Eigentlich sind sie Konkurrenten. Denn brauchen Menschen in unterschiedlichster Not Hilfe, so können sie im Kreis Bergstraße unter den vielfältigen Angeboten von Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Deutschem Roten Kreuz, Diakonischem Werk, Paritätischem Wohlfahrtsverband sowie weiterer Träger wählen. Doch davon ist bei der Vorstellung der Liga der freien Wohlfahrtspflege nichts zu spüren. Denn schon 1978 hatten sich Vertreterinnen und Vertreter der fünf freien Wohlfahrtsverbände unter dem Dach der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Kreis Bergstraße vereint, um gemeinsam als politischer Akteur und Anwalt für die Schwachen mehr erreichen zu können. „Ungeachtet unterschiedlicher Werteorientierung vertreten wir alle die Interessen von hilfebedürftigen Menschen, wirken an der Gestaltung der Sozialpolitik im Kreis mit, positionieren uns gegenüber gesellschaftlichen Akteuren, gestalten die Rahmenbedingungen für soziale Arbeit mit Qualität und entwickeln innovative Ansätze für soziale Dienstleistungen“, so der Sprecher der Liga im Kreis Bergstraße Martin Fraune.
Die ambulante Pflege, die Wohnraumsituation im Kreis Bergstraße oder die Integration von geflüchteten Menschen seien derzeit die Themen, die die Liga mit politischen Vertretern bespricht. „Nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen wissen die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden um die sozialen Belange und die realen Rahmenbedingungen im Kreis. Diese Kenntnisse bringt die Liga in die politischen Gespräche auf Kreisebene und mit Verhandlungspartnern sowie Kostenträgern ein“, so der Sprecher.
In den 154 Einrichtungen und Diensten arbeiten rund 3.200 Mitarbeitende, so ist jede*r 30. im Kreis Bergstraße bei einem der fünf Wohlfahrtsverbänden beschäftigt. Dazu engagieren sich rund 1.500 Menschen ehrenamtlich. Mehr als 130 Millionen Euro Umsatz werden erzielt, berichtet Sebastian Parker von der Arbeiterwohlfahrt.
Somit gehören die Wohlfahrtsverbände mit ihren Einrichtungen und Dienststellen zu den großen Arbeitgebern im Kreis Bergstraße. „Durch ehrenamtliches Engagement, Beiträge von Fördermitgliedern, Spendern und aus Kirchensteuermitteln entlasten sie die öffentlichen Haushalte von Leistungen und Ausgaben für soziale Zwecke“, so Martin Fraune. Damit seien sie auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn Kaufkraft und Abgaben ihrer Einrichtungen und die Steuern ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärkten die Wirtschaftskraft im Kreis Bergstraße.
Diesen Aspekt unterstrich auch Irene Finger vom Diakonischen Werk. Die Sozialwirtschaftsstudie „Wir sind Gesellschaft“, die im Auftrag der Liga Hessen durchgeführt wurde, habe in den Ergebnissen gezeigt, dass öffentliche Mittel für soziale Arbeit sehr sinnvoll investierte Gelder seien. So zeige das Beispiel der Schuldnerberatung, dass jeder investierte Euro einen Return von 6,60 Euro bei Einsatz von Ehrenamtlichen habe. Ohne die Ehrenamtlichen vermindere sich dies um etwa 2,60 Euro. Neben diesem erheblichen Wirtschaftsfaktor, den die Wohlfahrtsverbände darstellen, sind sie eine wesentliche Stütze des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Sozialarbeit ist MehrWert, so die einhellige Meinung aller Liga-Vertreterinnen und Vertreter im Kreis Bergstraße.