Es ist einer der heißesten Tage des Jahres, fast 37 Grad, die meisten sehnen sich an diesem Tag nach Nichtstun, nicht so Gisela und Klaus Noel. Für die beiden Rentner ist die Hitze kein Hindernisgrund, sich um 15 Uhr auf den Weg ins Caritasheim St. Elisabeth in Bensheim zu machen, um dort im Erdgeschoss mitanzupacken.
Für Klaus Noel ist es, wie an allen andern Tagen auch, bereits die "zweite Schicht". Seit vier Jahren kommt er täglich von zehn bis halb zwei und nochmals von drei bis halb sieben, sieben - manchmal wird es auch halb acht, je nachdem, was alles zu tun ist. Seine Frau Gisela begleitet ihn mindestens an drei Nachmittagen, meist sind es fünf.
Heimleiter Hans-Peter Kneip ist für dieses außergewöhnliche Engagement sehr dankbar: "Diese Unterstützung im Alltag unser Bewohner ist für unser Haus Gold wert. Das Ehepaar Noel eine wichtige Stütze des Hauses!", lobt er die beiden, doch Lob möchten beide gar nicht hören. Eigentlich auch nicht über ihre guten Taten reden. Viel Überredungskunst war nötig und letztendlich siegte die Hoffnung, dass manch einer vom Engagement liest und Lust bekommt, auch ehrenamtlich tätig zu werden.
Die 67Jähige und ihr zwei Jahre älterer Mann haben sich vor vier Jahren gemeinsam entschieden, im Caritasheim für die Bewohner da zu sein. Das Haus kannten sie, weil die eigene Mutter nach einem Krankenhausaufenthalt dort ihr neues Zuhause gefunden hatte. Sie wohnte im Erdgeschoss. Durch die Mutter lernte das Ehepaar die Abläufe des Hauses kennen, sie schlossen Kontakt zu vielen Mitbewohnern der Mutter und packten da und dort auch mal mit an. Als die Mutter vor vier Jahren starb, blieben die beiden dem Erdgeschoss treu und starteten mit ihrem enormen Engagement.
Morgens hilft Klaus Noel den Leuten, die ihr Zimmer verlassen möchten und es alleine nicht mehr können, mancher sucht das persönliche Gespräch bei ihm, das offene Ohr oder auch mal die Schulter, an die man sich mal lehnen kann.
Am Nachmittag werden dann die Brote für den Abend vorbereitet und anschließend wird am Mitteltisch, wie die beiden den Tisch mit ihren sechs Bewohnerinnen und Bewohnern nennen, das Essen gereicht. Aber auch den anderen 24 Männern und Frauen im Raum helfen sie gerne. Da fehlt ein Getränk, dort wird Brot gebraucht und woanders will jemand zur Toilette gefahren werden.
Wer das Treiben kurz beobachtet stellt fest, dass dies anstrengend ist und man gute Nerven, viel Geduld und Zeit braucht. All dies geben beide von Herzen gern. Mittlerweile kennen sie die Eigenarten aller und können gut damit umgehen. "Wir sind da richtig reingewachsen, oft genügt ein Blick, um zu wissen, was die einzelnen Bewohner brauchen. Vor Jahren hätte ich so etwas selbst nicht für möglich gehalten", sagt Klaus Noel.
Man spürt, wie wichtig ihm und seiner Frau die Menschen sind, die im Heim leben. Groß war daher auch der Schock als sie zum ersten Mal von einem Bewohner Abschied nehmen mussten. "Das hat mich richtig mitgenommen", erzählt Gisela Noel. "Auch wenn man sieht, wie bei manchen die Kräfte und Fähigkeiten schwinden, dann gehört dies immer zu den weniger schönen Zeiten, die unser Engagement mit sich bringt."
Aber beide sind sich einig, dass die schönen Zeiten überwiegen. Wir spüren hier so viel Dankbarkeit und bekommen so viel zurück. Wir können es nur jedem empfehlen!