"Miteinander Wohnen. Leben gestalten." So steht es auf den frisch gedruckten Flyern über das Haus Marillac. Dahinter verbirgt sich eine ambulante Wohngemeinschaft für Seniorinnen und Senioren. Die noch nicht so bekannte Wohnform richtet sich vor allem an ältere Menschen, die aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderungen nicht mehr allein in ihrem gewohnten Wohnumfeld leben können, dennoch ein hohes Maß an Unabhängigkeit behalten möchten und Lust auf ein Leben in Gemeinschaft, in einer WG, haben.
Am Samstag, den 25. Februar, können zwischen 10 und 15 Uhr alle Interessierten gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Caritas einen Rundgang durch die barrierefreien Räume machen und sich ein Musterzimmer mit Bad sowie die Gemeinschaftsräume in der Rodensteinstraße 95 anschauen. Bei Waffeln und Kaffee, frisch zubereitet und gebacken in der Gemeinschaftsküche, können sich die Besucher*innen gleich ein Bild vom Alltag in der WG machen.
"Wir sind im Kreis Bergstraße als Caritasverband bekannt dafür, ein hohes Know-How im Bereich der Altenhilfe zu haben. Auch dafür, immer wieder aufs Neue zu schauen, was die Bedarfe der heutigen Zeit sind. Die Vorstellungen der älteren Menschen über die Art des Zusammenlebens sind im Wandel. Wichtig ist heute für viele ältere Menschen, selbstbestimmt zu leben, aber auch in Gemeinschaft und mit Unterstützung im Alltag, ganz nach dem Motto: Gemeinsam das Leben und den Alltag gestalten", so Caritasdirektor Winfried Hoffmann. "Daher eröffnen wir im März in zentraler Lage das Haus Marillac im "Meerbachviertel", welches diese Anforderungen erfüllt."
"Das Haus liegt zentral und dennoch ruhig am Rande der Innenstadt. Wer gut zu Fuß ist, kann die Angebote im Stadtzentrum leicht und schnell erreichen. Drogerie, Bäcker, Sparkasse, Ärzte, Therapeuten und Apotheke liegen direkt um die Ecke - weniger als fünf Minuten Fußweg", berichtet Ulrike Schaider, Heimleiterin des Caritasheims St. Elisabeth, das sich ganz in der Nähe befindet. Sie sieht das neue Haus als Alternative zum Umzug in ein Heim.
Haus Marillac bietet verteilt auf drei Ebenen insgesamt 35 Plätze für drei Wohngemeinschaften, so dass jeweils zehn bis 13 Menschen in einer WG zusammenleben. Weiterhin gibt es sieben Seniorenwohnungen, die jedoch schon alle vermietet sind.
Für Kontakte ins Haus hinein sorgt das gemeinsam genutzte Treppenhaus, in dem sich Bewohner*innen der Wohngemeinschaften und der Wohnungen immer wieder zufällig begegnen. "So unterstützt die Architektur des Hauses die Verbundenheit beider Wohnformen", hebt Filip John, technischer Geschäftsführer der Gemeinnützigen Siedlungswerk GmbH (GSW), hervor, die als Generalübernehmerin der Caritas auch für die Aufteilung des Gartens sorgte. "Mit seiner Aufteilung in Laufwege und Ruhezonen entspricht er den Bedürfnissen der Bewohner*innen", erläutert der Architekt.
Im Haus steht den Seniorinnen und Senioren jeweils ein etwa 15 Quadratmeter großes Wohn-/Schlafzimmer zur Verfügung, das mit eigenen Möbeln eingerichtet werden kann. Zur Wohngemeinschaft gehört ein gemeinsamer offener Wohn-, Ess-, und Kochbereich von rund 100 Quadratmetern. "Dort findet das gemeinsame Leben statt", so die Hausleitung Eva Köhler. "Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, Unterhaltungen, Lesestunde oder Gesellschaftsspiele - die gemeinsamen Räume bringen die Menschen zusammen. Auch Ausflüge bzw. Freizeiten können zusammen geplant werden."
Durch eine Kooperation/Vereinbarung mit der Caritas Sozialstation Heppenheim ist auch der tägliche Unterstützungsbedarf abgesichert. Annette Ehrhard, die Leiterin des ambulanten Pflegedienstes, wird jeweils im Gespräch klären, welche Leistungen individuell gebraucht werden. "Durch die gewünschte Betreuung des ambulanten Pflegedienstes und die Alltagsbegleiter*innen vor Ort, haben die Senior*innen in der WG ein gutes Gefühl der Sicherheit."
