Andrea Siegler kommt zu ihren Besuchen ins Altenheim schwer bepackt. Die zwei großen Taschen sind gefüllt mit Bilderbüchern, Reimen und Märchen. Der Dienstagvormittag gehört den Bewohner*innen der Hausgemeinschaft 2. Diese freuen sich immer auf die gelernte Erzieherin, die mit Beginn ihres Ruhestands vor einem Jahr ein ehrenamtliches Engagement suchte und im Alten- und Pflegeheim auch fand.
Die Erfahrungen, die sie früher im Berufsalltag mit Kindern gesammelt hat, kommen ihr im Beisammensein mit den älteren Menschen zugute. Beim Stuhlkreis wird gesungen, sich bewegt, gespielt, gelesen und geredet. Beim Schwungtuch ist mit Wind und Welle der Gaudi groß. Beliebt sind auch die Kreativarbeiten und Gedächtnisspiele. Manche machen bei allem aktiv mit, anderen reicht es, einfach dabei zu sein. "Wenn ich sehe, wie die Bewohnerinnen und Bewohner aus sich herauskommen, wenn in der Gemeinschaft Gespräche entstehen, die Menschen aktiviert werden, dann macht mich das glücklich", erzählt die 59-Jährige, die auch beim Tisch decken oder Essen austeilen zur Hand geht. Ohne Druck könne sie hier das machen, was ihr Spaß bereitet und gleichzeitig die Alltagsbegleiter*innen etwas entlasten. Das sei für alle wertvoll.
Alice Elzinger hatte durch die Zeitung 2022 erfahren, dass ehrenamtlich engagierte Menschen im Heim gebraucht werden. Nach 13 Jahren bei der Tafel suchte sie nach einer Veränderung und fand diese in der Hausgemeinschaft 3. Dort ist sie eine beliebte Gesprächspartnerin für die aktuellen Themen aus Bürstadt aber auch für Gespräche über frühere Zeiten. Mensch ärgere dich nicht ist auch sehr beliebt bei den Bewohner*innen und beim Mittagessen packt die gelernte Hauswirtschaftlerin gerne mit an. Ob Heiligabend, Fastnacht oder Sommerfest, die 57-Jährige kommt ins Heim und engagiert sich.
Caritasmitarbeiterin Birgit Mascetta ist glücklich, dass fünf Frauen mit einer hohen Verlässlichkeit zu festen Terminen Zeit mit den Bewohner*innen verbringen, diese Kontinuität sei ein Geschenk. "Ehrenamt muss man können und wollen, es sollte auf alle Fälle Spaß machen", so die Dipl. Sozialpädagogin, die sich für die Betreuung der ehrenamtlich Engagierten Zeit nimmt und für deren Fragen und Anliegen ein offenes Ohr hat. Dankbar sei sie, dass sie bei Festen auch auf einen Pool von Ehrenamtlichen zählen kann, die für musikalische Unterhaltung sorgen.
Schon fünfzehn Jahre lang kann Birgit Mascetta auf die Unterstützung von Monika Marsch zählen. Trotz ihrer 81 Jahre ist sie sehr engagiert und auch gerne nach der Corona bedingten Pause wieder mit dabei. Im Wohnbereich, der Demenz erkrankte Menschen betreut, muss die ehemalige Friseurmeisterin viel aushalten können. Das gelinge ihr aber gut. Wenn Sie nach dem Ehrenamt sich auf ihr Fahrrad schwinge, dann könne sie von allem abschalten. Vorm Umbau im Alten- und Pflegeheim hat Monika Marsch auch gerne Bewohner*innen zum Gottesdienst abgeholt, nun singt und betet sie in der Hausgemeinschaft. "Ich genieße es für Menschen da zu sein, helfen zu können und auch Zuspruch und Trost zu schenken."
