Ihr beruflicher Weg ist geprägt von Innovationsgeist und einem unermüdlichen Einsatz für die Verbesserung der psychiatrischen Versorgung – insbesondere im ambulanten Bereich.
Die Lust neues aufzubauen, prägte das Berufsleben von Monika Daum von Anfang an, zunächst drei Jahre im Krankenhaussozialdienst an der Bergstraße und von 1994 bis heute in der Gemeindepsychiatrie. Zunächst begleitete und beriet sie Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Darmstädter Tagesstätte und baute im Rahmen der Erweiterung der Tagesstätte diese und den CaféLaden mit auf. „Immer mit Herzblut für die betroffenen Menschen und mit Spaß an der Arbeit, aber auch immer mit einem systemkritischen Blick“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein bei der Abschiedsfeier. Das sei auch das Fundament für den neuen Weg gewesen, den sie 2012 mit dem damaligen Kollegen Bastian Ripper initiiert hatte.
Die Integrierte Versorgung – Lückenschluss für außerstationäre Krisenbegleitung
Nach dem Prinzip „ambulant statt stationär“ bot das ambitionierte Projekt der Integrierten Versorgung, eine auf die Lebenswelt und Bedürfnisse der Menschen abgestimmte komplexe Behandlungsleistung, die die weitere Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen und am Arbeitsleben ermöglichten. Als Koordinatorin übernahm Monika Daum die Personalverantwortung des Projektes und hat „ein grandioses Team geformt“, so Gründerkollege Bastian Ripper, der sich zum Abschied nochmals für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bedankte. Ein guter Spirit habe die Arbeit getragen und die Psychiatrie sei von einem „menschengerechten Gesicht“ geprägt gewesen. Für Monika Daum war es ein „Herzensprojekt“, auch wenn die Herausforderungen der Aufbauphase enorm waren – sowohl personell als auch organisatorisch. Neben dem Umbau und der Einrichtung der Räumlichkeiten in der Sturzstraße 9 entstand in kurzer Zeit ein bis zu 17-köpfiges multiprofessionelles Team, das sich um Menschen in Darmstadt, im Kreis Darmstadt-Dieburg, an der Bergstraße und im Odenwald kümmerte. Die Zahl der Betreuten wuchs rasant, innerhalb von nur zwei Jahren auf über 500. Der sofortige Hilfezugang ohne Wartezeit in einer akuten Krise konnte so manchen Krankenhausaufenthalt verhindern, auch weil eine Krisenwohnung zur Verfügung stand. Parallel entstand die Krisenhotline, mit einer 24/7 Erreichbarkeit, die nicht nur von Caritaseinrichtungen, sondern auch von Kooperationspartnern unterschiedlichster Branchen genutzt wird.
Prävention statt Chronifizierung – das FIGA-Programm
Ein weiterer Meilenstein war und ist die Frühzeitige Intervention psychische Gesundheit (kurz FIGA), denn häufig ist der Weg sehr lange bis Menschen, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden bzw. erstmalig in eine psychische Krise geraten, das für sie passende Hilfsangebot zu finden. „Das FIGA-Programm, entwickelt mit der Merck-BKK und der TU Darmstadt, ist ein echter Pionieransatz als präventives hochkarätiges Kriseninterventionssystem“, erklärte Monika Daum. Das Projekt wurde 2016 sogar mit dem Hessischen Gesundheitspreis als „innovativstes Projekt“ ausgezeichnet.
Caritasdirektorin Stefanie Rhein freut sich, dass Monika Daum ihr auch im neuen Lebensabschnitt als Referentin erhalten bleibt, da sie für den Verband das Fortbildungsangebot des Offenen Dialoges weiter anbieten wird. Das vernetzte Arbeiten war ein großes Steckenpferd der Koordinatorin und so hatte das Team zur Abschiedsfeier die Teamchefin mit einer offenen Dialogrunde überrascht, in der sie selbst der Mittelpunkt war. Es war ein Rückblick auf 34 Caritasjahre mit allen Höhen und Tiefen, die es in den letzten Jahren gemeinsam zu meistern galt.
Politische Stolpersteine
Nach wie vor ist die aktuelle Situation der Psychiatrie unzureichend und es stellt sich die Frage, wie eine unzureichende Gegenwart in eine bessere Zukunft gedreht werden kann. Dies zeigt sich am Beispiel der Integrierten Versorgung. Trotz des hohen Bedarfs an außerstationärer Krisenintervention und nachhaltiger, erfolgreicher Unterstützung stellten viele Krankenkassen aus verschiedenen Gründen das wegweisende Pilotprojekt ein – ausgerechnet in einer Zeit, in der psychische Erkrankungen weit vorne in der jährlichen Statistik vieler Krankenkassen stehen. Leider konnte eine Übernahme der ambulanten Komplexleistung in die Regelversorgung politisch nicht durgesetzt werden, sehr zum Nachteil einer sozial inklusiven Arbeit in der Psychiatrie.
Daher verabschiedet sich Monika Daum mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen mit dem Gefühl einer großen Dankbarkeit. Sie habe viele bewegende Rückmeldungen von Menschen erhalten, die durch ihre Arbeit und ihr Team Stabilität, Selbstvertrauen und Lebensperspektive zurückgewonnen haben. Zum anderen drückt sie umso mehr die Sorge, dass solch wichtige Innovationen ambulanter Komplexleistungen nicht weitergeführt werden.
Nach all diesen Turbulenzen freut sie sich nun darauf, dass sich ihr Leben etwas entschleunigt und weniger Verantwortung auf ihren Schultern lastet. Pläne für die neue Freizeit gibt es viele: Sie wird politisch aktiv bleiben, ist offen für ehrenamtliches Engagement und freut sich auf mehr Zeit für Familie, Freundinnen und Freunden, Gartenarbeit und Reisen.
Dadurch, dass sie seit April ihre Nachfolgerin Mareike Ermert eingearbeitet hat, weiß sie ihr Herzensprojekt auch weiter in guten Händen. „Deine engagierte Arbeit hat Wege geebnet und Leben gerettet“, brachte es Bürgermeisterin Barbara Akdeniz, die auch als langjährige Freundin an der Feier teilnahm, zum Ende auf den Punkt. Die Caritasdirektorin wünschte der Nachfolgerin viel Erfolg für die neue Aufgabe – und beim Setzen eigener Fußspuren.