Als er am 1. März 1985 im Caritasheim St. Elisabeth seinen ersten Arbeitstag als Heimleiter hatte, gab es 16 Stellen in der Pflege und 120 Bewohnerinnen und Bewohner. Alle besuchte er an seinem ersten Tag und bis heute, 33 Jahre später, hat sich der enge Kontakt zu den Menschen, die hier im Hause leben trotz seiner vielen Aufgaben nie verändert. Dies bestätigen die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in diesem offenen und lebendigen Haus sehr wohl fühlen.
Diese angenehme Atmosphäre ist auch für die Angehörigen und sonstige Besucher deutlich spürbar. So kann das Haus auch auf die Mitarbeit von rund 80 Ehrenamtlichen zählen – eine stolze Zahl.
Am 12. April wird Hans-Peter Kneip nun in den Ruhestand verabschiedet. „Ein komisches Gefühl“, so der 65Jährige, der jetzt schon weiß, dass er mit dem Verband auch danach verbunden bleiben wird. Was genau er machen will, darüber denkt er zurzeit noch nach.
Was ihm vor seiner Pensionierung besonders am Herzen lag, war insbesondere die Regelung seiner Nachfolge und die Zukunft des Hauses. Daher ist der Heimleiter sehr glücklich, dass beides gut geregelt ist. „Es hätte nicht besser kommen können: Bei meiner Nachfolgerin Ulrike Schaider ist das Haus in besten Händen.“
Mit dem Neubau in der Rodensteinstraße als Ergänzung zum Haupthaus warten auch sogleich große Herausforderungen auf die 38 Jährige Diplom-Sozialarbeiterin. Das war vor 33 Jahren bei Hans-Peter Kneip aber auch nicht anders. Schon am Tag des Bewerbungsgespräches zückte der damalige Caritasdirektor Wilhelm Schulze Baupläne aus der Schublade und fuhr gleich mit dem damals 32 Jährigen ins Heim, um ihm die Zukunftspläne des Hauses vor Ort zu erklären. So gehörte zum Arbeitsfeld des Diplom-Pädagogen immer wieder die Organisation von Umbaumaßnahmen bei voller Belegung. Eine echte Herausforderung, wie der Heimleiter beim Rückblick auf seine Caritasjahre feststellte. Doch Bewohner und Mitarbeitende haben dies immer bestens zusammen gemeistert.
In der Diözese Mainz ist Heimleiter Hans-Peter Kneip der Dienstälteste Heimleiter. Im Caritasheim St. Elisabeth ist nur eine Mitarbeiterin schon länger da als der Chef. Alle anderen hat er selbst eingestellt. Töchter und Söhne, die vor 33 Jahren die Eltern besuchten, leben heute selbst im Heim. Da merke er, dass er schon wirklich lange im Haus sei.
Als Hans-Peter Kneip sich 1985 dem nicht einfachen Arbeitsgebiet der Altenhilfe zuwandte, fragten ihn viele, wie er als junger Mensch mit dieser Aufgabe und der häufigen Konfrontation mit dem Sterben zu Recht kommen würde. Doch vor seiner Caritaszeit arbeitete Hans-Peter Kneip in einem Rehazentrum für jugendliche Hirnbeschädigte. „Da hab ich Schicksale erlebt, die einen nicht mehr loslassen. Junge Menschen, die von heute auf morgen wegen eines Motorradunfalls oder eines Schlaganfalls keine Zukunft mehr hatten oder Kinder von alkoholkranken Menschen, die immer Hirnschäden davon tragen. Diese jungen Menschen haben mir einen neuen Blick auf das Alter ermöglicht, denn die Menschen hier im Heim haben oftmals ein gutes Leben gelebt. Meist sind sie mit ihrem Schicksal zufrieden, nur wenige hadern mit ihrem Leben. Und im einen oder anderen Fall konnten wir auch helfen, zum Beispiel ein Zerwürfnis mit der Familie aus dem Weg räumen“, erinnert sich der Heimleiter. Daher habe er seine Entscheidung für die Altenhilfe nie bereut.
Caritasdirektor Ansgar Funcke dankt dem scheidenden Caritasmitarbeiter für das Engagement, das Anpacken und die übernommene Verantwortung über all die Jahre. „Sie haben das Haus stets weiterentwickelt und die Vielfalt unterschiedlicher Bedarfslagen alter Menschen immer wieder durch neue Angebote abgedeckt. Die Einführung des Schichtdienstes, die Entwicklung der Tagespflege, das Betreute Wohnen sind nur einige wenige Beispiele dafür. Ihre Ideen und Impulse haben das Haus geprägt.“ Auch für die Zusammenarbeit für die Genehmigung des neuen Seniorenzentrums in der Rodensteinstraße 95 dankte der Caritasdirektor für das Engagement mit viel Herzblut.
Das Durchschnittsalter der Bewohner ist über all die Jahre bei rund 87 Jahren gleich geblieben. Geändert hat sich jedoch die Verweildauer, denn früher kamen viele mit 65 Jahren ins Haus und lebten dort für etwa 20 Jahre. Heute hat das Haus noch immer 120 Plätze aber die Menschen, die hier wohnen sind älter und pflegebedürftiger geworden. Rund 50 Stellen gibt es in Pflege und Betreuung heute in Bensheim.
Der Nachfolgerin Ulrike Schaider ist das Haus schon sehr vertraut. Als Schülerin der Liebfrauenschule verbrachte sie hier schon viele Stunden. Nach ihrer Ausbildung als Krankenschwester arbeitete sie im Caritasheim, um sich ihr Studium Soziale Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule zu finanzieren. Auch durch den Opa, der die Tagespflege besuchte, hatte sie viele Einblicke in das Leben im Heim. Nach dem Studium arbeitete Ulrike Schaider bei einem privaten Träger im Odenwald im stationären Bereich und sammelte fünf weitere Jahre Berufserfahrungen in einer Einrichtung in Bayern. In dieser Zeit bildete sie sich als Pflegedienst- und Heimleiterin weiter. Seit August 2016 ist sie die Pflegedienstleiterin im Caritasheim St. Elisabeth. Ihre gute Art mit den Menschen umzugehen, mit Mitarbeitenden wie auch Bewohnern und ihre hohe Kompetenz bereiteten den Weg zur neuen Aufgabe. Nun freut sich die Bensheimerin auf die neuen Herausforderungen, die sie ab April als Heimleiterin erwartet.