Mit einem Blumenstrauß und einem Zertifikat dankte Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer den beiden ehrenamtlich engagierten Frauen Anne Krampff und Dr. Simone Sartorius-Neef für deren Engagement in der Flüchtlingshilfe und gratulierte zur erfolgreichen Teilnahme am Qualifizierungskurs zur ehrenamtlichen Flüchtlingsbegleitung: "Sie sind die ersten Absolventinnen des Qualifizierungskurses im Kreis Bergstraße. Wir möchten Ihnen danken, dass Sie sich neben all den Stunden, die Sie mit den Flüchtlingen verbringen, auch die Zeit für Informationsveranstaltungen genommen haben, um sich über Flüchtlinge in Deutschland, das Ehrenamt oder Asyl- und Aufenthaltsrecht weiter zu bilden ."
Die beiden Frauen aus Einhausen, die viel Herzblut in ihr Engagement investieren, nahmen dafür auch Fahrzeiten nach Zwingenberg, Bürstadt, Lampertheim und Bensheim in Kauf, um ihr Wissen auch über die Dublin-III-Verordnung, die Psychische Situation der Flüchtlinge, rechtliche Grundlagen und interkulturelle Kompetenz durch qualifizierte Referentinnen und Referenten zu vertiefen.
Seit 2014 bieten Caritasverband, Kreis Bergstraße und Bistum Mainz eine sozialpädagogische Begleitung der Flüchtlingshilfe im Kreisgebiet an. Eine wichtige Aufgabe dieser Koordinationsstelle sind u.a. Durchführung von Schulungs- und Fortbildungsseminaren für die ehrenamtlich Aktiven. Das Kursmodell umfasst 8 Module, wovon sechs zum Erlangen des Zertifikates "Flüchtlingsbegleiterinnen und -begleiter" besucht werden müssen. Zurzeit werden rund 25 weitere Ehrenamtliche in Wald-Michelbach und Lampertheim qualifiziert, bevor im November eine neue Reihe startet.
"Neben den neuen Einblicken gab es auch immer die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, Akteure vor Ort kennenzulernen, sich zu vernetzen und Kooperationen aufzubauen", erzählt Dr. Simone Sartorius-Neef. Vor zwei Jahren habe sie sich eine berufliche Auszeit gegönnt und so war es keine Frage, dass sie mit anpackte, als die Arbeit Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit dringend gebraucht wurde. "Ich hatte Zeit und da ich schon immer gerne Kontakt zu fremden Kulturen habe, half ich in der Hausaufgabenhilfe in Einhausen." Schnell war sie ins Einhäuser Netzwerk eingebunden und so entwickelte sich ein wirklich bewundernswertes Engagement. Ob Organisation des Deutschkurses, Unterstützung zu Behördengängen, Fragen zum Einstieg in die Schulbildung, Handyverträge, Kontakt zu Rechtsanwälten, die 45jährige promovierte Biologin steht den Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite. Auch heute noch, obwohl sie wieder ins Berufsleben eingestiegen ist. Mit der gleichen Offenheit, interkulturellen Sensibilität und Geduld engagiert sich auch Anne Krampff. Sie hatte als Pfarrgemeinderatsmitglied bei der Gründung des Netzwerkes in Einhausen mitgearbeitet und engagiert sich sehr stark für die Integration der Flüchtlingskinder. "Am Anfang begleite ich Familien zur Spielgruppe und zum Kinderturnen, um ein Gefühl der Sicherheit aufzubauen aber nach einer Weile ist es wichtig, die Eigeninitiative zu fördern", berichtet die 50jährige Chemikerin, die selbst noch privat von den eigenen Kindern im Alter von sieben bis vierzehn eingespannt wird.
Beide Frauen sind ihren Familien sehr dankbar, dass diese das ehrenamtliche Engagement mittragen, denn zu Hause wird auch schon mal gemeinsam mit den Flüchtlingsfamilien gekocht oder ein dringendes Problem besprochen. "Leider fehlen in den Gemeinschaftsunterkünften Räumlichkeiten, um etwas unter dem Schutz der Privatsphäre besprechen zu können. Ein fester Raum, ausgestattet mit Drucker und Laptop, um beispielweise Bewerbungen schreiben zu können, würde einige Probleme lösen, doch dafür müsste Geld zur Verfügung gestellt werden", so Simone Sartorius-Neef. Sie ist dankbar, dass sie sich bei Fragen an Marion Kostial, die Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im Kreis Bergstraße, wenden kann.
Neben den Schulungen und Informationsveranstaltungen bietet Marion Kostial den Ehrenamtlichen eine fachliche Beratung an und fördert die Vernetzung bestehender Strukturen im Kreisgebiet. Auch eine von vielen gewünschte Homepage wird in den nächsten Monaten unter ihrer Mitarbeit aufgebaut, so dass die Asylarbeit im Kreis Bergstraße vernetzt wird und aktuelle Informationen für Asylkreise und ihre Ehrenamtlichen bereitgestellt werden. So zum Beispiel die neue Idee der beiden Engagierten Frauen: Sie eröffneten am 26.09.2016 in der Begegnungsstätte St. Vinzenz in Einhausen einen Kulturtreff unter dem Motto: "Von Flüchtlingen für Flüchtlinge - Raus aus dem Haus." Der Treff richtet sich nicht nur an die in Einhausen lebenden Flüchtlinge sondern auch an Migranten, die schon viele Jahre in Einhausen leben und an alle interessierten Mitbürger. "Unser Wunsch ist es, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen beim Treff in lockerer Atmosphäre in Kontakt treten und Erfahrungen austauschen. So kann Integration gelingen", hofft Anne Krampff.