Gründe für die Aufnahme in die MuKi-Wohngruppe gibt es viele, berichtet Kirstin Reiniger, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband Darmstadt. Da es auch heute noch für viele Familien belastend sei, wenn die Tochter schon im Teenageralter schwanger wird, stießen die jungen Mädchen aufgrund ihres Alters oftmals auf große Zweifel, Skepsis und Vorurteile. Fehle es daher an Unterstützung durch die eigene Familie, oder sei die Beziehung zum Vater des Kindes problematisch so könne die neue Wohngruppe der richtige Schritt sein.
Aber auch eine fehlende schulische oder berufliche Bildung und Perspektive, ein schwieriges und belastendes Umfeld, eine materiell unzureichende Versorgung, eine Unsicherheit und Überforderung in der Versorgung, Pflege und Erziehung des Kindes, Suchtprobleme oder psychische Probleme könnten einen Platz in der Mutter-Kind-Wohngruppe begründen.
In der MuKi-Wohngruppe, wie Kirstin Reiniger die neue Wohngruppe nennt, stehen pädagogische Fachkräfte der Caritas rund um die Uhr zur Verfügung. "Wir wollen diese jungen Frauen unterstützen, beraten, begleiten bis sie stabil mit ihren Kindern im Leben stehen", so die Leiterin der Einrichtung. Eine tragfähige Eltern-Kind-Bindung sei das A und O. Auch sei es ein Ziel, die jungen Mütter zu einer selbstständigen Lebensführung in einer eigenen Wohnung zu begleiten. "Wir möchten den jungen Frauen Anregungen und Rüstzeug zu geben, die sie in die Lage versetzen, selbstbestimmt ihren Alltag zu gestalten."
Damit dies gelingt, helfen die Caritas-Fachkräfte dabei, dass die jungen Mütter ihr Leben mit Kind und ihre Lebenspläne im Hinblick auf schulische und berufliche Zukunft neu sortieren. Sie stehen für eine umfangreiche Lebensberatung zur Seite, ob Fragen zur Geburt, zur Existenzsicherung, zu Geldfragen, Ämterangelegenheiten, Bewerbungen, Problemen mit dem Partner und vielem mehr. Eine interne Kinderbetreuung und die Kooperation mit anderen familiennahen Fachdiensten runden das Angebot ab.
"Wir nehmen schwangere junge Frauen im Alter ab 14 Jahren ab der 13. Schwangerschaftswoche auf", so die Leiterin des Fachbereiches. Die zur Verfügung stehenden 450 Quadratmeter verteilen sich auf zwei Stockwerke. Im ersten Obergeschoss sind sechs Bewohnerzimmer, ein Wohn- und Esszimmer und eine Küche, im zweiten Obergeschoss sind Beratungs- und Betreuungsräume, ein weiteres Bewohnerzimmer sowie ein Spielzimmer.
Die Plätze werden über den Jugendhilfeträger finanziert.
Die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, bevor die Mutter die Verantwortung für sich selbst ganz übernehmen konnte, macht professionelle Hilfe erforderlich. In Deutschland bringt jedes 16. von 1.000 Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind zur Welt. Die Hilfeangebote sind nicht sehr zahlreich. So stieß der Caritasverband Darmstadt mit seinem umfassenden Hilfeangebot im Kreis Bergstraße auf offene Ohren.
Der Caritasverband Darmstadt hat durch seine Schwangerschaftsberatungsstellen und niedrigschwelligen Hilfeangebote für junge Mütter schon vielen Mädchen und Frauen im Alter ab 13 Jahren Hilfe angeboten. "Die Unterstützung rechnet sich für alle, denn durch die professionelle Hilfe, durch das Kümmern um die Alltagsprobleme, machen die Mädchen eher eine Berufsausbildung und stehen dann auf eigenen Beinen", zeigt die langjährige Berufserfahrung des Caritasdirektors Ansgar Funcke in der Kinder- und Jugendhilfe.
Dieses Angebot beim Caritasverband Darmstadt aufzubauen war ihm ein besonderes Herzensanliegen. So freut er sich, dass noch vor seinem Wechsel zum Caritasverband Dortmund die seit drei Jahren geplante Einrichtung an den Start geht. Das Team ist schon seit September an Bord, um alles für den Einzug der ersten Bewohnerinnen vorzubereiten.
Eine weitere pädagogische Fachkraft steht neben dem stationären Angebot in Mörlenbach ab Oktober auch für ambulante Hilfeangebote in Viernheim zur Verfügung. Dort wird zukünftig das begleitete Wohnen, ein nächster Schritt in die Verselbstständigung der jungen Frauen, angeboten.
Umfassendes Hilfekonzept der Caritas
In Viernheim hat der Caritasverband im April die Trägerschaft für das Haus des Lebens von dem Verein Häuser des Lebens e. V. übernommen. Drei Wohnungen stehen dort für Begleitetes Wohnen für junge Mütter mit ihren Kindern zur Verfügung, um sich im eigenverantwortlichen Leben zu üben. "Wir schließen damit eine Betreuungslücke zwischen einer 24-Stunden-Betreuung in der Mutter-Kind-Einrichtung und der aufsuchenden Unterstützung durch Betreutes Wohnen", so der Caritasdirektor.
Kontakt:
Kirstin Reiniger; Tel.: 06252 -99 01 25
E-Mail: k.reiniger@caritas-bergstrasse.de