„Familien stärken in Eberstadts Süden – niemand schafft so etwas alleine“, so lauteten die Begrüßungsworte von Pfarrer Kai Hüsemann von der Pfarrei St. Georg. Daher war der Pfarrer sehr froh, dass rund 90 Fachkräfte, die im Süden von Eberstadt arbeiten, der Einladung zum Fachtag gefolgt waren, um mit der Kita St. Georg und ihren Netzwerkpartnern über die Bedarfslage in Eberstadts Süden zu diskutieren und zugleich über notwendige Rahmenbedingungen nachzudenken.
Die Teilnehmer des Fachtages waren Vertreter von Eltern, Verbänden, Stadt und Kirchen. Sie alle kennen die besondere Problemlage des südlichen Stadtquartiers in Eberstadt. Es ist ein vergleichsweise junger Stadtteil in Darmstadt mit einem hohen Anteil an jungen Menschen unter 18 Jahren. Hier leben viele Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen und Kulturen. Hier leben aber auch überdurchschnittlich viele Menschen die von Armut und Ausgrenzung bedroht oder gar betroffen sind. Viele sind abhängig von Transferleistungen um ihr Leben bestreiten zu können. Der Bedarf an erzieherischen Hilfen ist weit überdurchschnittlich. „Hier bekommt das Wort ‚Kinderarmut‘ ein Gesicht. Eberstadt Süd ist ein Stadtteil mit einem besonderen Entwicklungsbedarf“, bringt Caritas Dienststellenleiter Horst Miltenberger die Situation auf den Punkt.
Die Wohlfahrtsverbände haben schon viel unternommen, um die Menschen in diesem Stadtteil zu unterstützen und ihnen zu helfen, sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Das Diakonische Werk, der Caritasverband Darmstadt, der Internationale Bund für Sozialarbeit oder das Deutsche Rote Kreuz sind nur einige Akteure, die in diesem Stadtteil in Kooperation mit der Stadt Darmstadt schon viele Unterstützungsstrukturen und Angebote aufgebaut haben. Die Stadtteilwerkstatt, die Integrationskurse mit Kinderbetreuung, Kindertagesstätten der Arbeiterwohlfahrt und der evangelischen und katholischen Kirche, all dies sind Beispiele, dass Vereine, Organisationen und Wohlfahrtsverbände bereits große Anstrengungen vollbringen, um die Lebensverhältnisse hier vor Ort zu verbessern und die Familien in Eberstadt Süden zu unterstützen.
„Und trotz aller Anstrengung sind wir zwar ein gutes Stück des Weges vorangekommen, haben aber das wünschenswerte Ziel von Teilhabe und Chancengleichheit noch nicht erreicht“, so Ansgar Funcke, Vertreter der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Darmstadt.
Dies unterstrich auch Regina Flügel, Leiterin der Kindertagesstätte St. Georg, die vor zwei Jahren mit ihrem Team eine Überlastungsanzeige stellte, weil die Anforderungen an die Mitarbeitenden immer größer geworden waren. Rund 61 Prozent der Kinder sind von Transferleitstungen abhängig. Die Lage ist daher prekärer geworden. Es besteht ein enormer Bedarf an erzieherischen und weiteren Hilfen. „Wenn Menschen am Existenzminimum leben, bleibt nicht viel Kraft, um sich mit den Kindern zu beschäftigen. Die Familien sind sehr belastet und all die Belastungen und Sorgen tragen sie in die Kindertagesstätte. Dies ist allein durch die Mitarbeitenden aber nicht zu bewältigen“, so Prof. Uta Meier-Gräwe, die gute Impulse zum Thema „Familien im Zentrum – Warum davon alle profitieren“ setzte.
Die Bedarfsanalyse des Fachtages zeigte, dass es einen hohen Hilfebedarf im Süden Eberstadts gibt. Eine Möglichkeit die Situation zu verbessern sei zum Beispiel sich mit den Netzwerkpartnern auf den Weg zu einem Familienzentrum zu machen.
Mit einem solchen Familienzentrum sieht man die große Chance, dass die Integration, die hier stattfindet, auch gelingt. Und zwar sowohl die Integration für die Menschen aus anderen Kulturen als auch die Integration der Menschen, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind.
Damit der begonnene Weg auch weiter geht, ist für Januar 2018 ein nächstes Treffen geplant.