Es war 1967 in einem Londoner Vorort, als die Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester Cicely Saunders das "St. Christopher‘s Hospice" gründete. "Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben", so die Philosophie der Begründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin.
Wegen langer Tabuisierung des Themas dauerte es viele Jahre, bis der Hospizgedanke Deutschland erreichte. Doch auch hier möchten rund 90 Prozent der schwerstkranken und sterbenden Menschen ihre letzte Lebensphase zu Hause, in vertrauter Umgebung, zusammen mit Angehörigen und Freunden verbringen. Dies bestätigt auch Petra Deberle, die seit 19 Jahren als Krankenschwester in der Caritas Sozialstation Mörlenbach - Weschnitztal arbeitet. Immer wieder kam sie im Laufe der Jahre mit Schwerkranken und sterbenden Menschen in Kontakt, die zu Hause sterben wollten. Oft erlebte sie den Schmerz und die Hilflosigkeit von Patienten und Angehörigen. So reifte in ihr der Wunsch, sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen. "Als ich bei einem Klienten persönlich miterlebte, dass der Patient von einer Schmerztherapeutin gut versorgt wurde, aber die Angehörigen mit all ihren Fragen allein auf sich gestellt blieben, war mein Wunsch, das besser zu machen vollends geweckt. Denn diese Unsicherheit der Angehörigen sorgte für viel Unruhe in der Familie. Dies war auch für den Patienten, trotz guter Schmerztherapie, keine schöne Situation." Von 2007 bis 2008 absolvierte sie an der Caritas Akademie in Freiburg die Ausbildung zur Palliative Care Fachkraft, um nach einem ganzheitlichen Betreuungskonzept Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten.
Im Kurs setzte sich Petra Deberle unter anderem persönlich mit Abschied, Tod und Trauer auseinander, erfuhr viel über eine einfühlsame Kommunikation und beschäftigte sich mit ethischen Fallbeispielen um im letzten Lebensabschnitt zu pflegen und zu begleiten.
"Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig! Wir werden alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben sondern auch bis zuletzt leben können", so brachte Cicely Saunders die Palliativ-Tätigkeit vor Jahren auf den Punkt. "Dies trifft es heute immer noch ganz genau", sagt Petra Deberle. "Die Wünsche des Sterbenden sind bis zum Schluss sehr wichtig. Was mein Gegenüber möchte, dies zu erspüren ist meine Aufgabe. Nicht mehr die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis und der medizinische Befund, sondern die Wünsche und Ziele der betroffenen Menschen stehen im Vordergrund unserer pflegerischen Bemühungen."
Petra Deberle berät, pflegt, begleitet und betreut unheilbar Kranke und Menschen in der letzten Lebensphase, aber auch für deren Angehörige ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin und Zuhörerin und vermittelt ihnen Sicherheit. Patienten und Angehörigen organisiert sie Kontakte zum Seelsorger, zum Arzt und Psychologen oder zum Sozialarbeiter, je nach persönlichem Wunsch. Denn für einen professionellen Umgang mit dem Thema "Sterben und Tod" bedarf es vieler verschiedener Kompetenzen. Daher bedauert Petra Deberle es sehr, dass im Weschnitztal wegen ungeklärter Finanzierungsfragen durch die Krankenkassen noch kein Palliativnetz aufgebaut wurde. Baden-Württemberg hingegen geht mit gutem Beispiel voran.
Wie in einen schützenden Mantel gehüllt (lateinisch Pallium: Mantel) sollte ein Palliativteam dem Patienten Ängste nehmen, Schmerzen lindern, den letzten Abschnitt des Lebens friedvoll gestalten, so ihr Zukunftswunsch.
Der Caritasverband Darmstadt hat schon acht Mitarbeiter durch die Zusatzausbildung Palliative Care gefördert. "Wir wollen die Bedürfnisse sterbender Menschen ernst nehmen und ihnen helfen, ihr Leben ohne Schmerzen in vertrauter Umgebung leben zu können. So versuchen wir, die letzten Tage eines Menschen angenehm zu gestalten und möchten helfen, dass Menschen am Ende des Lebens nicht alleine sind", so Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer.
Kontakt:
Caritas Sozialstation Mörlenbach - Weschnitztal: 06209 / 8279