Rund 20 Realbetriebe sind zum Auftakt schon dabei.
Mit der Unterzeichnung des Vertrages durch den Kreisbeigeordneten Karsten Krug und Caritasdirektorin Stefanie Rhein startet das Projekt am 3.11.2018.
Mit dieser Vertragsunterzeichnung beginne ein neuer Meilenstein in Sachen Teilhabe am Arbeitsleben für psychisch kranke Menschen, freut sich Caritasdirektorin Stefanie Rhein bei der Projektvorstellung mit dem Kreisbeigeordneten Karsten Krug. "Schon lange setzen wir uns dafür ein, dass Menschen mit einer seelischen Erkrankung die Chance einer Arbeitsmöglichkeit in einem Realbetrieb erhalten und dadurch Kontakte zu Menschen bekommen, die keine seelischen Probleme haben. Mit diesem Projekt gehen wir neue Wege und docken direkt an den ersten Arbeitsmarkt an." In Hessen ist der Landkreis Bergstraße, der dieses Projekt finanziert, nun ein echter Vorreiter. Nur noch im niedersächsischen Gifhorn werde etwas Vergleichbares angeboten.
"Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, mit so einem verlässlichen Partner wie der Caritas, ein weiteres Zuverdienstprojekt im Kreis Bergstraße zu installieren. Dieses bietet niedrigschwellige Arbeitsgelegenheiten für erwerbsunfähige Menschen in unterschiedlichen Bereichen an verschiedenen Standorten im Kreis. Dies ist mir ein besonderes Anliegen, da immer jüngere Menschen in eine dauerhafte Erwerbsminderung rutschen", so Karsten Krug. "In einer Gesellschaft bei der sich die Wertschätzung eines Menschen an der Arbeit misst, ist es unverzichtbar auch für diejenigen, die in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, Angebote für eine Teilhabe an Arbeitsleben anzubieten."
Dieser Verantwortung stellt sich auch der Caritasverband Darmstadt und beschäftigt sich seit Jahren mit der Schaffung verschiedenster Formen der Arbeit für Klientinnen und Klienten. So bieten beispielweise Tagesstätten für ihre Besucherinnen und Besucher gegen eine kleine Entlohnung Arbeitsaufträge. In Darmstadt, Bensheim und Viernheim laufen seit Jahren niederschwellige Beschäftigungsprojekte, zu denen Menschen ohne Aufnahmeverfahren kommen können, um stundenweise zu arbeiten.
Nun wurde dieses Konzept weiterentwickelt und der Caritasverband Darmstadt e. V. bietet im Zuständigkeitsbereich des Gemeindepsychiatrischen Zentrums Bergstraße-Ried sowie der Stadt Bensheim das Zuverdienstprojekt Bergstraße an. "Dieses ist gedacht für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, die ihre beruflichen Fähigkeiten im Rahmen der bestehenden Arbeitszeitmodelle nicht einsetzen können, für die jedoch eine Teilnahme am beruflich sozialen Leben in der Gesellschaft wichtig ist und die selbstbestimmt ihren Platz im Arbeitsleben finden möchten", so Vorstandsreferent Bastian Ripper, der das Konzept für dieses Projekt entwickelt hat. Das Projekt biete viele Vorteile: Von der Stabilisierung der psychischen Situation, Tagesstrukturierung, Förderung der Teilhabe an der Gesellschaft durch Schaffung von Kontaktmöglichkeiten bis hin zur Vermeidung von Isolation, Steigerung der Eigenständigkeit und des Selbstwertgefühls. Die teilnehmenden Personen erhalten eine Motivationszuwendung.
Gearbeitet wird höchstens 14 Stunden pro Woche, die Arbeitszeiten werden individuell angepasst. Die Betriebe werden nach den Wünschen und Interessen des Teilnehmers ausgewählt. Daher stehen neben der niedrigschwelligen Beschäftigung die sozialpädagogische und arbeitstherapeutische Beratung und Unterstützung im Vordergrund. Diese Aufgabe wird von Projektbetreuer Jörg Wieandt wahrgenommen. Er führt derzeit im Kreis Bergstraße viele Gespräche mit Betrieben. Dabei sei die Resonanz der Betriebe durchgehend wohlwollend. "Es ist begeisternd für mich zu erleben, wie positiv und aufgeschlossen die Betriebe und Einrichtungen dem Zuverdienstprojekt Bergstraße begegnen", so der Diplom-Pädagoge.
Mit an Bord seien derzeit schon 21 Betriebe und Einrichtungen, so zum Beispiel die Firmen Grieser und MVL in Lampertheim, die Pfarrei Johannes XXIII in Viernheim oder das Caritasheim St. Elisabeth in Bensheim. "Ich freue mich darauf psychisch beeinträchtigten Menschen, die es sich nicht vorstellen können in einer Werkstatt für Behinderte zu arbeiten, eine Alternative anbieten zu können am beruflich sozialen Leben teilzuhaben." Einige warten schon darauf, mit der wohnortnahen Beschäftigung beginnen zu können. Andere potentielle Teilnehmer werden nun über das neue Angebot informiert. Jörg Wieandt ist sich sicher, dass er bei vielen eine Begeisterung für das Projekt wecken kann. Haben die Menschen in den Einsatzorten begonnen, so steht ihnen der Caritasmitarbeiter weiterhin betreuend zur Seite.
Kontakt:
Wer sich für das Zuverdienstprojekt interessiert, kann sich gerne mit Jörg Wieandt telefonisch in Verbindung setzen unter 06204-92964-12/10. Die Einstiegshürden für das Projekt sind gering. Das Antrags- und Bewilligungsverfahren erfolgt beim örtlichen Sozialhilfeträger des Kreises Bergstraße. Die Erstbewilligung sollte in der Regel einen Zeitraum von sechs Monaten nicht überschreiten. Folgeanträge zur Maßnahmenverlängerung können dann bis zu zwölf Monate verlängert werden.
Alle Akteure freuen sich nun auf den Start und hoffen, dass es durch dieses sinnstiftende und niederschwellige Beschäftigungsangebot langfristig gelingt, dass viele das Hilfesystem wieder verlassen können.