Ihre Geschichten sind es, die uns bewusst machen, es läuft teilweise überhaupt nicht besser, sondern eher schlechter. Da ist noch viel Luft nach oben!
Es gibt so viele Barrieren, sowohl an Plätzen und Orten als auch in vielen Köpfen, die Menschen mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen das ohnehin nicht einfache Leben zusätzlich erschweren. Ein Kitaplatz für nur eine Stunde, ein unerreichbarer Fußballclub oder ein Spielplatz, der mit Rollstuhl nicht besucht werden kann, das ist der Alltag für die kleinen Jungs und Mädchen, deren Eltern in der Caritas Frühberatung mit ihrer Verzweiflung, Enttäuschung und Empörung auf offene Ohren stoßen.
Hier, in der Fabrikstraße, sind die kleinen und großen Hürden aus dem Weg geräumt, das Team hat die Kinder und Eltern gleichermaßen im Blick und setzt sich dafür ein, dass der Blick sich auch in der Gesellschaft weitet anstatt sich zurückzuentwickeln.
Hürden in den Kitas
Kinder können schnell Brücken bauen und lernen. Verschiedenheit erleben, voneinander lernen, all das wäre für Kinder kein Problem, denn die Wurzeln für empathisches Verhalten und Gefühle werden im Kindesalter gelegt. Das Problem liegt anderswo. Oftmals sind es die Kinder mit Behinderungen, die bei Personalmangel der Kita zu Hause bleiben müssen oder nur eine Stunde am Tag kommen dürfen. Doch nicht mal der Platz selbst ist eine sichere Bank. Da wegen der Behinderung des Kindes ein Elternteil oftmals in den ersten Jahren nach der Geburt nicht zur Arbeit geht, müssen viele Kinder auf einen Kitaplatz sehr lange warten. Oft ist es ein Kampf der Eltern, die sich mit großem Engagement für die Rechte ihrer Kinder stark machen. Nicht alle können das oder haben die Kraft dazu.
Die Schuld allein dem Kitapersonal zuzusprechen ist jedoch der falsche Ansatz. Die Arbeit hat sich dort sehr verändert, da immer mehr Kinder extreme Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Den Alltag zu händeln ist nicht leicht und dennoch hat auch das Personal einen großen Einfluss darauf, ob ein Kind integriert wird und zur Gruppe dazugehört oder nicht. Bei einem Scheitern bleiben die negativen Auswirkungen oftmals ein Leben lang.
Probleme in den Schulen
Ist die Kitazeit zu Ende geht der Ausschluss in den Schulen oft weiter. Die Verlässlichkeit, die Kinder bis 15 Uhr gut versorgt zu wissen, scheitert in der Realität. Schulen mit Förderschwerpunkt sind für schwerstbetroffene Kinder oft die bessere Wahl, auch wenn das schon lange so nicht mehr sein sollte. Inklusion sieht anders aus.
An Alltag kaum zu denken
In der Freizeit warten die nächsten Barrieren. Im Sand buddeln scheitert, denn der Spielplatz ist nicht barrierefrei, der Besuch des Rolli-Fußballs scheitert, denn der nächste Club ist über 30 Kilometer entfernt und der Besuch im Schwimmbad scheitert, weil beim Bau des Schwimmbades die Inklusion aus dem Blick geraten ist.
Eine offene Welt
Es hakt an vielen Ecken. Doch wir alle haben es in der Hand, unsere Gesellschaft zu prägen und niemanden auszuschließen. Wie gut dies gelingt, hängt an jedem und jeder einzelnen. Es braucht das Miteinander eines ganzen Netzwerkes, auch Eltern, die gleichermaßen fordern wie fördern. Durch inklusive Bildung für Pädagog*innen und Eltern und dem festen Willen aller, kann Barrierefreiheit, kann Inklusion gelingen. Wir müssen unsere Stimme für alle erheben, die es selbst nicht können. Profitieren tun wir davon alle, wenn jede und jeder so angenommen wird, wie sie oder er ist und einen gleichwertigen Platz in der Gesellschaft - in Kita, Schule und auf dem Arbeitsmarkt - hat. Wir müssen früh beginnen, denn wenn alle Kinder ohne Barrieren groß werden, in Kita und Schule eine bunte und vielfältige Gemeinschaft erleben, dann schaffen wir eine offene Welt!