Der ehemalige IT-Techniker Said Adam kam vor zwei Jahren aus Somalia nach Deutschland. Damals sprach der heute 22-Jährige kein Wort deutsch. Zunächst verbrachte er seine Zeit hier sehr isoliert. Im Oktober 2014 hat sich sein Leben, wie er selbst sagt, enorm verändert, er darf einen Deutschkurs für Asylbewerber besuchen und ist darüber sehr glücklich.
Es ist Montag, kurz vor neun. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen die Schüler von Jasna Rößler zum Gemeindezentrum St. Michael in Bürstadt. Mohamed Karar begrüßt seinen somalischen Landsmann Said Adam, dann tauschen sich beide über das vergangene Wochenende aus, alles in Deutsch. Mohamed Karar kam eine Woche vor Beginn des Kurses ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Deutschland. Er sieht es als großes Glück, dass er so schnell die Chance hatte, die deutsche Sprache zu lernen. "Der Kurs bringt mir sehr viel, außerdem lese ich oft Zeitung und fahre regelmäßig zur Bücherausleihe nach Mannheim", erzählt er in gutem Deutsch.
"Der Kurs wird nach dem Bayrischen Modell durchgeführt, d.h. er ist sehr praxisbezogen", erklärt die Lehrerin Jasna Rößler. Einkaufsprospekte, Stadtpläne und Formulare gehören daher ebenso zu den Lernmaterialien wie das Pluspunkt Deutsch A 1 Buch. Viele Sprachlernziele werden mit spielerischen Methoden umgesetzt, zum Beispiel beim runden Kreis mit Ballspiel aber auch in der Schulbank bei der Partnerarbeit. "Wir üben im Unterricht oft Dialoge, die den Teilnehmern im Alltag helfen. Sei es sich vorzustellen, einen Arzttermin zu vereinbaren, nach dem Weg zu fragen oder auf dem Flohmarkt einzukaufen. Sehr interessant war für die Teilnehmer auch der Besuch einer Bäckerei und eines Autohauses, um das Arbeitsleben in Deutschland kennenzulernen", so die Lehrerin.
Hannelore Lehnard, Dienststellenleiterin vom Caritas Migrationsdienst ist froh, dass diese engagierte und empathische Kursleiterin für das Projekt gewonnen werden konnte. Die Lehrerin versteht es, die 15 Schüler aus Eritrea, Somalia, Pakistan und Albanien zu motivieren. Alle eint zwar die Flucht aus der Heimat wegen Krieg, Konflikten, Verfolgung, Hunger und Verzweiflung sowie der Glaube und die Hoffnung auf ein nun besseres Leben, doch die Bildungsniveaus, die hier aufeinander treffen sind sehr unterschiedlich. Manch einer hat in der alten Heimat studiert oder das Abitur gemacht, wiederum andere haben zu Hause weder Lesen noch Schreiben gelernt. So kam es auch, dass der Kurs zunächst mit sechs weiteren Teilnehmern gestartet war, diese jedoch in eine Lerngruppe von langsam Lernenden gewechselt sind, die von ehrenamtlichen HelferInnen angeboten wird.
Der Unterricht findet an drei Tagen in der Woche mit jeweils vier Unterrichtsstunden statt. Ziel ist es, den Kurs mit einem A1-Test zu beenden. Die Lehrerin ist zuversichtlich, dass dies den meisten auch gelingen wird. "Viele Schüler sind sehr motiviert, haben kaum Fehlzeiten und beschäftigen sich auch außerhalb des Unterrichts mit der Sprache und der Gesellschaft. Dank des hohen ehrenamtlichen Engagements in der Gemeinde gibt es soziale Kontakte und viele Gelegenheiten außerhalb des Unterrichts Deutsch zu lernen."
Hannelore Lehnard hofft, dass die motivierten Teilnehmer nach Kursabschluss im Juli 2015 möglichst schnell die Chance bekommen, in einem Integrationskurs oder in einem berufsvorbereitenden Kurs unterrichtet zu werden, denn Integration geschieht in erster Linie über die Sprache.
Pressemitteilung
Integration durch Sprache
Erschienen am:
30.04.2015
Beschreibung