Immer samstags ab 14 Uhr füllen sich die Räume der Tagesstätte im Caritaszentrum Darmstadt mit Leben. Thomas Werner (Name geändert) kocht eine Kanne Kaffee nach der anderen, die Beschäftigung tut ihm gut und er macht es gerne. Vor neun Jahren hat er die Diagnose Borderline erhalten und wegen seiner Erkrankung die Caritas Beratungsstelle aufgesucht. Seither nutzt er deren Hilfeangebote. Angst, am Wochenende in ein Loch zu fallen, hat er nicht, denn seit über 25 Jahren bietet die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige den Samstagstreff als ambulantes Angebot am Wohnort an. "Das ist für mich ein ganz wichtiger Termin, denn ich wohne alleine und habe weder Familie noch Freunde, die ich am Wochenende besuchen würde", erzählt der Fünfzigjährige. Beim dreistündigen Samstagstreff vertreiben sich manche die Zeit mit Kniffel oder Rummikub, es wird gepuzzelt, Zeitung gelesen oder auch einfach nur bei Kaffee und Kuchen erzählt. Ehrenamtliche leiten und betreuen den Treff, der zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Gemeindepsychiatrischen Zentrums Darmstadt geworden ist. Seit über 20 Jahren dabei ist der 62jährige Harald Rauck, manche Besucher sind schon so lange dabei wie er selbst und so hat er zum Teil intensive Kontakte zu ihnen aufgebaut. Gut tue ihm der regelmäßige Austausch beim Koordinationstreffen, wo Koordinator und Dienststellenleiter Norbert Schüssele auch für Probleme und Schwierigkeiten mit Rat und Tat zur Seite stehe.
Derzeit wechseln sich sechs Frauen und drei Männer im Alter von 28 bis 85 Jahre ab, um jeweils zu zweit den Samstagstreff anzubieten. Trotz der unterschiedlichen Berufe von Taxifahrer, Sozialpädagogin, Psychologin, Kauffrau, Verwaltungsangestellte, Techniker oder Sachbearbeiter eint alle das Interesse, den psychisch kranken Menschen eine Alternative zum oftmals einsamen Wochenende anzubieten.
Gwénaelle Van Colen ist die jüngste unter den freiwillig Engagierten. Die Französin kam wegen ihres Studiums nach Darmstadt und erfuhr durch die Kirchengemeinde von dem Treff, den sie nun seit zwei Jahren begleitet. Sie freut sich auf die Gemeinschaft mit den psychisch kranken Menschen. Die Geselligkeit tue ihnen gut.
Seit dem Umzug des Treffs in Innenstadtnähe nutzen über 30 Männer und Frauen das Angebot. Neue Besucher sind ebenso herzlich willkommen wie Ehrenamtliche, die das Team verstärken.
Kontakt:
Norbert Schüssele, Caritaszentrum Darmstadt, Wilhelminenplatz 7
Tel.: 06151 60960
Info:
Papst Franziskus hat für das Jahr 2016 ein heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Die Jury des diesjährigen Ketteler-Preises hat das Thema aufgegriffen. Sie will mit der Auswahl der Preisträger das Thema Barmherzigkeit im Alltag sichtbar machen. "Die Arbeit dieser Menschen ist nicht nur für die unmittelbar Betroffenen hilfreich, sie stellt auch eine wirkliche menschliche und pastorale Bereicherung für unser gesamtes Bistum dar" so der Kuratoriumsvorsitzende der Ketteler-Stiftung Weihbischof Dr. Udo Bentz. Auf eine Reihenfolge der Preise hat die Stiftung bewusst verzichtet.
Den mit jeweils 2000 Euro dotierten Ketteler-Preis erhalten im hessischen Teil des Bistums die Initiative "Essen und Wärme" in Offenbach und der Samstagstreff im Gemeindepsychiatrischen Zentrum in Darmstadt sowie in Rheinland-Pfalz Schwester Maria Theresia Laux für die medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen. Ein Sonderpreis geht an den Mainzer Theologen Winfried Späth für seine Grabgänge und Trauerfeiern für Menschen ohne Konfession.