1,7 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. Die Zahl der Betroffenen ist innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen. Insbesondere junge Erwachsene unter 25 Jahren sind verstärkt betroffen. Weitere 1,6 Millionen Erwachsene weisen einen Alkoholmissbrauch auf. Die negativen Folgen für die Betroffenen und deren Familien sind verheerend.
Trotz eines sehr gut ausgebauten Suchthilfesystems nehmen nur etwa zehn Prozent der Betroffenen Hilfe in Form einer Therapie in Anspruch. Jochen Bickel, Leiter der Suchtberatungsstelle Heppenheim des Caritasverbandes erklärt das so: "Die ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen geben traditionell dauerhafte Suchtmittelabstinenz als einzig mögliches Behandlungsziel vor. Für Menschen, die teils über viele Jahre konsumiert haben, kann diese Vorstellung so beängstigend sein, dass sie gar keine Hilfe in Anspruch nehmen. Oder aber sie haben nach einer Behandlung das Ziel der Abstinenz nicht geschafft, sind rückfällig geworden und nehmen aus Scham- und Schuldgefühlen keinen Kontakt mehr zu uns auf. Angebote, die eine Reduktion des Alkohols anstreben sind in Deutschland immer noch die Ausnahme. Für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum können Programme zum Erlernen des kontrollierten Trinkens hilfreich sein. Sie basieren auf internationalen Forschungsergebnissen und sind in vielen Ländern selbstverständlich. Sie ergänzen die auf Abstinenz ausgerichteten Beratungsangebote für Menschen mit Suchtproblemen. Sie ersetzen sie nicht! Natürlich ist und bleibt die Abstinenz das beste Ziel. Aber wem nützt das beste Ziel, wenn es unerreichbar erscheint. Man darf nicht vergessen, dass es in Deutschland der Alkohol ist, an dessen Folgen jährlich Zehntausende Bürgerinnen und Bürger frühzeitig versterben."
Die Beratungsstelle des Caritasverbandes führt ab 19.02.2014 erstmals einen zehnwöchigen Kurs zum sogenannten "Kontrollierten Trinken" durch. Das Trainingsprogramm wurde von Prof. Dr. Joachim Körkel, einem international anerkannten Suchtforscher der Fachhochschule Nürnberg entwickelt. Bickel weist darauf hin, dass es sich um ein hoch anspruchsvolles Programm handelt. "Häufig wird kontrolliertes Trinken mit normalem - spontanem Trinken verwechselt. Das Ziel mehr Kontrolle über den eigenen Konsum zu erlangen bedeutet, sich tägliche und wöchentliche Ziele zu setzen und sie z.B. mit Hilfe von Konsumtagebüchern zu erreichen. Das kann harte Arbeit sein und zehn bis 30 Prozent der Teilnehmer entscheiden sich erfahrungsgemäß während des Trainings zur Abstinenz. Aber dann haben sie es auf eigenen Wunsch getan."
Das Trainingsprogramm ist kostenpflichtig. Es wird von der gesetzlichen Krankenversicherung als Präventionsmaßnahme bezuschusst. Bürgerinnen und Bürger, die sich im Arbeitslosengeld II Bezug im Kreis Bergstraße befinden, können im Rahmen einer bestehenden Kooperationsvereinbarung zwischen Neue Wege Kreis Bergstraße und Caritasverband kostenfrei teilnehmen.
Ob eine Kursteilnahme das geeignete Angebot ist, wird in einem ausführlichen Vorgespräch entschieden.
Kontakt:
Caritas Suchthilfe, Kalterer Str. 3A, 64646 Heppenheim
Tel.: 06252-700590, Mail: sucht@caritas-bergstrasse.de