Bei der Abschlussfeier des Arbeitsmarktprojektes Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft erhielten zum Jahresende insgesamt zwölf Teilnehmer*innen des Projektes das Zertifikat über den erfolgreichen Kursabschluss. Sie alle hatten sich in den letzten Monaten im Rahmen des Theoriekurses aber auch durch die praktische Mitarbeit in verschiedenen Einrichtungen der Altenhilfe auf eine berufliche Tätigkeit in den Bereichen Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft vorbereitet. Und dies unter erschwerten zeitlichen Bedingungen, denn das Projekt musste zum 31.12.2024 seine Türen schließen. Nach 19 Jahren erfolgreicher Durchführung der Maßnahme Aktivierung und Orientierung Altenpflege/Hauswirtschaft wurde die Weiterfinanzierung des Projektes völlig unverhofft im August zum Jahresende vom Kooperationspartner Neue Wege Keis Bergstraße aufgekündigt. Grund dafür sind angekündigte Mittelkürzungen des Bundes beim Eingliederungstitel der Jobcenter.
Für die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die im Karolinger Hof ihr Zertifikat erhielten, brachte die unerwartete Beendigung der Maßnahme besondere Herausforderungen mit sich. Auch für die Projektkoordinatorin Dorothee Spieß, die Praxisanleiterin Esperanza Sander und Jobcoach Nadine Spangenberg waren die letzten Monate besonders: "Ich bin wirklich froh, dass die Teilnehmenden dank ihrer hohen Motivation dies alles so gut geschafft haben, denn wir mussten in die verbleibende Zeit viel mehr Unterricht, Praxisstunden und Vermittlungsarbeit packen", so Dorothee Spieß.
Auch die Lehrerin Gabriele Brauer lobt das Engagement und die gute Zusammenarbeit der Gruppe. Sie ermunterte alle dazu, ihre Neugier und ihr Interesse an Neuem zu bewahren und mutig ihren Weg zu gehen. Auch sie bedauert sehr, dass die Maßnahme, die wirklich gebraucht werde, nun enden soll.
So bunt wie die Länder, aus denen die Menschen kommen, so unterschiedlich waren auch die Berufe und Schulabschlüsse der Teilnehmenden. Ob Köchin, Krankenschwester, Verkäuferin oder Arzt, sie alle eint der Wunsch wieder ins berufliche Leben einzusteigen. "Für mich ist es ein echter Neubeginn", erzählt eine Teilnehmerin. "Ich möchte Menschen helfen, auch im Alter ein gutes Leben zu haben. Meine Bewerbung habe ich schon geschrieben und hoffe, dass der Neuanfang funktioniert."
Viele ihrer Kurskolleg*innen haben schon konkrete Perspektiven für diesen Neuanfang: zwei Teilnehmer*innen haben bereits eine Stelle im Bereich Reinigung begonnen. Zwei weitere haben feste Zusagen für eine Anstellung in der Pflege zu Anfang des neuen Jahres und ein Teilnehmer überbrückt die Zeit bis zur Ausbildung in der Pflege mit einer Tätigkeit im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. Für alle anderen steht nun die Bewerbungsphase an. Auf diese wurden sie in den letzten Wochen im Projekt vorbereitet und mit Stellenanzeigen versorgt. "Es ist schade, dass wir nun in der Bewerbungsphase nicht mehr unterstützen können. Ich bin aber sehr optimistisch, dass die Teilnehmer*innen gute Chancen haben, im Bereich der Altenhilfe zeitnah eine passende und wohnortnahe Stelle zu finden " erklärt Jobcoach Nadine Spangenberg.
Auch in den vergangenen Jahren hat sich bei vielen Projektteilnehmer*innen gezeigt, dass mit Hilfe der Maßnahme ein beruflicher Neubeginn möglich war.
"In den 15 Jahren habe ich so schöne Erfolgsgeschichten erlebt. Unser Projekt hat so vielen Frauen und Männern mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten zu einem beruflichen Neustart geholfen. Immer haben wir genau geschaut, was es braucht, damit die Zeit im Projekt gut gelingen kann und wie der Weg einer jeden Teilnehmerin und eines jeden Teilnehmers danach weitergehen kann", berichtet Dorothee Spieß. Die erfolgreiche Vermittlungsquote gab dem Konzept recht. 75 Prozent der Teilnehmerschaft, die die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen haben, konnten nach Kursabschluss auf eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Altenhilfe bauen. Allein in den letzten 15 Jahren konnten 139 Teilnehmer*innen vermittelt werden. 22 haben danach eine pflegerische Ausbildung absolviert. "Das zeigt, dass neben dem Lichtblick auf eine gute und sichere berufliche Perspektive nach langer Arbeitslosigkeit das Projekt auch die angespannte Personalsituation in den Pflegeinrichtungen verbessert hat. Damit war die Maßnahme für alle Beteiligten ein echter Gewinn", so Projektleiter Andreas Waldenmeier. Diese Ansicht teilte auch der Kostenträger über all die Jahre, der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter -, der als finanzierende und zuweisende Stelle viele Menschen in das Projekt vermittelt hat. Aufgrund der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) angekündigten Mittelkürzungen kann die Maßnahme jedoch leider nicht mehr aufrechterhalten werden.