„Meine Tochter trinkt zu viel und kümmert sich zu wenig um meinen kleinen Enkel. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Dieser kurze und bündige Hilferuf erreichte die Diplom-Pädagogin Ulrike Steffgen über die Online-Beratungsstelle. Sie nahm nach wenigen Stunden zu der Hilfesuchenden, die völlig anonym bleiben konnte, per Mail Kontakt auf. Die Koordinatorin des Suchthilfeverbundes, die mit vier weiteren Kolleginnen und Kollegen die Beratungsstelle im Wechsel betreut, informierte die Hilfesuchende per Online-Kontakt, wo ihre Tochter und auch sie Hilfe bekommen können und überzeugte sie, diese in Anspruch zu nehmen.
Die Online-Beratung stellt einen zusätzlichen Zugang für Menschen dar, ist kostenfrei, anonym und zeitlich jederzeit verfügbar. „Das eigene Problem kann ungestört beschrieben werden, man kann sich in Ruhe überlegen, was man fragt und man ist als Hilfesuchender in geschütztem Raum und bleibt völlig anonym. Das Angebot kann außerhalb der Bürozeiten genutzt werden und die Wege zu einer Beratungsstelle entfallen“, so Ulrike Steffgen. Auch hätten viele Betroffene in der Hektik des Alltags genug Themen, um sich vom Problem abzulenken. „Doch am Abend, am Wochenende oder am Feiertag, wenn die Beratungsstellen geschlossen sind, findet so manch einer die Zeit und den Mut, über sein Problem nachzudenken.“
Unter der kostenfreien Online-Beratung www.suchthilfeverbund-hessen.de meldet sich der Ratsuchende unter einem frei gewählten Namen an, schildert sein Problem und erfährt an Werktagen innerhalb von 48 Stunden eine kompetente Antwort ausgebildeter Suchtberater.
In den vergangenen zwölf Jahren, seit der Bereitstellung des Angebotes, waren es gleichermaßen männliche und weibliche Betroffene als auch Angehörige, die diesen Weg suchten. Die Probleme waren dabei hauptsächlich Alkohol, illegale Drogen und pathologisches Glücksspiel.
Die 20-bis 30-Jährigen und die 40- bis 50-Jährigen sind über all die Jahre die Hauptnutzer, berichtet Ulrike Steffgen, die sich wünscht, dass dieses Medium stärker von allen Menschen genutzt wird, die Fragen rund um das Thema Sucht haben.
In der Online Erstberatung wird insbesondere für Fragen nach Angeboten und Möglichkeiten zur Hilfe und Beratung angesprochen. „Die Online-Beratung bietet die Chance eines Türöffners. Unser Team hofft, die Betroffenen zu motivieren, sich Hilfe zu holen. Über den Weg der Beratungsstellen finden nur etwa zehn Prozent der Betroffenen ins Hilfssystem obwohl es eine sehr hohe Heilungschance gibt.“
Meist finden in der Online-Beratung ein bis drei Kontakte statt. Ob der Ratschlag angenommen wird, erfahren die Suchtberater nur, wenn die Betroffenen in der Beratungsstelle von ihrem Online-Kontakt erzählen, denn dieser ist völlig anonym. Oder auch wenn die Rückmeldung kommt: „Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen.“
Kontakt
Für den kostenlosen Service genügt eine anonyme Registrierung. Eine E-Mail Adresse ist hierzu nicht erforderlich. Eine genaue Anleitung und den Link zum Beratungssystem finden Sie unter
www.suchthilfeverbund-hessen.de