Elian wird im April sechs Jahre alt. Wie fast alle seine Freunde auch, liebt er Ballspiele vor allem Wheelsoccer (Rollstuhl-Fussball). Und nicht nur das! Elian reitet auch gerne, lernt schwimmen und besucht eine Rollstuhl-Sportgruppe. "Vieles ist möglich, trotz "Rolli", erzählt seine Mama Jennifer Giesing. Den Rollstuhl braucht Elian, weil er mit eineinhalb Jahren an einem Hirntumor im Spinalkanal erkrankte. "Von heute auf morgen war die Welt eine andere", bringt es die junge Frau auf den Punkt. "Da kann man sich nicht drauf vorbereiten, da ist Hilfe von außen sehr wertvoll."
Nach den Krankenhausaufenthalten und der Diagnose, dass Elian unter der Brust für immer gelähmt sein wird, galt es für die Familie mit den Herausforderungen des Lebens zurecht zu kommen. Als Elian drei war stieß die Pfungstädterin durch eigene Recherche auf die Frühberatung in der Stadt und nahm Kontakt auf. "Extrem wichtig" sei die Beratung, die sie als Familie in der Beratungsstelle erhalten haben. "Nicht nur unser Sohn bekam hier die Hilfe, die er brauchte, sondern auch mein Mann und ich! Was dürfen oder müssen wir sogar Elian zutrauen und zumuten? Was gibt es an Fördermöglichkeiten? Wir hatten so viele Fragen wie wir unserem Sohn helfen können und waren froh, hier Antworten zu bekommen."
Fachkräfte aus vielen Bereichen unter einem Dach
Ines Pohl begleitet den kleinen Jungen von Anfang an. Als Physiotherapeutin lag der Fokus darauf, die Beweglichkeit zu fördern. Und das ist gut gelungen, sind sich alle einig."Elian probiert so viele Dinge aus und macht immer wieder tolle Fortschritte." Anfangs habe er Angst davor gehabt, kleine Schaumstoffbausteine zu erkunden, heute kenne er beim Klettern kaum noch Grenzen. Das kann die Mutter nur bestätigen: "Er ist ein so taffer Junge geworden, der weiß, was er will und sich nicht entmutigen lässt. Er hat durch die Therapie so viel Selbstvertrauen gewonnen. Er übt zu Hause fleißig, weil er in der nächsten Therapiestunde Frau Pohl zeigen möchte, was er gelernt hat."
Geholfen haben der Familie aber nicht nur die Therapie und die Gespräche mit der Physiotherapeutin, sondern auch die Gespräche mit Clara Dau. Die Sozialpädagogin steht den Eltern bei Problemen, die im Alltag mit einem Kind mit einer Behinderung auftreten, mit ihrem offenen Ohr zur Seite, räumt gemeinsam die bürokratischen Hürden mit Rat und Tat zur Seite und muntert in schweren Stunden auch auf.
Hilfe für Kinder von Geburt bis Schuleintritt
Dass dieses "Rundum-Paket" nun im Sommer wegbricht, das ärgert nicht nur Jennifer Giesing. Mit Schuleintritt endet laut Gesetzgeber der Anspruch, die Beratungsstelle in Anspruch nehmen zu dürfen. Gerade in einer so wichtigen Umbruchphase würden die Mitarbeitenden sehr gerne der Familie für die ersten Monate noch zur Seite stehen und mit der Lehrkraft wichtige Informationen besprechen. Dafür setzt sich der Caritasverband Darmstadt bereits seit Jahrzehnten ein und auch zurzeit werden Gespräche mit den kommunalen Kostenträgern geführt. Auch beim hessischen Sozialministerium wurde ein erweitertes Konzept vorgelegt.
Teilhabe verbessern
"Was wir im Vorfeld tun können, bringen wir aber auf den Weg", berichtet Alexandra Marx. Sie leitet die Pfungstädter Außenstelle und die Hauptstelle in Darmstadt. Insgesamt hatten im letzten Jahr 600 Kinder und ihre Familien das freiwillige Angebot für Familien mit Behinderung oder drohender Behinderung, wie zum Beispiel einer Entwicklungsverzögerung, in Anspruch genommen. "Unser größtes Ziel ist es, die Teilhabe des Kindes in seinem Alltag zu verbessern und zu unterstützen." Dabei sei ein enger Austausch mit Kind und Familie sehr wichtig, um zu erfahren, was tut dem Kind gut, woran hat es Interesse? Bei Elian ist es der Sport. Er spielt in der Rollisportgruppe in Mainz Wheelsoccer und andere Bewegungsspiele. In Pfungstadt und Umgebung gibt es keinerlei Angebot dieser Art. Durch das Ponyhofprojekt der Frühberatung habe Elian auch das Reiten kennengelernt und seinen Spaß daran gefunden.
Mit dem Kindergarten habe ihr Sohn Glück gehabt. Er sei gut integriert. Die Erzieherin in Hahn habe sich sehr dafür eingesetzt, dass er dort einen Platz bekommen hat. Das ist nicht immer so, weiß Alexandra Marx. "Gerade in Zeiten, in denen die Belastungen der Erzieher*innen durch den Fachkräftemangel sehr hoch sind, ist die Teilhabe "unserer" Kinder nur eingeschränkt möglich. Es besteht die Gefahr, dass die Kinder ausgegrenzt werden. Der Ruf nach Sonderkitas wird immer lauter. Diesen gesellschaftlichen Druck erlebe ich als sehr bedenklich." Einrichtungen, in denen die Integration gut gelinge, zeigten dass Teilhabe und Inklusion ernst genommen würden und letztendlich alle davon profitieren könnten. Die heilpädagogische Kindertagesstätten Fachberatung ist durch die Begleitung der Integration von Kindern mit Entwicklungseinschränkungen in den Kindertagesstätten ein wichtiger Baustein des Hilfsangebotes der Frühberatung. Ebenso wichtig ist es für viele Familien, dass die Angebote der Physio-, Ergo- und Logopädie sowie die Beratungsgespräche alle unter einem Dach zu finden sind. Das erleichtert vieles, zumal die anderen auf die Kinder abgestimmten Angebote oftmals viel Wegezeit in Anspruch nehmen.
Elians Mama ist für die Zeit mit der Frühberatung an ihrer Seite sehr dankbar. Nun gilt es sich neu aufzustellen. Der Schuleintritt ist nur eine Veränderung, die es im Sommer anzupacken gilt. Der kleine Bruder kommt in den Kindergarten, die Familie zieht um und Jennifer Giesing beginnt wieder zu Arbeiten. Wir wünschen der Familie für diese neuen Wege alles Gute!
Kontakt:
Alle Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen, können sich für einen Beratungstermin mit der Frühberatung Pfungstadt, Fabrikstraße 9 in Verbindung setzen: 06157 91730.
Auch auf dem Hessentag ist das Team aus Pfungstadt am 6. Juni ab zehn Uhr am Stand der katholischen Kirche in der Justusstraße 14 anzutreffen.
Auf dem Foto sind von links nach rechts:
Elsa Lieb, stellvertretende Leitung, Jennifer Giesing, mit dem Bruder von Elian, Dienststellenleiterin Alexandra Marx, Sozialpädagogin Clara Dau und Physiotherapeutin Ines Pohl.