Drei von vier Menschen in Deutschland machen sich Sorgen, dass steigende Mieten die Wohnung kosten könnten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage für den Deutschen Caritasverband hervor.
Auch beim Caritasverband Darmstadt werden insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Allgemeinen Lebensberatung täglich von Klientinnen und Klienten mit dieser Sorge konfrontiert. „Es besteht ein erheblicher Mangel an sozialem Mietwohnraum in Deutschland und in unserem Wirkungskreis“, so Caritasdirektor Ansgar Funcke. Schon seit Jahren bestehe die Problematik, dass auf eine Sozialwohnung etwa fünf potenzielle Mieter kommen und somit ein erheblicher Teil der Zielgruppe nicht versorgt werden könne. Immer mehr Menschen erführen, dass sie nahezu chancenlos auf dem Wohnungsmarkt seien oder mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Miete ausgeben müssten.
Auch in Darmstadt ist in den letzten Jahren die Wohnungsnot gestiegen. Der soziale Wohnungsbau ist in den letzten Jahren vernachlässigt worden. „Aufgrund der Mietpreisbindung ist der soziale Wohnungsbau ein ganz wichtiger Bereich, der dringend vor allem für niedrige Einkommensklassen erforderlich ist“, so Funcke.
Auch Vorstandskollegin Stefanie Rhein erlebt die Problematik im Verband. „Viele unserer Klienten mit psychischen Beeinträchtigungen könnten nach einer Stabilisierung in unseren Wohnangeboten an der Bergstraße in eine eigene Wohnung ziehen. Doch der Wohnungsmangel in Bensheim und Umgebung verhindert dies leider.“
Die nicht ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum ist also ein immer wiederkehrendes Problem.
Grund für die Caritas mit ihrer diesjährigen Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ auf die Problematik hinzuweisen und die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum für alle zu unterstreichen. „Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftliches Konfliktpotenzial birgt“, so Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Steigende Mieten träfen nicht länger nur Menschen mit geringem Einkommen. Auch Krankenschwestern, Polizisten oder Erzieherinnen spürten, dass bezahlbarer Wohnraum mittlerweile Mangelware sei. „Das Problem hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, so der Präsident.
Auszüge der Studienergebnisse:
- 74 Prozent der rund 1.000 Befragten sehen durch hohe Mieten die Gefahr, die Wohnung zu verlieren. Darunter sind verstärkt Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen bis 2.000 Euro im Monat. Doch auch die Mehrheit der Gutverdiener sieht Risiken.
- Vier von fünf Befragten (79 Prozent) sehen das Risiko, wegen der steigenden Mieten in Armut zu geraten. Für fast zwei Drittel (61 Prozent) der Interviewten sind immer höhere Miet- oder Kaufpreise für Wohnraum inzwischen eine Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Bezahlbares Wohnen zählt zusammen mit den Themen Pflege, Kinderarmut und Rente zu den zentralen Themen, mit denen sich die Politik beschäftigen sollten - noch vor dem Thema Arbeitslosigkeit.
- Rund zwei Drittel der Interviewten (70 Prozent) sehen die Mietpreisbremse als geeignete Maßnahme, um bezahlbares Wohnen sicherzustellen. Deutlich mehr Zustimmung findet die Förderung sozialen Wohnungsbaus (84 Prozent), preiswerter Wohnraum für benachteiligte Gruppen (80 Prozent) und die Förderung von Wohnungsgenossenschaften (80 Prozent).
- Für eine überwältigen Mehrheit von 93 Prozent zählt Wohnen in der Umfrage zu den Menschenrechten.