Er sei ein Kämpfer in Sachen Menschlichkeit, ein Netzwerker, ein Mensch, der vor Ideen sprüht – die Wertschätzung, die Martin Fraune bei seiner Verabschiedung erlebte war enorm. Viele Wegbegleiter*innen hatten sich in der Kirche St. Georg in Bensheim versammelt, um ihm Danke zu sagen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Pfarrer Harald Poggel sprach von einem Glücksfall für die Caritas, denn Martin Fraune habe nicht nur einen Job gemacht sondern voll und ganz dafür gelebt und Aufgaben immer mit ganzem Herzen übernommen.
Rückblick auf die fast vier Caritas Jahrzehnte
Nach dem Wortgottesdienst dankte Caritasdirektorin Stefanie Rhein dem langjährigen Mitarbeiter und hielt einen Rückblick auf die fast vier Caritas Jahrzehnte.
Begonnen hat die Caritas-Laufbahn im Juli 1982 beim Caritasverband Darmstadt. In der Klinik Schloß Falkenhof arbeitete der Sozialarbeiter als Gruppen- und Einzeltherapeut. Nach acht Jahren wechselte er zum Caritasverband Freiburg in die ambulante Suchtberatungsstelle Bruchsal. Von dort verschlug es ihn 1991 zum Caritasverband Worms als Leiter der psychosozialen Beratungsstelle in Worms.
1998 kam er zum Caritasverband Darmstadt zurück und blieb bis zum Ende seines Berufslebens dem Hilfeangebot der Allgemeinen Lebensberatung treu.
Die Aufgaben sind während der 23 Jahre, in denen er zunächst die Allgemeine Lebensberatung leitete und später das Caritaszentrum koordinierte, stetig gewachsen. "Diese Beratungsstelle ist für viele Menschen oftmals die erste Anlaufstelle. Mit ihren Problemen kommen sie zu uns und suchen Beratung und Hilfe", berichtet Martin Fraune. Neben Anliegen im Sozial-, Schwangerschafts- und Schuldnerberatungsbereich zeigten sich immer wieder neue Problemfelder. So hat sich im Laufe der Jahre ein ganzes Bündel an Hilfeangeboten entwickelt, die nun alle unter dem Dach des Caritaszentrums in Heppenheim angeboten werden, welches seit 2020 vom Hessischen Familienministerium auch als Familienzentrum gefördert wird. Darüber habe er sich sehr gefreut, denn es sei wichtig, die Familie mit all ihren Facetten in den Mittelpunkt zu stellen. Eltern - und Mütterarbeit, Familiencafé all dies seien Themen, die hier im Zentrum angepackt werden. Dass dies alles ausgerechnet in seinem letzten Berufsjahr wegen Corona alles so ausgebremst wurde, bedauert Martin Fraune sehr, der immer viel Wert auf ein offenes Haus gelegt hatte.
"Dass das Zentrum so gut mit der Gemeinde vernetzt ist, ist deinem ganz besonderen Engagement zu verdanken", dankte Caritasdirektorin Stefanie Rhein bei der Verabschiedung ihrem Mitarbeiter. "Du bist ein Netzwerker, der mit seiner Leidenschaft viel bewegt hat. Du hast deine Expertise in den unterschiedlichsten Gremien eingebracht und so verbindet man im Kreis Bergstraße dein Gesicht mit der Caritas!"
Mit einem 16-köpfigen Team wurden vielfältige Probleme hilfesuchender und oft verzweifelter Menschen angepackt und Lösungen ausgestaltet Die Schuldnerberatung wurde zur Insolvenzberatung ausgebaut, die Seniorenberatung eingerichtet, die Selbsthilfekontaktstelle und die Außenstelle in Viernheim eröffnet, zahlreiche Projekte wurden aufgrund einer entsprechenden Nachfrage auf den Weg gebracht. Nun sind zehn Beratungsstellen im Zentrum unter einem Dach vereint.
Die Vielfalt an Aufgaben, die Arbeit mit dem Team und die Nähe zu den Ratsuchenden durch die Beratungsarbeit, haben ihm immer große Freude bereitet. Auch in Zeiten von Corona habe er gemeinsam mit dem Team mit Kreativität und Flexibilität auf die neuen Herausforderungen reagiert und durchgängig - unter Beachtung der Hygieneregeln - auch die Face-to-Face-Beratung weiter angeboten. Onlineberatung, Videokonferenzen, all dies sei im letzten Jahr verstärkt auf den Weg gebracht worden, doch bei den digitalen Angeboten gebe es noch Luft nach oben. Diese Aufgabe übernimmt sein Nachfolger Andreas Mager, bei dem er das Zentrum und sein Team in guten Händen sieht.
Wichtig war dem Caritasarbeiter all die Jahre immer der Blick über den eigenen Tellerrand. Sehr engagiert brachte er sich für ein überzeugendes Miteinander von Pastoral und Caritas ein und wirkte im Bistum Mainz am Pastoralen Weg an der Entwicklung und Erneuerung der Kirche engagiert mit. Dass die Kirche nicht nur die geistliche Sorge für den Menschen übernehmen dürfe, sondern Menschen in ihren verschiedenen Lebenssituationen begleiten sollte, ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Die Entwicklungen wird er weiterverfolgen. Doch nun freut er sich darauf, seine neue Freizeit mit Familie, Wanderungen, hoffentlich bald wieder im Chor und im Engagement für den Kulturverein "Forum Kultur" in Heppenheim zu verbringen.
Übergabe an seinen Nachfolger Andreas Mager
Nachfolger Andreas Mager wurde von allen herzlich willkommen geheißen und er freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. "In meiner Zeit als Seelsorger, später in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme für Jugendliche und schließlich in der Caritas- Gemeinwesenarbeit in Eberstadts Süden, da habe ich lernen dürfen, dass die Arbeit mit Menschen eben nicht bedeutet, den Menschen zu erzählen, wie sie ihr Leben zu leben haben. Es geht nicht um Anweisungen, es geht um einen Dienst. Es geht darum, auf Augenhöhe in Begegnung zu kommen, um dann gemeinsam herauszufinden: Was ist ihr oder sein Bedürfnis und wie kann ich dienen? Wie können wir gemeinsam ein Stück des Weges gehen? Der gleiche Grundsatz der Augenhöhe und des "zu Diensten sein" gilt für mich auch, was meine neue Aufgabe als Leitung angeht."