Im März 1981 startete Gudrun Schneider mit ihrem Anerkennungsjahr in Dieburg bei der Allgemeinen Lebensberatung, damals nicht ahnend, was sich alles dahinter verbirgt. Diese Arbeit hat sie nie mehr losgelassen, es gab lediglich einen Wechsel nach dem Anerkennungsjahr nach Darmstadt, um dort die ALB-Dienststelle auf- und auszubauen. Das gelang Gudrun Schneider, die mit einer wachsenden Zahl an Mitarbeitenden die Leitung übernahm, bestens. Sie bewegte viel in all den Jahren und hinterlässt große Spuren.
"Ein Urgestein der ALB geht in Rente", brachte es der ehemalige Caritasdirektor Wilhelm Schulze auf den Punkt, der über 20 Jahre das Wirken der Sozialarbeiterin miterlebt hatte. Er dankte ihr für ihren unermüdlichen und umsichtigen Dienst, ihre verständnisvolle, loyale Art, ihr Engagement und für die vielen Konzeptideen, um neue Hilfeangebote aufzubauen. Insbesondere beim Verbot aus Rom, dass katholische Beratungsstellen keine Schwangerschaftsberatungsscheine mehr ausstellen durften, mussten gemeinsam neue Wege gefunden werden, um für Frauen in Notsituationen weiter da zu sein.
Die Bürgermeisterin Barbara Akdeniz arbeitet seit 1993 in unterschiedlichen Funktionen mit der Caritasmitarbeiterin zusammen. Mit Leidenschaft, Herzblut, Nachdruck und Bestimmtheit für die Sache habe Gudrun sich für die Menschen eingesetzt. "Die Fußspuren sind nachhaltig", so die Bürgermeisterin. "Für mich warst du immer da, als Ansprechpartnerin, als Netzwerkerin." Konstruktiv, bestimmt und partizipativ habe Gudrun Schneider sich für die aktuellen Themen eingesetzt. Ob Kinderarmut, Gewaltschutz, Schwangerschaftskonfliktberatung, Gudrun habe immer den politischen Blick gehabt, den Finger in Wunden gelegt, den Feminismus transportiert und Menschen zur Teilhabe am politischen Leben, zur Selbststabilisierung befähigt.
Auch Bernd Lülsdorf hat als Cityseelsorger und Dekanatsreferent mit Gudrun Schneider mehr als 20 Jahre zusammengearbeitet. "Du hast schon immer den Grundsatz: Wir sind Kirche im Sozialraum gelebt, du hast immer wieder Akzente gesetzt, deine Stimme im Dekanatsrat war eine Bank, sie hatte Wert und Gewicht! Du bist nicht ein Gesicht der Caritas - Du bist das Gesicht der Caritas!"
Kollegin Monika Fahrenholz-Müller erwähnte das große Wissen der Caritasmitarbeiterin aber auch ihren Einsatz und Mut, der auch nicht vor Obrigkeiten halt machte. "Du warst für deine klaren und ehrlichen Worte auch bei den Bischöfen bekannt und hieltest mit deiner Kritik nie zurück."
Das Team lobte die Chefin für ihren loyalen, unermüdlichen Einsatz, für ihre Ehrlichkeit, ihren Scharfsinn, für Herz und Verstand, für das offene Ohr, auch für die privaten Probleme. Du hast die Menschen in ihrer Not ernst genommen, du hast einen empathischen Blick, du lebst Caritas, so die Teammitglieder, die alle ihren persönlichen Dank aussprachen.
Ute Schneider, stellvertretende MAV-Vorsitzende, sprach gar von einer "Legende in der Caritas", in der heutigen, schnelllebigen Zeit seien über 40 Jahre Loyalität zum Arbeitgeber etwas ganz Besonderes.
Mit einem Zeitstrahl ging Caritasdirektor Winfried Hoffmann auf das Wirken der Sozialarbeiterin ein. "Sie haben durch ihre Beratungsarbeit vielen Menschen zur Seite gestanden, so manchen über die Brücke geführt zu einem besseren Leben." In all den Jahren gab es viele neue Gesetzgebungen und stets machte sich Gudrun Schneider auf die Suche nach neuen Geldtöpfen, um Menschen Gutes zu tun. "Bekannt wie ein bunter Hund, sehr vernetzt, Frau Schneider kennt jede und jeder. Eine Frau, die mitten in der Kirche steht, aber auch kritisch! Man kennt Sie, schätzt Sie, Sie sind das Gesicht der Caritas in Darmstadt!"
Gudrun Schneider selbst empfindet ihre Arbeitsjahre bei der Caritas als großes Glück. "Kein Tag war wie der andere! Zu sehen, wie die Menschen ihr Leben durch Beratung anders gestalten, ist ein Geschenk." Auch der Aufgabenbereich der Gemeindecaritas sei sehr spannend gewesen. In ihrem Beruf habe sie immer Menschen gefunden, die die Welt etwas verbessern wollen. Leider sei beim Thema Kinderarmut trotz aller Bemühungen nicht das Gewünschte erreicht worden, die Zahlen seien am Steigen. Für die vielen herzlichen Beziehungen sei sie dankbar.
Zum Ende der Feier gab es von allen Seiten gute Wünsche: Möge ihr die Lust am Bewegen schwerer Dinge nie abhandenkommen und möge sie den Finger weiter in die Wunde von Kirche und Politik legen. Und obwohl der neue Lebensabschnitt noch nicht einmal begonnen hat, häufen sich schon die Angebote für ein ehrenamtliches Engagement, ganz nach dem Motto: Gehe aktiv ins passive Ruhestandsleben!