Im Caritaszentrum Eberstadt Süden empfängt eine rot Tür die Besucherinnen und Besucher. Sie gehört zur bundesweiten Aktion „Caritas öffnet Türen“, darin macht der Deutsche Caritasverband auf die sozialen Herausforderungen und strukturellen Probleme aufmerksam, mit denen Einrichtungen der Wohlfahrtspflege täglich konfrontiert sind. Auch der Vorstand des Caritasverband Darmstadt e. V. benennt beim Pressegespräch im Caritaszentrum Eberstadt Süden konkrete Probleme mit dem Fokus auf die sozialraumorientierte Arbeit. Ein erheblicher Teil der Gemeinwesenarbeit werde über Eigenmittel des Caritasverbandes, darunter auch Kirchensteuermittel, finanziert – doch auch diese Mittel stünden durch sinkende Kirchensteueraufkommen zunehmend unter Druck. Umso wichtiger sei eine verlässliche öffentliche Förderung, denn nur mit verlässlicher Unterstützung könnten Türen für alle offen bleiben.
Die Menschen im Mittelpunkt
In Eberstadt-Süden ist das Caritaszentrum ein Ankerpunkt im Quartier Kirchtannensiedlung. Die GWA versteht sich als Impulsgeberin, Unterstützerin und Vernetzerin. Ob eine Demonstration für Demokratie und Vielfalt, das Demokratiefest zum internationalen Tag der Toleranz oder interkulturelle Frühstücke – hier geht es um mehr als Beratung. „Es geht um das Miteinander, um Teilhabe, um die aktive Mitgestaltung des Zusammenlebens“, sagt Katrin Jäger, die mit ihrem Team eng mit lokalen Akteuren zusammenarbeitet. Ob Hochschule, Kirchengemeinden, Jugendzentren, Vereine oder Stiftungen, sie alle haben den Wunsch nach einem lebendigen, inklusiven und demokratischen Miteinander. Insbesondere der Dotter-Stiftung, der Stiftung Hoffnung für Kinder und der Sparkasse sei das Zentrum für die Förderung vieler Angebote, die sonst nicht realisiert werden könnten, sehr dankbar.
Auch im Caritaszentrum PaMo ist die Gemeinwesenarbeit (GWA) seit Jahrzehnten tief im Quartier verwurzelt. Dank der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Akteur*innen im Stadtteil – wie etwa örtlichen Trägern der Wohlfahrtspflege, Kirchengemeinden, Firmen, Gewerbetreibenden oder Vereinen – ist das Zentrum hervorragend vernetzt. Das Zentrum biete eine Vielzahl von Angeboten: von der Allgemeinen Sozialberatung über offene Gruppenangebote für Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche und Senior*innen, bis hin zu generationsübergreifenden Veranstaltungen wie dem MoCa-Frühstück, Stadtteilfesten, Ferienprogrammen oder Events im Advent, sagt die Leiterin Clivia Zerfaß. Mit ihrem Team steht sie den Bewohner*innen für unterschiedlichste Fragen und Anregungen zur Seite. „Wir vernetzen, vermitteln, stärken Ressourcen und fördern die Hilfe zur Selbsthilfe.“ Die sozialen Realitäten im Viertel seien komplex, ergänzt Caritasdirektor Winfried Hoffmann. „Die Angebote sind niederschwellig und lebensnah, doch die Finanzierung ist immer wieder ein Kraftakt.“
Fehlende Räume, übervolle Beratungsangebote, strukturelle Probleme im Stadtteil, die Herausforderungen sind für beide Zentren vielfältig, dennoch öffnen die Zentren täglich viele Türen. "„Hinter jeder geöffneten Tür stehen Menschen mit konkreten Lebensfragen – und Mitarbeitende, die täglich zwischen Engagement und Ressourcenmangel balancieren müssen“, sagt Caritasdirektor Winfried Hoffmann.
Ein Schlüssel zum sozialen Frieden – aber der Schlüssel klemmt
„Die Gemeinwesenarbeit in Darmstadt ist ein Schlüssel zu sozialem Frieden, Integration und Resilienz. Sie bringt Menschen zusammen, vermittelt Hilfe, gibt Orientierung und Stimme. Da ist es mehr als bedauerlich, dass diese Arbeit zunehmend unter Druck steht“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein. Die steigende Nachfrage treffe auf begrenzte Ressourcen, die Finanzierungen seien oft projektbezogen und kurzfristig, so dass feste Strukturen und langfristige Absicherung fehlten.
„Frieden beginnt im Kleinen“, sind sich die Caritasmitarbeitenden einig – durch Dialog, Akzeptanz und Chancengleichheit. „Doch dieser Frieden ist nicht zum Nulltarif zu haben. Gemeinwesenarbeit braucht verlässliche Förderung, politische Rückendeckung und gesellschaftliche Wertschätzung.“
Es brauche eine langfristige Sicherung der Gemeinwesenarbeit, einen Ausbau bestehender Angebote und Stärkung von Netzwerken, Investitionen in Raumangebote für Begegnung und Beteiligung sowie politische Anerkennung der GWA als tragende Säule sozialer Stadtentwicklung.
Zahlen, Daten, Fakten:
- 500 Teilnehmende bei der Demonstration für Demokratie und Vielfalt
- 300 Menschen beim Demokratiefest zum internationalen Tag der Toleranz
- 150 Besucher*innen beim Nachhaltigkeitsaktionstag
- Über 30 Jahre MoCa-Frühstück – täglich gelebte Gemeinschaft
- Mehrere tausend Ratsuchende jährlich in beiden Zentren
Angebote der Caritaszentren in Darmstadt:
Caritaszentrum „Eberstadt Süden“
Kirchtanne 27 und 33
64297 Darmstadt-Eberstadt
Telefon: 06151 394990
- Gemeinwesenarbeit, Telefon 06151 3949950
- Sozialberatung/ Existenzsicherung
- Einzel-, Paar-, Familienberatung
- Migrationsberatung, Telefon 0151 10843214
- Schwangerschaftsberatung
- Schuldner*innenberatung / Insolvenzberatung
Caritaszentrum Pallaswiesen- / Mornewegviertel „PaMo“
Kirschenallee 180, 64293 Darmstadt
und
Feldbergstraße 27, 64293 Darmstadt
Telefon: 06151 707210
- Gemeinwesenarbeit
- Programm "Sozialer Zusammenhalt"
- Schwangerschaftsberatung
- Schuldner*innenberatung
- Einzel-, Paar-, Familienberatung
- Allgemeine Sozialberatung