Im Rahmen der Armutswochen besuchte er das Zentrum, um sich mit Mitarbeitenden über ihre Arbeit und die soziale Lage im Süden Darmstadts auszutauschen.
Dienststellenleiterin Katrin Jäger gab dem Bischof einen Überblick über die Arbeit vor Ort und zeigte auf, was mit offenen Türen gelingen kann. Das Zentrum bündelt zahlreiche Hilfen unter einem Dach, von offenen Begegnungs- und Unterstützungsangeboten für alle Generationen bis hin zu spezialisierten Beratungsdiensten. "Viele Ratsuchende kommen wegen einer akuten Notlage in die Allgemeine Sozialberatung, doch oft verbirgt sich ein ganzes Bündel aus Sorgen von finanziellen Schwierigkeiten, Trennungssituationen bis hin zu psychischen Belastungen oder familiären Konflikten", berichtet Caritasmitarbeiter Leon Reinel. Da braucht es Beratung, Begleitung und Begegnung, all dies bietet das Caritaszentrum Eberstadt-Süden, getragen von einem Team aus 17 Fachkräften und vielen Ehrenamtlichen.
Laut aktuellem Sozialatlas der Wissenschaftsstadt Darmstadt gehört der Süden Darmstadts zu den Gebieten mit besonders hoher Armutsgefährdung. In der Kirchtannensiedlung mit rund 6.400 Einwohnerinnen und Einwohnern leben überdurchschnittlich viele Menschen mit geringen Einkommen. Etwa jedes sechste Kind wächst hier in einer Familie auf, die auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, und auch unter den Erwachsenen und Senior*innen ist die Armutsquote überdurchschnittlich hoch. Daher ist das Zentrum für die Menschen im Quartier ein wichtiger Ankerpunkt.
Neben der Sozialberatung gehören auch die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die Migrations- und Schwangerschaftsberatung sowie die Schuldner- und Insolvenzberatung zu den Angeboten. Im Rahmen der Gemeinwesenarbeit werden Bürgerinnen und Bürger ermuntert und gleichzeitig befähigt, ihre eigenen Lebensbedingungen vor Ort zu verändern. Dies erfolgt beispielsweise in Begegnungsprojekten wie dem Reparatur-Café, dem Senior*innen Treff mit Inhalt oder offenen Treffpunkten für Frauen und Seniorinnen. In Formaten wie der Stadtviertelrunde, die vom Caritaszentrum organisiert wird, kann über die individuelle Unterstützung hinaus auch Anteil an der Gestaltung des Quartiers genommen werden.
Um den Menschen in Eberstadt-Süden die jeweils passende Form der Unterstützung anbieten zu können, sind seit 2022 die Angebote der individuellen Beratung und der Gemeinwesenarbeit organisatorisch im Caritaszentrum Eberstadt-Süden zusammengeführt.
Die Gemeinwesenarbeit wird seit vielen Jahren in einem hohen Maße von der Stadt Darmstadt finanziert und unterstützt. Die Beratungsleistungen werden überwiegend aus Mitteln des Caritasverbandes und damit aus Kirchensteuermitteln finanziert. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass die Stadt die Gemeinwesenarbeit im Süden Darmstadts so engagiert fördert. Diese Unterstützung ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Arbeit vor Ort", betont Caritasdirektor Winfried Hoffmann. "Gemeinwesenarbeit und Beratung sind eng miteinander verzahnt, das Zusammenspiel beider Bereiche ist entscheidend, um Menschen nachhaltig zu stärken."
Die Bedarfe der Menschen in Eberstadt-Süden sind sehr groß. Immer wieder kommt es zu Wartezeiten im Caritaszentrum, weil die Mittel und damit die personellen Möglichkeiten beschränkt sind. Gerade die Allgemeine Sozialberatung, die oft der erste Anlaufpunkt in Krisen ist, steht durch die sinkenden Einnahmen an Kirchensteuern an allen Standorten auf wackeligen finanziellen Füßen. Daher stehen die Caritas-Armutswochen in diesem Jahr auch unter dem Motto "Türen offen halten - Allgemeine Sozialberatung sichern".
Starkes Netzwerk von Caritas, Kirche und Kommune
Das Caritaszentrum gehört zum Pastoralraum Darmstadt SüdOst. Dr. Michael Augenstein, Mitglied des Aufsichtsrates beim Caritasverband Darmstadt und ehrenamtlich in der Sozialpastoral St. Georg Eberstadt engagiert, berichtete, wie Kirche und Caritas durch eine lebendige sozialpastorale Arbeit vieles im Stadtteil bewegen. Richtige Erfolgsgeschichten seien Projekte wie die Kinderkleiderkammer St. Georg, die 2025 mit dem Kettelerpreis ausgezeichnet wurde, Initiativen wie Eberstadt an einem Tisch, die Sternenpost, das Singtreffen für Senior*innen oder das Treffen unterm Weihnachtsbaum. All das wird mit recht bescheidenen finanziellen Mitteln auf die Beine gestellt. Durch eine Mikroförderung konnte in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt ein Gesundheitsförderungsprojekt auf die Beine gestellt werden, welches sehr gut angenommen wird. "Wir sind dankbar, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt das Caritaszentrum Eberstadt Süden als Projektpartner ausgewählt hat", so Katrin Jäger.
Der Bischof zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Arbeit und dem Engagement der Mitarbeitenden. Der Besuch machte deutlich, wie wichtig die Allgemeine Sozialberatung als Dreh- und Angelpunkt des Hilfesystems, aber auch das Zusammenspiel von Beratung und Gemeinwesenarbeit, für die Menschen in Eberstadt ist und wie sehr diese auf stabile Unterstützungssysteme angewiesen bleiben. "Der Einsatz für Menschen in Not trägt zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei und zeigt, dass Caritas gesellschaftliches Miteinander ganz konkret gestaltet", sagte Bischof Kohlgraf.
"Hier begegnen sich Menschen auf Augenhöhe, unabhängig von Herkunft oder Lebensgeschichte. Das ist Kirche, die offen ist für alle und den Menschen in seiner Gesamtheit ernst nimmt, mit seinen Stärken und Bedürftigkeiten."
Caritas motiviere zugleich viele zum Ehrenamt und stärke so auch das Miteinander der Gesellschaft. Abschließend betonte er: "Wir leben in einer Zeit, in der wir soziale Sicherheit mehr denn je brauchen und die Arbeit von Caritas und Kirche unverzichtbar ist. Es gehört zu unserer Aufgabe, dies auch politisch zu äußern."
Kontakt:
Caritaszentrum Eberstadt-Süden, Kirchtanne 27 und 33 in Darmstadt-Eberstadt,
Fabrikstraße 9 in Pfungstadt,
Telefon: 06151 3949950