"Angst kroch mir den Rücken hoch, ich konnte mich nicht mehr für irgendetwas entscheiden, konnte mich nur schwer konzentrieren, hatte Schlafstörungen, war appetitlos, nichts machte mir mehr Freude, ja ich war unfähig, Kleinigkeiten zu erledigen und konnte mich schließlich nicht mehr selbst versorgen. Dazu kamen auch noch körperliche Symptome wie Magen-, Kopf- und Rückenschmerzen", so beschreibt eine Betroffene eine schwere Phase ihres Lebens - ihre Krankheit: die Depression.
"Es war eine schlimme nicht gelebte Zeit. Aber Depressionen sind behandelbar. Die Situation ist nicht ausweglos, das scheint nur so in der Depression", so ihr Aufruf zur Therapie - zur Heilung!
Schätzungsweise 7.000 Betroffene leben in Darmstadt. Deutschlandweit sind es ca. 4 Millionen Menschen, rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung. Dabei ist eine Depression nicht vergleichbar mit der so genannten depressiven Verstimmung, die jeder kennt und die zum Leben gehört. Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung. Fast alle Patienten mit schweren Depressionen haben Suizidgedanken.
Treffen kann sie jeden: das 14-jährige Mädchen, die junge Frau, den Manager oder den Rentner. Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld haben nicht selten eine ablehnende Haltung gegenüber der erkrankten Seele. Die krankhafte Niedergeschlagenheit mag in unserer Leistungsgesellschaft nicht zugegeben werden und wird gerne tabuisiert.
In der Psychoedukativen Gruppe für Menschen mit Depression wird dieses Tabu vom Caritasverband Darmstadt e. V. gebrochen und Depression im Erfahrungsaustausch, Gespräch und in Information zum Thema gemacht. (Psychoedukation = die Verknüpfung sachlicher Informationsvermittlung über eine bestimmte Erkrankung mit den psychotherapeutischen Wirkungen einer Gruppentherapie.)
Die Diplom-Sozialpädagoginnen Ramona Kelpe und Corinna Petereit bieten dieses Gruppenangebot ab Montag, den 22. Oktober 2012 in der Zeit von 16 bis 17:30 Uhr in Weiterstadt im Gemeindezentrum der katholischen Kirche, Berliner Straße 1-3 an. Mit maximal zwölf Personen bietet das Team in der Gruppe Raum für Informationen, Forschungsergebnisse, Erfahrungen, Fragen, Kenntnisse und die Möglichkeit, Frühwarnzeichen und Bewältigungsstrategien zu erarbeiten.
"Woran erkennt man eine Depression? Welche Ursachen kann sie haben und wie soll man mit der depressiven Erkrankung umgehen? Behandlung und Heilungschancen, Medikamente und Nebenwirkungen, weitere Behandlungsmethoden und: Was kann ich selbst tun, um gesund zu bleiben?", so beschreibt Ramona Kelpe einige Inhalte, die in acht Sitzungen von jeweils 90 Minuten besprochen werden.
Der Austausch über die Erkrankung wird von Betroffenen untereinander als entlastend erlebt. "Die Menschen erfahren, dass sie mit ihrer Krankheit nicht alleine sind und können sich auch ein Stück weit gegenseitig Halt und Unterstützung geben, erklärt Corinna Petereit
Wichtig ist den beiden Gruppenleitungen, dass die Betroffenen nach den acht Nachmittagen genügend "Werkzeug" erhalten haben, um mit einem eigenen Krisenplan eine Möglichkeit zu haben, Krisen früh zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die Gruppe ist ein erster Schritt, um Denkmuster zu verändern, Inputs zu geben, das eigene Handeln zu verändern und von den negativen Gedanken - der Depressionsspirale - wegzukommen.
Nicht wenige Betroffene fühlen sich nach dem Kurs motiviert, eine Psychotherapie zu beginnen.
Das kostenlose Angebot des Caritasverbandes Darmstadt wird vom Caritasbüro Weiterstadt angeboten. Die Teilnahme ist nur nach einem persönlichen Vorgespräch möglich. Anmeldeschluss ist der 05.10.2012.
Fragen, Informationen und Anmeldung:
Caritasbüro Weiterstadt
Beratungsraum im Stadtbüro, Mittwochs von 14 bis 17 Uhr
Tel.: 01510 12130276 (Ramona Kelpe)
Gemeindepsychiatrisches Zentrum (GPZ)
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle
Sturzstraße 9, 64285 Darmstadt
Tel: 06151 60 96 -10 (Corinna Petereit)