Wenn Kinder und Jugendliche von Ereignissen betroffen sind, die für sie eine schwere Belastung darstellen, dann erleben sich Eltern und andere Bezugspersonen wie zum Beispiel Lehrkräfte und ErzieherInnen oft ratlos und unsicher. Wie kann und soll man z.B. nach einem Unfall, einer Trennung, dem Tod eines nahestehenden Menschen oder nach Erlebnissen körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt auf das Kind zugehen? Ist Sprechen über das Geschehen oder eher Ablenkung hilfreich?
Diese Fragen beschäftigen viele und so war der Vortragsabend "Schwere Belastungen bei Kindern und Jugendlichen - Was hilft?" bis auf den letzten Platz im Heppenheimer Marstall des Kurmainzer Amtshofs besetzt. Veranstalter war die Caritas Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Heppenheim. Die Referentin Ulrike Reddemann, Psychologische Psychotherapeutin und Fachpsychotherapeutin für Traumatherapie, verfügt über fachspezifisches Wissen und langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Ihre Kernaussage an dem Abend war, dass es wichtig sei, den Kindern möglichst viele gute Erfahrungen und gute Beziehungen mitzugeben, denn mit der Begleitung durch einfühlsame und liebevolle Personen würden nach einem belastenden Erlebnis meist keine schädigenden Auswirkungen bleiben. Mit der nötigen Zeit könne der Stress wieder aus dem Organismus kommen. Vorwürfe, wie zum Beispiel: "Warum warst du überhaupt dort?!" dagegen führten zu einer Verschlechterung und könnten einen chronischen Dauerstress bewirken. Schwere chronische Belastungen heile dagegen keine Zeit und Liebe mehr, in solchen Fällen sei eine professionelle Begleitung unbedingt nötig, so die Referentin. Diese Kinder könnten zum Beispiel nicht mehr richtig spielen, hätten Alpträume, provozierten Strafen, seien aggressiv und machten Beziehungen kaputt, weil sie nicht an gute Beziehungen für sich glaubten.
Damit es schon gar nicht zu dieser Chronifizierung komme, sei es wichtig, das Kind zu trösten, Mitgefühl zu zeigen und anzuerkennen, dass die Belastung schlimm war. Aber genau so wichtig sei es, den Blick auf die Stärken des Kindes zu lenken, damit es wieder Glück und Zuversicht erlebe. Freudetagebücher oder Schatzkisten, die Dinge enthalten, die dem Kind gut tun oder auch Musik, die es gern höre sowie das Reden über schöne Dinge sei ein gutes Gegengewicht zum Schmerz. Eine sichere Umgebung und Atmosphäre hole das Kind aus seinen Schreckensfilmen wieder heraus.
Für Eltern, Lehrer und Erzieher sei es in dieser Situation oft hilfreich, eine Fachberatung hinzuzuziehen. Auch das Mitarbeiterteam der Erziehungsberatungsstelle bietet in schweren Krisensituationen professionelle Hilfe und begleitet durch schwierige Phasen. Die Beratungsgespräche können von Familien, Eltern, Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und anderen Sorgeberechtigten bei Problemen und Schwierigkeiten in der Erziehung und der Familie kostenfrei in Anspruch genommen werden. Neben traumatischen Erfahrungen können auftretende Symptomatiken wie Ängste, Lern- und Leistungsstörungen, Konflikte in Familie, Schule oder Kindertagesstätte, Partnerprobleme von Eltern und vieles mehr ein Anlass sein, sich fachkundige Hilfe zu holen.
Das Mitarbeiterteam berät auch in Vor-Ort-Sprechstunden an Kindertagesstätten und Schulen, um Eltern, Kindern und Jugendlichen bei Konflikten zu helfen. "Diese frühe Prävention zahlt sich aus", so Dienststellenleiter Kurt Hahn. "Oftmals genügen bei Familien mit kleinen Kindern wenige Gespräche, um zufriedenstellende Wirkungen zu erzielen."
Kontakt:
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
des Caritasverbandes Darmstadt
Bensheimer Weg 16, 64646 Heppenheim
Tel: 06252 - 990115