„Was schätzen Sie? Wie viel Geld wird im Monat in Hessen verspielt?“, so stand es auf einer großen Bodenplane, die die Fachberaterin für Glücksspielsucht Helga Lack auf dem Ludwigsplatz vor dem Bismarckdenkmal ausgebreitet hatte. Viele Passanten in der Darmstädter Innenstadt hielten inne und kamen mit der Fachberaterin und ihrer Kollegin Alexandra Neumann ins Gespräch. Die Caritasmitarbeiterinnen und der Studienpraktikant Paul Miksch ermunterten die Passanten einen Chip auf die Plane in einer Spanne von 100.000 Euro bis 50 Millionen Euro zu legen. Viele waren sich einig, dass es über 10 Millionen sind, doch dass in den hessischen Spielhallen monatlich 29 Millionen Euro verspielt werden, mit den gastronomischen Betrieben sogar 38 Millionen Euro, verwunderte und erschreckte dann doch.
„Das Spielen an Geldspielautomaten gilt als das risikoreichste Glücksspiel. Über 80 Prozent der Personen, die Fachberatungen aufsuchen, sind von Geldspielautomaten abhängig“, so die Caritasmitarbeiterin. Beim jährlich stattfindende Aktionstag, initiiert von der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS), informieren HLS und 13 örtliche Fachberatungen über die Schattenseiten des Glücksspiels. „Aber mein eigentliches Hauptanliegen ist es, über die Hilfemöglichkeiten zu informieren. Glücksspielsucht gilt heute als eigenständiges Krankheitsbild und ist seit 2001 von den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern als behandlungsbedürftige Krankheit anerkannt.“
Ein Hilfeangebot findet sich in Darmstadt in der Wilhelm-Glässing-Straße 15-17. Dort berät Helga Lack in der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Darmstadt e. V. Betroffene und Angehörige zu ihren Fragen zur Glücksspielsucht. „Es ist wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Nicht zu warten bis Beziehungen zerstört und Familien am Ende sind und Betroffene nicht mehr aus den Schulden heraus kommen.“ 115 Betroffene und Angehörige hat sie im letzten Jahr beraten. Mehr als achtzig Prozent der Betroffenen sind männlich.
Nach repräsentativen Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind in Hessen 33.000 Menschen an Glücksspielsucht erkrankt. Helga Lack ist für die Stadt Darmstadt, den Landkreis Darmstadt-Dieburg und den Kreis Groß-Gerau zuständig, dort leben demnach rechnerisch rund 4.000 Spielsüchtige. „Da nur vergleichsweise wenig Betroffene sich Hilfe suchen, muss auf die Prävention ein starkes Augenmerk gelegt werden“, so die Fachfrau. Eine Reduzierung der Verfügbarkeit über längere Schließzeiten der Spielhallen und gesetzliche Abstandsregelungen seien dringende Forderungen für einen wirksamen Spielerschutz.
Helga Lack weiß was es bedeutet, wenn die Glücksspieler in der sogenannten Verzweiflungsphase ankommen. „Da schrecken die Väter nicht mal mehr vor den Sparbüchern ihrer eigenen Kinder zurück. Die Verschuldung ist immens. Die Menschen sind existentiell am Ende, die Suizidgefahr ist viermal so hoch wie bei anderen Süchten.“ Da bei der Spielsucht gute Heilungschancen bestünden, sei es wichtig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um zu erfahren, wie man mit Spielabhängigkeit umgeht. Pro Spieler sind 10-15 Menschen von der Sucht mitbetroffenen, z.B. Angehörige, Freunde, Kollegen. Sie leiden teilweise erheblich unter den Auswirkungen der Spielsucht und haben bei der Fachberaterin im Suchthilfezentrum ebenfalls die Möglichkeit, Hilfe zu bekommen.
Helga Lack berät kostenlos und anonym und vermittelt auch in unterstützende ambulante und stationäre Behandlungen. Jeden Dienstag trifft sich außerdem eine Selbsthilfegruppe für Glücksspielabhängige zwischen 18.00 – 20.00 Uhr in der Fachklinik am Birkenweg 17, in Darmstadt. Hier kann jeder vorbei kommen und sich mit anderen Betroffenen austauschen.
Kontakt:
Fachberatung für Glücksspielsucht
Wilhelm-Glässing-Straße 15 – 17
64293 Darmstadt
Telefon: 06151 – 500 28 40
Email: h.lack@caritas-darmstadt.de
Kostenlose Hotline: 0800 88 77 600
Anonyme Online-Beratung: www.suchthilfe-hessen.de
Selbsthilfegruppe für Glücksspielabhängige
Fachklinik „Am Birkenweg“
Birkenweg 17
64295 Darmstadt
Telefon: 0160 – 90315302
Email: shg-spieler-da@gmx.de