Schon die Gästeliste zeigte, da geht eine große Netzwerkerin, da sich Persönlichkeiten aus Kirche, Stadt, Land und Bund Zeit zum Danke sagen nahmen.
„Du hast den Caritasverband durch dein Wirken bereichert, vielen Menschen auf ihrem Lebensweg Hoffnung und Perspektive gegeben, für die Stadt Bensheim und ihre Bürger*innen einen wertvollen Ort der Begegnung entwickelt“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein, die einen Einblick in die äußerst abwechslungsreichen Lebens- und Arbeitsjahre gab, auf die Cornelia Tigges-Schwering zurückblicken kann.
Nach ihrem Studium der Sozialarbeit zog sie im Alter von 25 Jahren von Münster in Westfalen an die Bergstraße und begann im Sozialpädagogischen Dienst für ausländische Familien. Dort kümmerte sie sich um die Anliegen und Probleme der italienischen, spanischen und kroatischen Familien. Lösungen für die Probleme zu suchen sei ein zentrales Anliegen von ihr gewesen. Schnell erkannte sie, dass die Sprachbarriere die Ursache vieler Probleme war und initiierte 1986 den ersten Sprachkurs für die Mütter mit Kinderbetreuung an der Bergstraße. Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert und vielen Frauen neue Perspektiven eröffnete. Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger gab es berufliche Unterbrechungen durch die Geburten eines Sohnes und zweier Töchter. Damit einher gingen ein Wechsel in die Allgemeine Lebensberatung und zum Betreuungsverein, den sie ab 1996 aufbaute. Rund elf Jahre später ermöglichte das Bensheimer Franziskushaus eine neue berufliche Herausforderung. Dort übernahm sie die Koordinationsstelle als das Haus vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zum Mehrgenerationenhaus Bensheim ernannt wurde. Die damalige Ministerin Ursula von der Leyen kam persönlich in Bensheim vorbei. Ein Termin, der Cornelia Tigges-Schwering in besonderer Erinnerung geblieben ist. Auftrag war, aus dem Franziskushaus einen offenen Begegnungsort für Menschen jeden Alters, mit unterschiedlicher Herkunft oder kulturellem Hintergrund zu schaffen. „Das ist voll und ganz gelungen. Das Haus ist voller Leben, leichte und schwere Themen haben ihren Platz“, lobt die Caritasdirektorin ihre Mitarbeiterin. Dem Haus habe sie ihre Handschrift verpasst wie keine andere und es durch ihr selbstständiges und strukturiertes Arbeiten und die hohe Eigenmotivation, die viele andere ansteckte, zur Marke in Bensheim gemacht. „Das war eine wertvolle Arbeit, für die ich gar nicht genug danken kann“, so Stefanie Rhein.
Cornelia Tigges-Schwering selbst sieht einen großen Anteil für den Erfolg auch im Konzept, viele Hilfen unter einem Dach anzubieten und bei der Bensheimer Bevölkerung. „Die Bensheimer waren immer mit im Boot. Wir haben gemeinsam geschaut was gebraucht wurde und wie es umgesetzt werden kann“, so die Koordinatorin, die sich immer durch eine hohe Teamfähigkeit auszeichnete. Der Computerkurs für Senior*innen sei der erste Kurs gewesen, der in Kooperation mit dem Seniorenbeirat entwickelt und angeboten wurde. Auch 16 Jahre später gibt es ihn noch, jedoch ergänzt an die aktuellen Bedarfe als Tablet- und Smartphone Kurs.
Die Wunschgroßeltern, die Lernpaten oder das Demenzfrühstück sind nur drei weitere Beispiele aus einer Vielzahl unterschiedlicher Angebote, die dank der guten Vernetzung der Koordinatorin initiiert wurden und zum Erfolgskonzept des Hauses mitbeigetragen haben. Zurzeit sind 64 Ehrenamtliche im Haus engagiert, sie alle fanden bei Cornelia Tigges-Schwering immer ein offenes Ohr für die unterschiedlichsten Fragen und Anliegen, tankten neue Motivation bei ihr auf und wurden von ihrem Elan angesteckt.
