankt, für das Gespräch, ihr Zuhören und ihr ernst nehmen. Auch die positiven Klinikbewertungen, die heutzutage einen großen Stellenwert haben, seien ein Zeichen, die richtigen Konzepte vorzuhalten.
Nun freut sie sich auf ihren neuen Lebensabschnitt. Sprachen vertiefen, im Verein singen, Hessen besser kennenlernen, insbesondere die hessischen Wälder, damit wird ihr Terminkalender künftig gefüllt sein. Die Klinik sei gut aufgestellt, dennoch warten neue Herausforderungen auf den Nachfolger. Es gibt noch zu viele Doppelzimmer, aber auch gebäudetechnisch muss modernisiert werden. Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es immer an die Zeit angepasste therapeutische Konzepte aber auch eine gute Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern. Dr. Ursula Hebrank hat in ihrer Zeit des Wirkens eine Arbeitsgruppe unter den Netzwerkern initiiert, eine enge Kooperation mit der Vitos Klinik gepflegt und den Bergsträßer Arbeitskreis Sucht gegründet. Dass all diese Netzwerker*innen nun nicht zum Abschied kommen konnten, das bedauert Ursula Hebrank sehr, doch wie immer stellt sie auch am letzten Tag das Wohl der Patienten und deren Schutz eindeutig in den Vordergrund.
So wurde die "Schlossherrin" im Kreise der "Falkenhof-Familie" in einem feierlichen Rahmen verabschiedet und auch von Caritasdirektor Winfried Hoffmann sehr gewürdigt. Zum Schluss dankte Ursula Hebrank allen für die vielen netten Überraschungen zum Abschied, das Miteinander in den vergangenen Jahren und den guten Zusammenhalt, der immer da war.
Zur Person:
Seit Abschluss ihrer Facharztausbildung 1992 hat Dr. Hebrank durch verschiedenste Arbeitsstationen die Suchtversorgungsstrukturen in Südhessen bestens kennengelernt. Als Fachärztin arbeitete sie zunächst in der Ambulanz der jetzigen Vitos-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Heppenheim. Schon früh spezialisierte sie sich auf den Suchtbereich und baute in dieser Zeit die Methadonambulanz in Heppenheim mit auf und wirkte beim Aufbau der Substitutionsambulanz in Darmstadt mit.
Weitere Arbeitsstationen waren die Villa Lilly der Jugendberatung und Jugendhilfe e. V., das Gesundheitsamt in Frankfurt sowie die Suchtabteilung in Wiesloch, wo sie für 40 Betten für Entgiftung und Behandlung von Patienten mit Doppeldiagnosen zuständig war.
2009 kehrte sie als leitende Abteilungsärztin zur Vitos-Klinik zurück bevor 2011 der Wechsel zum Caritasverband Darmstadt erfolgte. Vier Jahre arbeitete sie halbtags in der Tagesreha "Am Birkenweg" und halbtags in der Klinik "Schloß Falkenhof". Seit Januar 2016 wurde die Klinik inklusive der Adaptionseinrichtung in Heppenheim und der Tagesreha in Darmstadt von der Fachärztin zusammen mit dem Diplom-Sozialarbeiter Jochen Bickel strategisch und operativ sowie fachlich und wirtschaftlich weiterentwickelt. Die drei Einrichtungen des Caritasverbandes Darmstadt e. V. bieten über 100 Behandlungsplätze. Rund 80 Mitarbeitende sind dort beschäftigt.