Auch Annerose Bechtloff kommt schon seit vielen Jahren ins Altenheim, im Auftrag der Pfarrgruppe St. Michael und St. Peter. "Ich habe die Ausbildung als Wortgottesdienstleiterin in Mainz gemacht und bin seither auf allen Wohnbereichen unterwegs. Meistens sind es Andachten, Wortgottesdienstfeiern, von Zeit zu Zeit auch Kommunionausteilung." Die Bewohner*innen freuen sich immer sehr, aber auch für sie selbst sind die Besuche bereichernd. Menschen, die nicht mehr mobil sind, besucht sie auf dem Zimmer und bringt auf Wunsch auch die Krankenkommunion. "Es ist für mich sinngebend mit den Menschen zu beten und zu singen. Ich bin immer wieder überrascht, wie dankbar und froh die Bewohnerinnen und Bewohner sind. Ich bin sehr gerne hier. Ich hoffe, dass die Umbauarbeiten bald zu Ende sind, damit wieder regelmäßig Gottesdienste für alle stattfinden können, denn es stärkt das Gemeinschaftsgefühl."
Die fünfte im Bunde ist Edith Held, sie ist seit letztem Frühjahr auf der Station 5 (jetzt 1). "Bereits vor Eintritt in die Rente hatte ich das Bedürfnis - irgendetwas - mit älteren Menschen zu tun. Gestärkt wurde dieser Wunsch, durch die längere Pflege beider Elternteile in deren Wohnung im Seniorenwohnen. Meine Eltern wurden dort von mir bei vielen Gemeinschaftsveranstaltungen begleitet und es entstand eine schöne Verbundenheit zu den dortigen Bewohnern."
Es erschien ihr ein Wink des Schicksals zu sein, dass gerade zu ihrem Rentenbeginn die Anzeige: Suche nach "Helfenden Händen" in der Presse erschien. Nach einer kurzen Besprechung und Einweisung, sowie einer Hygieneschulung, konnte sie sich die ehemalige Station, in der ihr Vater untergebracht war, auswählen. Dort kannte sie bereits einige Bewohner und somit war schnell ein Kontakt hergestellt. Seither startet sie montags vormittags von 9-13 Uhr mit den Bewohner*innen in eine neue Woche und hält mit den noch am Frühstückstisch verweilenden Bewohner der Station erst mal Rückblick der letzten Tage mit ihnen. Es gibt immer viel zu erzählen und zu berichten - meist von ihrer Seite mit Familie und Hund und den neuesten Nachrichten "aus dem Ort". Danach besucht und begrüßt sie die in den Zimmern verweilenden Bewohner*innen und versucht für jede/jeden ein offenes Ohr zu haben, dann beginnt die Tischrunde. "Es geht da schon lustig zu - und die Zeit vergeht oft viel zu schnell", so die 65-Jährige. Der Morgen ist mit einem bunten Programm ausgefüllt. Sehr beliebt sind auch die Spaziergänge im Park, sie gehören bei gutem Wetter zum Montagsprogramm ebenso wie das Wunschkonzert. "Beliebt ist auch meine Auflistung/Sammlung für das Quiz "Bäschdäderisch" mit Dialekten und alten Begriffen. Oft werde ich mit einem neuen Wort begrüßt, welches dann sofort ein-bzw. nachgetragen werden muss. Es ist schön, wie man oft mit Kleinigkeiten, einem lieben Wort oder einfach als "Ansprechpartnerin" bei kleinen Problemen und dann mit einem Lösungsvorschlag, ein Lächeln in die Gesichter zaubern kann. Dafür bin ich dankbar."
Wer sich für das Ehrenamt im Alten- und Pflegeheim in Bürstadt interessiert, kann gerne mit Birgit Mascetta Kontakt aufnehmen: Birgit Mascetta, Rathausstraße 4, 68642 Bürstadt, Tel.: 06206-9889-40, b.mascetta@caritas-bergstrasse.de
Besuchen Sie uns gerne auch auf unserer Homepage zum Thema Ehrenamt.