Es war ein Austausch über gemeinsame Herausforderungen und das Ausloten von Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
Andreas Mager, Angelika Beckenbach, Claudia Meissner, Kirstin Reiniger, Eike Wiesner. (v.l.n.r.Caritasverband Darmstadt e. V.
Andreas Mager, der Dienststellenleiter des Heppenheimer Caritas Familienzentrums, gab zunächst einen umfassenden Überblick über die Arbeit in Heppenheim und in den Außenstellen Bensheim, Bürstadt, Fürth, Lampertheim, Viernheim und Wald-Michelbach. Das Spektrum an Hilfen ist groß, von offenen Begegnungs- und Unterstützungsangeboten für alle Generationen bis hin zu spezialisierten Beratungsdiensten: Allgemeine Sozialberatung, Betreuungsverein, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Erziehungsberatung, Kindertagespflege, Migrations- und Schwangerschaftsberatung, Selbsthilfekontaktstelle und Seniorenberatung sind im Bensheimer Weg 16 unter einem Dach und für jeden und jede offen.
Der Erstkontakt passiere oftmals über die Hilfe der Allgemeinen Sozialberatung. "Die Menschen kommen wegen einer akuten Notlage. Meist ist es ein Bündel an Sorgen und Lebenskrisen, von finanziellen Schwierigkeiten über Trennungssituationen bis hin zu psychischen Belastungen", so Claudia Meissner, die stellvertretende Dienststellenleiterin des Caritas Familienzentrums. "Je schneller wir helfen können, umso besser. Daher ist es unser Ziel ist, dass niemand zu lange warten oder viele Hürden überwinden muss, bis Unterstützung möglich wird." Die Allgemeine Sozialberatung (ASB), sei Dreh- und Angelpunkt der Hilfestruktur. Sie helfe Prioritäten zu setzen und passende Unterstützung zu vermitteln. "Dieser Dienst ist unverzichtbar. Leider steht die Finanzierung auf wackeligen Füßen, da die ASB ausschließlich aus Kirchensteuermitteln getragen wird. Wenn diese Mittel weiter sinken, gerät eine wichtige Säule der sozialen Beratung in Gefahr", warnte der Caritasleiter. Andere Wohlfahrtsverbände hätten vergleichbare Angebote bereits einstellen müssen.
Dabei ist die Nachfrage sehr hoch. Im vergangenen Jahr wurden in der Sozialberatung 1306 Kontakte mit 344 Ratsuchenden dokumentiert. Neben den Beratungsangeboten seien die niedrigschwelligen Angebote, die Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung fördern, eine weitere wichtige Säule des Zentrums: Beispielhaft nannte Andreas Mager das Baby-Café, die Sprachkurse, Workshops für Alleinerziehende, Trennungsgruppen, das Philosophische Treffen für Seniorinnen und Senioren, Integrationskurse mit Kinderbetreuung, die Suppenküche, Lern- und Spielangebote für Kinder oder Projekte im Bereich Demenzarbeit. Mehr als 1000 Menschen nutzten 2024 insgesamt all die Angebote des Hauses.
Selbsthilfe, Ehrenamt und Teilhabe
Einen großen Stellenwert habe auch die Selbsthilfe: Insgesamt 82 Selbsthilfegruppen seien in der Region aktiv, die von der Selbsthilfekontaktstelle begleitet werden. Die vor zwei Jahren gegründete Trennungsgruppe plane derzeit den Schritt zur Selbsthilfeorganisation. Auch der Betreuungsverein sei ein Beispiel für erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement: 65 ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen und Betreuer führen rund 120 Betreuungen durch. Sie werden durch Schulungen, Fachtage und individuelle Beratung unterstützt. Insgesamt engagieren sich im Caritas Familienzentrum und seinen Außenstellen rund 120 Ehrenamtliche. "Ehrenamtliche sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält", betonte der Leiter. Aber es brauche auch eine gute Begleitung.
Gemeinsam gegen Armut und Isolation
Das Zentrum arbeitet eng mit dem Landkreis, den Frühen Hilfen und vielen weiteren Akteuren zusammen, um präventiv tätig zu sein und Familien frühzeitig zu erreichen.
"Je früher, umso besser", das gelte auch in der Erziehungsberatungsstelle, so Dienststellenleiter Eike Wiesner. Er beobachte, dass gesellschaftliche Entwicklungen und Verhaltensmuster, die zunächst in größeren Städten wie Mannheim sichtbar werden, oft zeitversetzt auch im Kreis Bergstraße spürbar sind. Er und seine Gesprächsteilnehmer*innen wünschten sich vom Kreis aktuelle und verlässliche Sozialdaten, am liebsten einen Sozialatlas, um Bedarfe frühzeitig zu erkennen und Lücken in der Versorgung zu schließen. "Die Bedürfnisse unserer Gesellschaft wandeln sich stetig. Wir müssen flexibel bleiben und neue Herausforderungen frühzeitig erkennen", so Kirstin Reiniger, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe.
Die Erste Kreisbeigeordnete zeigte sich beeindruckt vom Engagement und der Vielfalt der Arbeit: "Das Caritas Familienzentrum Heppenheim leistet eine enorme Arbeit für Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Der enge Austausch mit der Kommune ist entscheidend, um die gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinsam zu stemmen." Sie dankte dem Team für die ausführlichen Einblicke und sicherte zu, die Themen, insbesondere im Bereich Armut, Fachkräftemangel und Finanzierung sozialer Arbeit, weiterhin aufmerksam zu begleiten.
Zum Abschluss waren sich alle Beteiligten einig: Soziale Teilhabe gelingt nur gemeinsam. Das Caritas Familienzentrum Heppenheim bleibt dabei ein zentraler Ort der Hilfe, Begegnung und Menschlichkeit, besonders in Zeiten wachsender sozialer Ungleichheit.
Kontakt:
Caritas Familienzentrum Heppenheim,
Bensheimer Weg 16, 64646 Heppenheim,
Tel. 06252 99 01 30