Alina Vition ist eine von 19 Frauen, die von März 2015 bis Oktober 2016 den Frauenintegrationskurs im Caritaszentrum in Heppenheim besucht hat. Nun hält sie in einer Feierstunde das Zertifikat stolz in die Höhe und sagt: “Das rahme ich mir ein und hänge es im Wohnzimmer auf“. Die 30jährige junge Mutter zweier Söhne im Alter von sieben und vier Jahren ist stolz, dass sie die Prüfung, auf die sie eineinhalb Jahre vorbereitet wurde, geschafft hat. In sehr gutem Deutsch erzählt sie, dass sie vor rund zweieinhalb Jahren aus Moldawien nach Deutschland kam und kein einziges Wort deutsch konnte. Dass es bei ihr so schnell mit der Kursteilnahme geklappt hat, dafür ist sie sehr dankbar. Auf den Lorbeeren ausruhen mag sie sich aber nicht und schmiedet schon eifrig Zukunftspläne. „Früher habe ich als Friseuse gearbeitet, vielleicht kann ich in diesem Bereich eine Ausbildung beginnen. Ich bin aber auch offen für neue Wege und werde mich da gerne von Fachleuten beraten lassen.“
In der Feierstunde herrscht eine fröhliche Stimmung. Es ist zu spüren, dass sich die Frauen untereinander, mit ihren Lehrerinnen und Koordinatoren gut verstanden haben. Gisela Josties-Wein unterrichtet seit 28 Jahren ausländische Frauen in der deutschen Sprache. Vielen Frauen hat sie seitdem zu einem neuen Leben in Deutschland verholfen, denn sie hat ihnen die Angst vor der deutschen Sprache nehmen können und damit auch die Angst vor einem Leben in Deutschland. Oft sind die Frauen anfangs sehr verunsichert, da sie niemanden verstehen, weder den Arzt oder die Lehrerin ihres Kindes, auch das Einkaufen kann zu einem Problem werden. Aber auch die Ängste vor einem Kurs sind anfangs vorhanden, denn die eigene Schulzeit liegt oft schon lange zurück und so heißt es erst mal Lernen lernen. Doch die Lehrerinnen Gisela Mattern und Gisela Josties-Wein helfen den Frauen dabei, diese Ängste zu überwinden.
In diesem Kurs hat Gisela Josties-Wein 19 Frauen aus zwölf verschiedenen Ländern unterrichtet. Die Frauen aus Syrien, Polen, Eritrea, Libanon, Moldawien, Afghanistan, Armenien, Kosovo, Irak, Nigeria und Pakistan haben trotz ihrer Unterschiedlichkeit sehr gut miteinander harmoniert. „Es geht um mehr als nur Grammatik und Vokabeln lernen“, so die Lehrerin, die seit 2005 die Integrationskurse vom Caritasverband unterrichtet. „Die Atmosphäre ist auch wichtig und die hat hier gestimmt. Ich habe noch nie einen Kurs gehabt, der so viele Ausflüge gemacht hat, wie dieser.“
Die Frauen sind nun stolz und glücklich, denn sie haben alle die Prüfung bestanden, elf sogar mit Bestnote B1. Nun erhalten sie das Zertifikat Integrationskurs, welches für die Aufenthaltsverfestigung in Form einer Niederlassungserlaubnis und zur Einbürgerung zwingend erforderlich ist. Dabei waren die Umstände nicht immer einfach: Vokabeln lernen neben all den familiären Verpflichtungen, die zu erfüllen sind, ist schon eine große Leistung. Die Migrantinnen sind sich einig, dass sie diese Erfolge nur erzielen konnten, da der Kurs in Kooperation mit dem Jugendamt mit Kinderbetreuung angeboten wurde. So wussten sie ihre unter drei Jahre alten Kinder ein Stockwerk höher im Spielraum in guten Händen. Das machte den Kopf fürs Lernen der deutschen Sprache frei und die Kinder haben durch die Kinderbetreuung auch noch sehr gut Deutsch gelernt. Betreut wurden die Kinder durch Nooria Hariri und Mariam Insaf-Ansari. Vor über fünf Jahren hatten die beiden selbst an diesem Kurs erfolgreich teilgenommen und danach die Qualifizierung zur Tagesmutter absolviert. Nun sind sie erwerbstätig und haben schon mehrere Caritaskurse als Tagesmutter betreut. Solche Erfolgsgeschichten spornen auch die neuen Kursabsolventinnen zu neuen Zukunftsplänen an.
Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer ist froh, dass der Migrationsdienst des Caritasverbandes diesen Kurs anbietet. „Es war wichtig und richtig, dass Sie diesen Schritt gewagt haben. Die Sprache zu sprechen ist für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und für Ihre Selbstständigkeit unerlässlich.“ Im Frauenintegrationskurs haben die Kursteilnehmerinnen jedoch nicht nur die deutsche Sprache gelernt. Sie haben auch viel über das deutsche Bildungssystem erfahren: Wie Kindergärten und Schulen funktionieren, wie sie als Eltern das Schulleben ihrer Kinder aktiv mitgestalten können, auf welche Formalitäten sie achten müssen. Sie haben Kontakte zu den Kindergärten und Schulen der Stadt geknüpft und lernten die Einrichtungen von innen kennen.
Die Dienststellenleiterin des Caritas Migrationsdienstes Hannelore Lehnard dankte allen sehr herzlich, die zum Gelingen des Kurses beigetragen haben, so auch den Caritasmitarbeiterinnen Barbara Hammon und Stefanie Eckel, die die Frauen sozialpädagogisch und verwaltungstechnisch betreuen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert die Integrationskurse. Monika Vogler, Regionalkoordinatorin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge kam daher zur Zertifikatsübergabe, um den Frauen zu ihrem Erfolg zu gratulieren aber auch um einen Appell mit auf den Weg zu geben: “Teilen Sie Ihre Erfahrungen anderen Frauen mit, die noch viel Angst vor so einem Schritt haben. Aber seien auch Sie weiterhin mutig und überlegen Sie, wie Sie Ihre Zukunft weiter aktiv gestalten.“
Es sind bereits neue Integrationskurse in Bensheim und Heppenheim angelaufen. Alle Frauen, die für sich einen Hilfebedarf sehen, können sich gerne beim Migrationsdienst unverbindlich informieren. Kontakt: Tel.: 06251 854250 oder per Mail: migration@caritas-bergstrasse.de