Nie auf den Lorbeeren auszuruhen gehörte zur Devise der heute 63-Jährigen. Keine Abendveranstaltung war ihr zu viel, um gute Verbindungen zu Kirchengemeinden, politischen Gremien und vielen weiteren Partnern aufzubauen und zu pflegen. Das alles mit einer nur 50-Prozent Stelle zu erreichen war ein Meisterwerk. Drei Jahre vernetzte die Sozialarbeiterin mit einem weiteren Stundenanteil das Einhäuser Caritaszentrum St. Vinzenz durch eine Vielzahl von Aktionen mit dem Sozialraum, bevor sie 2018 mit halber Stelle die Leitung des Migrationsdienstes in sehr turbulenten Zeiten übernahm. Ein Dienst, der auch im Mehrgenerationenhaus seinen Sitz hat.
Für die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und das zielgerichtete Arbeiten im Sozialpastoral überbrachte Pfarrer Christian Stamm seinen persönlichen Dank. Cornelia Tigges-Schwering habe viele Samen gesät, viel Saat sei aufgegangen und habe Früchte getragen.
Der Bergsträßer Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister lobte, in Bensheim sein mit dem Mehrgenerationenhaus eine Perle geschaffen worden, das sei ein großer Verdienst von Cornelia Tigges-Schwering, die das Konzept des Hauses mit Leben gefüllt habe. Die Politik müsse durch finanzielle Sicherheit dafür sorgen, dass die Strukturen bewahrt werden können und das, was aufgebaut wurde auch bestehen bleibe. Die geplanten Mittelkürzungen im Bereich der sozialen Infrastruktur der Ampel-Koalition in Berlin kritisierte er daher als den falschen Ansatz.
Der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf sieht im Mehrgenerationenhaus ein städtebauliches Highlight für Bensheim. Doch Gebäude müssen mit Leben gefüllt werden und das sei der Caritasmitarbeiterin bestens gelungen. Er dankte Cornelia Tigges Schwering für die ihre Verlässlichkeit, ihre positive Zugewandtheit und Direktheit.
Viel Dank gab es aber auch vom Team, kreativ in einen Stuhlkreis und in ein Lied verpackt, für eine Chefin, die sich immer für das Team eingesetzt habe und sich auch vor sie gestellt habe, wenn es nötig war.
Die Gäste vom Diözesancaritasverband Mainz, Veronika Heck-Klassen und Georg Wörsdörfer, lobten insbesondere die Netzwerkqualitäten und die Darmstädter Kollegin Antonia Estol dankte für die unkomplizierte Zusammenarbeit und das Vertrauen können in all den gemeinsamen Caritasjahren. Die stellvertretende MAV-Vorsitzende Beate Weidner-Werle dankte für das Engagement mit Herzblut und das mutige Einsetzen für die Themen der Zeit.
„Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug.“ Dieser Spruch von Hilde Domin sei all ihre Caritasjahre ihr Leitspruch gewesen, so Cornelia Tigges-Schwering. Neues zu bewegen sei für sie all die Jahre Herausforderung und Ansporn zugleich gewesen. Sie dankte ihrem Team, dem Vorstand und all ihren Weggefährt*innen für die gemeinsame Zeit. Sie habe in ihrem Arbeitsleben viele Menschen kennengelernt, Familien, denen es nicht gut ging und die durch die Hilfsangebote der Caritas neue Wege und Chancen erhalten haben. Das habe ihr immer den Schwung gegeben sich weiter zu engagieren. Bei aller Freude an der Arbeit habe manches auch viel Kraft und Energie gefordert, daher freut sich die Bensheimerin auf den neuen Lebensabschnitt mit Zeit für Garten, Fahrradfahren, Reisen und insbesondere die Familie mit zwei Enkelkindern.
Ihren Nachfolger Andreas Waldenmeier, der ihre beide Aufgabenbereiche übernimmt, hat sie seit Juli eingearbeitet und an vielen Stellen vorgestellt. Vorschläge sich da und dort nun ehrenamtlich zu engagieren, kommen fast täglich. „Irgendetwas werde ich auf alle Fälle auch machen. Jetzt nehme ich mir aber erstmal eine Auszeit.“