16 Alltagsbegleiter*innen werden im Haus Marillac arbeiten. "Sie unterstützen die Mieter*innen in den Wohngemeinschaften, sie ermuntern zu Tätigkeiten und Aufgaben, die noch selbst übernommen werden können. Sie sind mehr im Hintergrund, bieten begleitend Betreuungsangebote, dominieren aber nicht das Leben in den Wohngemeinschaften", so die Hausleitung.
"Die Einsamkeit ist für viele alleinstehende Seniorinnen und Senioren ein großes Thema, insbesondre die letzten drei Corona-Jahre haben da auch einen großen Anteil", so der Caritasdirektor. "In der Senioren-WG sind sie nicht einsam und sie können ihren Schwung bis ins hohe Alter bewahren, dadurch dass sie sich gegenseitig unterstützen, füreinander da sind und aktiv in den Alltag einbringen."
Die Angehörigen sind jederzeit herzlich willkommen und können individuell schauen, wie intensiv sie die WG durch ihre Hilfe unterstützen.
Kontakt:
Mit Fragen rund um die neuen Senioren-Wohnangebote in der Rodensteinstraße 95 in Bensheim sowie zum »Tag der offenen Tür« können sich Interessierte an die Rufnummer 06251 80520 0 wenden oder
per E-Mail an: haus-marillac@caritas-bergstrasse.de.
Mehr Infos auch unter www.haus-marillac.de
Hintergrundinfo:
Die Heilige Louise de Marillac - ein Blick auf die Namensgeberin
Louise de Marillac wurde am 12.08.1591 in Frankreich als nicht eheliche Tochter eines Adeligen geboren. Ihr Vater erkannte sie als Tochter an und setzte ihr eine lebenslange Rente aus. Zudem sorgte er für eine außergewöhnlich gute Bildung von Louise.
Nach ihrer schulischen Ausbildung im Internat der Dominikanerinnen von Poissy und einer Haushaltungsschule starb ihr Vater. Louises Versuch, in einer Ordensgemeinschaft aufgenommen zu werden, scheiterte an ihrer labilen Gesundheit. So heiratete sie auf Betreiben der Familie Marillac 1613 mit 22 Jahren Antoine Le Gras, den Sekretär der Königinnmutter. Mit ihm hatte sie einen Sohn, Michel. 1625 starb ihr Mann.
Im gleichen Jahr traf sie Vinzenz von Paul. Dieser hatte bereits begonnen, sich mit Hilfe von caritativen Gruppen (Caritasvereine) Armer, Kranker und Notleidender anzunehmen. Louise wurde seine Mitarbeiterin, besuchte, ermutigte und begleitete die Caritasvereine. Zudem sammelte sie ab 1633 junge Frauen um sich. Sie erhielten Bildung - für die damalige Zeit als "überflüssig" betrachtet für Bauernmädchen - und halfen bei der Versorgung der kranken und bedürftigen Menschen. Die "Töchter der Christlichen Liebe", wie sie genannt wurden, taten ihren Dienst in den Häusern der Kranken und arbeiteten in den Dörfern und in der Stadt Paris eng mit den Caritasvereinen zusammen. Zudem kümmerten sie sich um Findelkinder, Kranke in den Spitälern, Galeerensträflinge und viele andere Menschen in Not. Dabei verzichteten Louise und Vinzenz bewusst auf die damals übliche Organisationsform eines Ordens in einer abgeschlossenen Klausur hinter Klostermauern. Sie wollten hinausgehen und ihren Dienst am Menschen verrichten.
Bis zu ihrem Tod leitete Louise de Marillac die Gemeinschaft, deren Mutterhaus sich in Paris etablierte. Heute sind die "Barmherzigen Schwestern" oder "Vinzentinerinnen" in rund 100 Ländern der Erde tätig und gehören zu den größten Frauengemeinschaften in der katholischen Kirche.
Louise de Marillac starb am 15. März 1660 in Paris. Dieser Tag war lange ihr Gedenktag. Seit dem Jahr 2016 wird ihr Fest am 9. Mai gefeiert, dem Tag ihrer Seligsprechung 1920.Ihre sterblichen Überreste ruhen in der Kapelle der Erscheinungen im Mutterhaus in der Rue du Bac in Paris.
1934 wurde Louise de Marillac von Papst Pius XI. heiliggesprochen, 1960 zur Patronin aller in der Sozialarbeit Tätigen erhoben.
Das gemeinsame Wirken von Vinzenz von Paul und Louise de Marillac wird als Grundstein der neuzeitlichen "Caritas" betrachtet - der kirchlich organisierten Hilfe für Notleidende und Bedürftige.