Es herrschte geschäftiges Treiben im Caritaszentrum Franziskushaus. An manchen Plätzen wurde gemalt, an anderen mit den Fingern gestrickt und wiederum anderswo ImproTheater gespielt. Rund 35 Erwachsene und Kinder nahmen am zweitägigen Kunstprojekt "mach mal kunst" in Bensheim teil. Seit acht Jahren wird der Workshop angeboten. Die Gründungsidee war, künstlerisches Tun zu nutzen, um eine Plattform zu schaffen, auf der Betroffene aus der Gemeindepsychiatrie, Mitarbeitende und Kunstinteressierte gleichberechtigt miteinander arbeiten können. Ohne Leistungsvorgaben und ohne Bewertungen.
Das Konzept ging auf. Kreativität und Interesse am schöpferischen Tun lässt die Teilnehmenden Jahr für Jahr zu einer großen Gemeinschaft werden. In allen fünf Gruppen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten herrschte gute Stimmung und angenehme Atmosphäre.
Almaz Hagos war zum ersten Mal dabei, bestimmt aber nicht zum letzten Mal, wie sie selbst sagte, denn die zwei Tage haben ihr sehr gut gefallen. Im Kurs von Imke Reichard, Ergotherapeutin der Vitosklinik, hat die aus Eritrea stammende Teilnehmerin mit "Finger stricken" eine Kindheitserinnerung aufgefrischt. Schnell hat sie die Methode wieder gelernt und aus Wollresten wunderschöne Schals, Ketten und Topfuntersetzer nur mit Hilfe der Finger geschaffen. Für Brigitte Vieser hat das Kunstprojekt hingegen schon Tradition. Dieses Jahr besuchte sie die Gruppe von Cornelia Trautmann. Die Diplom-Sozialpädagogin leitet die Malgruppe im Franziskushaus. Die Gruppe bearbeitete das Thema Ruhe und Bewegung. Während manche Teilnehmerinnen lieber beim Abstrakten blieben, zauberte Brigitte Vieser eine wunderschöne Pfingstrose aufs Papier. Mit modernen Pinseln wurden auch für das Impro-Theater vier Kulissen-Papierbahnen erstellt. Katrin Stamm leitete den neuen Workshop. "Beim Improvisationstheater gibt es keine Textvorgaben", erklärte die Diplom-Sozialpädagogin. "Es geht darum, dass sich die Teilnehmenden auf etwas Neues einlassen, in fremde Rollen schlüpfen, kreativ sind, und Vertrauen in die eigenen und die Impulse des Partners fassen." Bei der Präsentation vor Publikum entwickelten die Akteure aus dem Stegreif im kommunikativen Schlagabtausch eine Szene aus Worthülsen, die ihnen das Publikum zuwarf. Der tosende Applaus am Ende ihrer Vorführung war ein verdienter Lohn für eine beeindruckende Darstellung. "Erstaunlich, was man sich auf einmal zutraut", so eine Teilnehmerin, die vorher noch nie etwas mit Theater zu tun hatte. "Zwei Tage sind da aber zu wenig, es wäre schön, wenn es eine solche Gruppe regelmäßig geben könnte, ähnlich wie die Malgruppe im Franziskushaus", so ihre Anregung.
Bei Sabine Nelles, Malerin aus Bensheim, herrschte besonders reges Treiben. Sie malte mit Kindern der Kindertagesstätte St. Albertus. Alle präsentieren ihre Kunstwerke zum Thema Stadt - niemand wollte Land malen. Lola und Marie überlegten, welche Bilder denn nun am schönsten geworden sind und entschieden einstimmig: "Alle sind am schönsten!" Von großer Ameise an Leine bis hin zu zwei Gleitschirmfliegern, die auf einer Wiese landen, die Kreativität kannte keine Grenzen und es hat allen viel Spaß gemacht.
Im zweiten Workshop von Sabine Nelles begleitete die Künstlerin Malerinnen und Maler beim Experimentieren mit der Wirkung und Vielfalt an Farben. Ob abstrakt oder gegenständlich, mit Pinsel, Spachtel oder den Fingern ließen die Teilnehmenden ihrer Kreativität und Phantasie freien Lauf und staunten zum Schluss selbst über die gelungenen Kunstwerke.
"Die zwei Tage haben viele individuelle Talente zum Vorschein kommen lassen. Dank der richtigen Impulse zur richtigen Zeit durch unsere Gruppenleitungen", so das gelungene Resümee der Teilnehmerin Dorothee Spieß.