Mit einem Festgottesdienst in der Katholische Kirche St. Aposteln begann die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der ambulanten Pflege. Pfarrer Dr. Ronald A. Givens stellte in seiner Predigt das Caritas-Jahresmotto "Caritas öffnet Türen" in den Mittelpunkt. Die Pflegekräfte seien wahre "Herzensöffner" bei den Bedürftigen und trügen damit zu einer solidarischen und gerechten Gesellschaft bei. Es brauche Herzblut, damit ein Dienst über Jahrzehnte bestehen könne: "Manchmal braucht es einen Keil, damit die Tür nicht zufällt. Diesen Keil haben Caritas und viele Engagierte hier gesetzt. Wir danken für 50 Jahre Türöffner und Keil-Sein."
Es braucht ein ganzes Dorf, um einen Pflegedienst zu gründen und zu erhalten
Im Anschluss moderierte Herr Klaus Mandel den Festakt, der von einer Vielzahl an Beiträgen geprägt war. Die Leiterin des ambulanten Pflegedienstes, Claudia Dewald-Haas stellte in ihrer Rede die Frage, was es braucht, damit ein Pflegedienst nicht nur gegründet, sondern auch dauerhaft bestehen kann. Neben einem verlässlichen Träger wie dem Caritasverband Darmstadt brauche es Innovation und mehrere Standbeine. In Viernheim gehörten dazu neben der Pflege und Hauswirtschaft viele Jahre lang auch Familienpflege, Beratungen, Pflegekurse sowie seit 2004 die Seniorengruppe "Vergissmeinnicht" für demenziell Erkrankte. Die Leiterin machte aber auch deutlich: "Damit unser Beruf für junge Menschen wieder attraktiver wird, müssen im Bund politische Maßnahmen ergriffen werden. Es braucht eine gerechte Vergütung der Pflegeleistungen und bessere Rahmenbedingungen." Gleichzeitig brauche es einen Verband, der Sicherheit gibt, Mitarbeitenden Weiterentwicklung ermöglicht und Türen öffnet. "Und es braucht engagierte Menschen, die tagtäglich Türen öffnen, in Wohnungen und in die Herzen der Menschen." Sie zog das Bild eines Dorfes heran: "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Und es braucht ein ganzes Dorf, um einen Pflegedienst zu gründen und zu erhalten."
Was wäre, wenn wir mutig sind
Caritasdirektor Winfried Hoffmann erinnerte an den Mut der Gründerinnen, die vor fünf Jahrzehnten ohne gesicherte Finanzierung den Pflegedienst ins Leben gerufen haben: "Mut prägt uns bis heute, bei Innovationen, beim nachhaltigen Handeln und auch dort, wo Strukturen nicht vollständig refinanziert sind." Der Caritasdirektor schlug die Brücke zu den Worten von Klimaaktivistin Luisa Neubauer: Mut werde einfach, wenn man sich auf das konzentriere, was die Welt schön und lebenswert mache. Er dankte dem Team, den ehemaligen Mitarbeitenden und den Ehrenamtlichen für ihr Engagement und dankte der Kirchengemeinde und der Stadt für das gute Miteinander.
Auch Bürgermeister Matthias Baaß würdigte die große Bedeutung des Pflegedienstes für die Stadt. Er brachte ein Geschenk mit, das die Mitarbeitenden zu einem gemeinsamen Pizzaabend einlädt. "Sie leisten große und wichtige Dienste für die Menschen in Viernheim", betonte er. Gerade in Zeiten, in denen andernorts ambulante Pflegedienste wegen Personalmangel und finanzieller Sorgen schließen müssten, sei die Caritas-Struktur von unschätzbarem Wert. "Neben der Bezahlung ist die Dankbarkeit der Klientinnen und Klienten ein zweiter, wertvoller Lohn für Ihre Arbeit."
Für eine besonders emotionale Note sorgten die Pflegekräfte selbst. Gemeinsam präsentierten sie das Lied "Wir halten zusammen", das eindrucksvoll zeigte, mit welchem Teamgeist und welcher Verbundenheit sie ihrer Arbeit nachgehen.
Nach den Reden und Beiträgen fand die Feier ihren Ausklang im Viernheimer Ratssaal. Bei Kaffee, Kuchen und einem gemeinsamen Essen war Gelegenheit zum Austausch, zum Rückblick auf fünf Jahrzehnte und zum Blick nach vorn.