Es sollte nicht sein! Letztes Jahr wurden die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum aus organisatorischen Gründen in den März 2020 verlegt. Nachdem die Einladungen zur Feier verschickt waren, häuften sich die Meldungen zum Corona-Virus. In Abstimmung mit der Caritasdirektorin wurde sehr frühzeitig entschieden, alles abzusagen. Zu groß war die Gefahr, Gäste und Mitarbeitende durch die Feier einer Infizierung auszusetzen.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ambulanten Pflegedienst tragen viel Verantwortung. Sie sind Einzelkämpfer, die vor Ort Entscheidungen treffen müssen. Da sind keine Kolleginnen und keine Ärzte, die schnell zu Hilfe gerufen werden können. Nicht selten müssen die meist weiblichen Mitarbeitenden körperlich und auch psychisch viel wegstecken. Den anspruchsvollen Beruf führen sie mit sehr viel Herzblut aus, dafür möchte ich ganz herzlich danke sagen“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein. „Die heutige Zeit verdeutlicht sehr, wie unersetzbar es ist, was sie 365 Tage im Jahr leisten. Für viele Menschen sind unsere Caritasmitarbeitenden derzeit die Einzigen, mit denen sie Kontakt haben können, mit denen sie über ihre Sorgen und Ängste sprechen, die sie spüren lassen, da ist jemand für mich da. Die persönliche Ansprache, ein gutes, ein aufmunterndes und ein Mut machendes Wort, das ist es, was neben der professionellen Pflege die Besuche der Caritas so wertvoll macht, heute noch mehr denn je.“
Zuspruch und Anerkennung kommt derzeit auch viel aus der Bevölkerung, so Christine Bauer. „Wir versuchen alle gemeinsam, gut durch diese Krise zu kommen. Aber eines ist klar: Das Virus macht die Arbeit des Pflegedienstes noch anstrengender als sie ohnehin schon ist. Die Mitarbeitenden sind recht angespannt.“
85 Klientinnen und Klienten werden versorgt, manche mehrmals täglich. Fünf Absagen habe sie erhalten, da Angehörige die Pflege zu Hause derzeit selbst organisiert bekommen. Alle anderen sind in der Corona-Krise mehr denn je auf den Pflegedienst angewiesen und bei jedem Besuch wartet eine ganz individuelle Aufgabe auf die Mitarbeitenden.
In den vergangenen 40 Jahren habe sich vieles verändert und im Laufe der Zeit wurde die Arbeit komplizierter, so der Tenor derer, die schon lange in der Branche tätig sind. Zeit und Kostendruck sind seit Einführung der Pflegeversicherung immer mehr gestiegen. So muss über die Tourenplanung wirtschaftlich gedacht werden, um keine Defizite einzufahren. Fahrzeiten und ein guter Mix aus pflegerischen und medizinischen Leistungen erfordern jeden Tag aufs Neue viel Organisationstalent. Übertragen wird die Tourenplanung heutzutage über ein Smartphone an die Mitarbeitenden.
Schon vor Corona-Zeiten wurde immer wieder auf den starken Fachkräftemangel aufmerksam gemacht. „Es ist schwer, die Pflegequalität immer weiter zu gewährleisten, wenn Pflegekräfte fehlen. Schon im letzten Jahr konnten wir nicht alle Anfragen von Menschen erfüllen, wir mussten Menschen vertrösten oder schweren Herzens absagen.“ Das führe zu sehr großem Unverständnis bei den Betroffenen. „Wir bedauern das auch sehr, aber wir haben auch eine Fürsorgepflicht unseren Mitarbeitenden gegenüber.“ Die Caritasdirektorin hofft, dass die derzeitige Krise auch dazu genutzt wird, neue politische Weichen zu stellen, die den Beruf für viele wieder attraktiver werden lassen. „Der Dank und das Klatschen der Bevölkerung tut den Pflegekräften in dieser schweren Zeit gut, aber es sollten nun auch politische Taten in Form von spürbar besserer Bezahlung und Personalausstattung folgen.“
Anfänge im alten Pfarrhaus
Als die Sozialstation vor 41 Jahren gegründet wurde, war der Sitz im alten Pfarrhaus in Mörlenbach. Drei freie Schwestern, ein Leiter und eine Verwaltungskraft sorgten für das Hilfeangebot in Mörlenbach, Birkenau, Gorxheimertal und Abtsteinach. Die pflegerische Versorgung war zu diesem Zeitpunkt noch mehr oder weniger kostenlos. Eine finanzielle Unterstützung gab es von den Gemeinden. Spenden, Naturalien oder ein Vergelt's Gott waren die Entlohnungen für die Pflege. Die Behandlungspflege, wie zum Beispiel Insulinspritzen oder Verbände, konnten schon damals über die Krankenkassen abgerechnet werden.
Die Patientenzahl wuchs und weitere Mitarbeitende wurden eingestellt. 1985 übernahm Schwester Paula Weber-Wiemer, vielen heute noch bekannt, die Leitung. Das Team wurde immer größer, die Räume im alten Pfarrhaus zu eng und es erfolgte 1988 der Umzug ins Josefshaus der Pfarrei. 1997 übernahm Christine Bauer die Leitung. Sie dankt ihrem Team für die Solidarität und das Dasein für Menschen in Not, auch in persönlich schweren Zeiten.
Danken möchte sie auch dem Kuratorium, dieses wurde im März 1980 gegründet. Darin sind Vertreter der vier Groß-Gemeinden, die Kirchengemeinden sowie Vertreter der Ortskrankenkassen, der Wohlfahrtsverbänden und der Ärzteschaft vertreten. Das Kuratorium hat eine beratende Funktion und ist aktives Bindeglied im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zwischen den jeweiligen Gremien und der Sozialstation.
Kontakt:
Die Mitarbeitenden unseres ambulanten Pflegedienstes besuchen weiterhin die Klientinnen und Klienten zu Hause. Die Geschäftsstelle soll jedoch bei Rückfragen oder bei Fragen nach einem Angebot nicht aufgesucht werden, sondern telefonisch kontaktiert werden!
Telefon: 0 62 09 – 8279